Internationaler Markt

Die Rohölpreise stiegen gestern kräftig an und stehen heute wieder knapp über 80 Dollar je Barrel. Das ist ein Preisniveau, zu dem Brent-Rohöl schon seit zwei Jahren immer wieder zurückkehrt. Starke tägliche Preisschwankungen ohne klaren Trend: Das deutet darauf, dass die Ölbörsen fest in der Hand der „Algos“ ist, also der Handelsprogramme der Spekulanten, die sich ganz auf die Algorithmen ihrer Computer verlassen.

Sie suchen nach kurzfristigen Preistrends, die nur Minuten oder einige Stunden andauern. Dort steigen sie mit ihrem kreditfinanzierten Kapital ein und verstärken den Trend dadurch. Schon nach kurzer Zeit versilbern sie ihre Kursgewinne und steigen wieder aus, um die Risiken zu begrenzen. Dann suchen sie nach dem nächsten Trend. Bei dieser Strategie spielt es keine Rolle, ob die Preise steigen oder fallen. Mit beiden Optionen lässt sich Geld verdienen, wenn man auf das richtige Pferd setzt.

Dieser Typ von automatisierter Spekulation hat sich in den letzten Jahren immer stärker verbreitet. Der Vorteil: Er ist relativ risikoarm und kann von Tradern eingesetzt werden, die nicht einmal den blassesten Schimmer vom Ölmarkt haben. Wenn der Ölmarkt jedoch durch massive Störungen in Aufruhr ist, dann bleiben die meisten „Algos“ dem Markt fern. Starke Preissprünge und Preistrends könnten das finanzielle Aus bedeuten, wenn sie sich auf der falschen Seite des Marktes befinden.

Das ereignisarme Auf und Ab der letzten Monate war daher das ideale Spielfeld der „Algos“. Die Marktkräfte sind im Gleichgewicht: Die schwache globale Ölnachfrage zieht die Ölpreise nach unten, während kurzfristige Störungen immer wieder für eine Preiserholung sorgen.

Im Moment ist Libyen für den Aufwind verantwortlich. Die Förderausfälle steigen von Tag zu Tag. Im Moment scheint mehr als die Hälfte der Anlagen stillzuliegen. Schon bald könnte dem Markt etwa 1 Mio. Barrel pro Tag fehlen. Angeblich will auch der Irak seine Produktion kürzen, wenn auch nur um etwa 0,3 Mio. Barrel pro Tag. Das Land hatte seine OPEC-Quoten in den letzten Monaten ständig überschritten, aber gelobt nun Besserung.

Schon diese eher vagen Nachrichten reichen im Moment aus, um die Ölpreise weltweit nach oben zu tragen. Der Handel in Europa startet mit Aufschlägen. Aktuell kostet Brent-Rohöl 80,60 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 76,47 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 712,50 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9020 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,1083 Dollar.

Nationaler Markt

Der Heizölmarkt ignoriert bisher den Anstieg der internationalen Rohölpreise. Ähnlich wie gestern zeigt die Heizölpreis-Tendenz einen landesweiten Durchschnittspreis von etwas über 94 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).

Der Markt bleibt lebendig. Die Bestellmengen liegen wie schon die ganze Woche etwas über dem Durchschnitt, was angesichts der anhaltend niedrigen Preise nicht überraschen kann. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen anzeigt, bleibt auf der einer hohen Stufe. Das mathematische Tiefpreis-System, das Preistrends auswertet, rät nun wieder zum Kauf, während die tägliche Lesereinschätzung einen unverändert ausgeprägten Preisoptimismus zeigt.

Die Pegel auf dem Rhein nähern sich auch in diesem Jahr im Spätsommer kritischen Werten. Die Binnenschiffe können nur noch die Hälfte laden, wenn sie bis nach Süddeutschland kommen wollen. Die Transportkosten legen deutlich zu. Sie stiegen z.B. von Rotterdam nach Karlsruhe in den letzen zehn Tagen um 70 Prozent. Das erhöht die Kosten vor Steuern um umgerechnet etwa einen Cent pro Liter Heizöl.

Für die nächste Woche ist Regen angesagt, aber noch ist unklar, ob die Niederschlagsmengen ausreichen werden, um das Niedrigwasser zu beenden. Zumindest Süddeutschland soll im September warm und trocken bleiben. Die Temperaturen sollen in der ersten Monatshälfte etwa 5 Grad über den langjährigen Durchschnittswerten liegen.

Fazit: Der aktuelle Anstieg der internationalen Rohölpreise sollte nicht überbewertet werden. Die Preise bleiben derzeit in ihrer Seitwärtsbewegung. Wer vor einem leeren Tank steht oder langfristig vorsorgen will, sollte sich jetzt entspannt nach einem Angebot mit niedrigen Preisen und guten Lieferbedingungen umsehen.

In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.

Quelle: esyoil