Internationaler Markt
Der Preis für Rohöl folgt seit Juni einem klaren Abwärtstrend. In den Heizölpreisen hierzulande findet man diesen Trend nicht wieder. Das hat einige Gründe, die im nationalen Markt verankert sind. Grundsätzlich liegt es aber an der Preisentwicklung für Gasöl. Die verlief im gleichen Zeitraum seitwärts. Gasöl ist ein sogenanntes Mitteldestillat, das zu den Raffineriehauptprodukten gehört. Es ist die Basis für Diesel- und Kerosinkraftstoff, sowie Heizöl. Analog zu Rohöl gibt es auch für Gasöl standardisierte Kontrakte (Futures), die das Produkt und seine Preisbildung börsentauglich machen.
In den divergierenden Preisentwicklungen zwischen Rohöl und Gasöl kam die unterschiedliche Verfügbarkeit der beiden Waren zum Ausdruck. Während sich der Rohölmarkt bereits zu entspannen begann, war der Raffineriemarkt noch unterversorgt. Es handelt sich dabei um Nachwehen der Corona-Pandemie. Wenn die wirtschaftliche Erholung wie gewünscht verliefe, würde sich an dem Problem kurzfristig nichts ändern. Nun sieht es aber so aus, als fiele der Gasölpreis ebenfalls in den Abwärtstrend. Die allgegenwärtig zu vernehmende Rezessionsaussicht scheint das möglich zu machen.
Neben vielen Auguren reihen sich Internationaler Währungsfonds (IWF) und Weltbank in den Club derer ein, die die Wirtschaft vor einer langanhaltenden Abkühlung sieht. Auf den Titel Rezession verzichtet die Weltbank zwar noch. Sie prognostiziert nur eine Stagflation. Das ist ein Nullwachstum mit hoher Inflation. Der IWF benutzt das gefürchtete Wort indes bereits zur Beschreibung der nahen Zukunft. Einige Länder werden die Rezession in 2023 definitiv erleben. Eventuell wird sie sich global ausbreiten.
Selbst wenn die Rezession bestimmten Ländern nominell erspart bliebe, wird sich die Entwicklung für die Menschen wie eine solche anfühlen. In Afrika beispielsweise hat der Hunger bereits in den letzten zwei Jahren um ein Drittel zugenommen. Gemäß der Weltbank wird eine wachsende Zahl von Ländern mit mittlerem Einkommen große Probleme bekommen. Viele Länder tragen ohnehin schwer an der Last hoher Schulden. Der Umstand macht es erforderlich, die Wachstumsprognosen von drei Viertel aller Länder zu dezimieren.
Derlei Aussichten und die schockierenden Maßnahmen der Notenbanken zur Inflationsbekämpfung treffen nun auch die Gasölnotierungen. Bereits in dieser Woche wird die US-Notenbank die nächste Zinskeule schwingen, um des Problems Herr zu werden. Kollateralschäden für die Wirtschaft sind dabei unvermeidlich. Deshalb sollte sich die Angelegenheit auch dämpfend auf die Gasölnachfrage auswirken und als Konsequenz die Preise substanziell tiefer legen.
Gegenanzeigen dazu kommen aus China in Form positiver Konjunkturdaten und von einigen Ölförderländern, wie Kasachstan und diversen OPEC-Mitgliedern, in Form von unerwarteten Produktionsausfällen. Sie könnten Preisrückgänge bremsen aber vermutlich nicht stoppen, da sich die Rezessionsängste selbst im Wachstumsprozess befinden.
An den Ölbörsen zeigt sich heute Morgen bereits wieder der inständige Drang zum Abgang der Bewertungen. Noch ist er nominell unbedeutend. Das Potenzial für Zählbares ist aber klar vorhanden.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 87,89 Dollar und das Barrel Brent zu 94,06 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 1.070,75 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9861 Euro. Damit kostet der Euro 1,0138 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise fallen, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Heute Morgen findet die Bewegung zwar noch keine messbare Fortsetzung. Die Aussichten dafür sind aber positiv. Ein nennenswerter Teil des Preisnachlasses kommt vom internationalen Handel. Der Binnenmarkt steuert freundliche Umstände über den Zustand der Wasserstraßen und der Frachtkosten bei. Die Pegel steigen und die Kosten fallen. Unverändert bleibt das Problem der hohen Nachfrage und der unzureichenden Logistikkapazitäten. Sie halten die Preise deutlich über dem üblichen Kalkulationsniveau und zwingen Händler zum temporären Aussetzen von Heizölangeboten.
Eine neue Baustelle wird mit der zwangsweisen treuhänderischen Übernahme von Anteilen der deutschen Tochter des russischen Ölgiganten Rosneft an den Raffinerien Schwedt, Karlsruhe und Vohburg aufgemacht. Es ist einiger juristischer Hickhack zu erwarten. Auf die Heizölpreise sollte die Maßnahme allenfalls im Osten Deutschlands kleine Auswirkungen zeigen.
Die Heizölbestellungen kommen in hoher Frequenz herein. Ursächlich ist der jüngste Preisrückgang. Er hindert viele Verbraucher nicht daran, auf noch günstigere Preise zu spekulieren. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Auch wenn die Preisaussichten gut sind, sollten Sie präventiv kaufen, um mit Ihrer Bestellung nicht in eine Versorgungskrise zu geraten.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser. Weitere Informationen.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil