Internationaler Markt
Die Rohölpreise erholen sich heute den vierten Tag in Folge vom Preistief der letzten Woche. Aktuell kostet Brent-Rohöl knapp 74 Dollar je Barrel.
Der Rückenwind kommt vor allem aus Washington und Brüssel. Die Biden-Administration und die EU wollen ihre Sanktionen gegen russisches Öl verschärfen. Das soll vor allem die Schattenflotte treffen, also die Armada von Tankern, die russisches Öl von den Häfen in der Ostsee und dem Schwarzen Meer vor allem nach Indien und China transportieren. Sie sind oftmals unzureichend versichert und auch in einem schlechten technischen Zustand. Es gab bereits mehrere Unfälle und es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis es zu einer großen Ölverschmutzung an den Stränden in Europa oder Asien kommt.
Das 15. Sanktionspaket der EU setzt nun 45 weitere Tanker auf eine Schwarze Liste. Auch die scheidende US-Regierung will in den letzten Tagen ihrer Amtszeit zusätzliche Tanker sanktionieren. In der Praxis heißt das in den meisten Fällen, dass diese Schiffe aus dem Verkehr gezogen werden. Das wird die russischen Ölexporte nicht stoppen, aber es wird für Moskau schwieriger und teurer werden.
Die Russlandpolitik der neuen Trump-Regierung ist noch nicht klar. Deutliche Worte findet man aber bereits zum Thema Iran. Der Kandidat für den Posten des Nationalen Sicherheitsberaters kündigte einen sehr viel härteren Kurs gegenüber Teheran an, der vor allem die Einnahmen aus dem Ölgeschäft treffen soll. Das würde vor allem chinesische Ölkonzerne treffen, die seit Jahren die einzigen Großkunden des iranischen Regimes sind.
Es wird bereits spekuliert, wie lange sich das Mullah-Regime noch halten kann. Nach dem plötzlichen Sturz Assads in Syrien und der militärischen Niederlage der Hisbollah- und Hamas-Terrormilizen steht der Iran weitgehend isoliert da. Die Allianz mit Russland ist ein reines Zweckbündnis auf Zeit. Auch Peking wird sich wie üblich zurückhalten, wenn sich der Konflikt zwischen Teheran und Washington zuspitzen sollte.
Während also die ölpolitischen Spannungen steigen und die Preise unterstützen, kommen aus dem Ölmarkt selbst eher entspannte Signale. Das OPEC-Sekretariat hat seine Nachfrageprognosen im neuen Monatsbericht gestern wie erwartet erneut gekürzt.
Auch der amerikanische Ölmarkt wirkt weiterhin sehr gut versorgt. Die Tankstellenpreise liegen auf einem Mehrjahrestief und die Lagerbestände wachsen. Der aktuelle Wochenbericht zeigt zwar, dass die Rohölbestände leicht fielen, aber dafür legten die Vorräte an Heizöl/Diesel und Benzin umso kräftiger zu. Auch die geschätzte heimische Ölförderung liegt auf einem neuen Allzeithoch, während die Nachfrage auf dem Vorjahresniveau bleibt.
Hier die Zahlen des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und der Umfrage des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Sie zeigen die Veränderung der Lagerbestände im Vergleich zur Vorwoche und weitere Indikatoren zum amerikanischen Ölmarkt:
Rohöl: -1,4 Mio. Barrel (DOE) bzw. +0,5 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: +3,2 Mio. Barrel (DOE) bzw. +2,5 Mio. Barrel (API)
Benzin: +5,1 Mio. Barrel (DOE) bzw. +2,9 Mio. Barrel (API)
Rohölförderung: 13,6 Mio. Barrel pro Tag (0,5 Mio. über Vorjahresniveau)
Ölnachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 20,1 Mio. Barrel pro Tag (0,2 Mio. über Vorjahreswert)
Die Ölbörsen reagieren auch heute mit moderaten Preisaufschlägen auf die gemischten Signale. Brent-Rohöl kostet im Moment 73,73 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 70,41 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 676,75 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9503 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0519 Dollar.
Nationaler Markt
Der deutsche Heizölmarkt folgt den internationalen Vorgaben. Der Brennstoff wird heute etwas teurer. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einenlandesweiten Durchschnittspreis von 94,3 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Damit kostet Heizöl allerdings noch immer zehn Prozent weniger als vor einem Jahr.
Trotzdem schreckt das Preisniveau jetzt mehr Interessenten ab. Die Zahl der Bestellungen fiel im Wochenverlauf auf ein nur noch durchschnittliches Niveau zurück.
Auch das Schwarm-O-Meter zeigt nur noch eine mittlere Kaufbereitschaft nach Preisanfragen. Die Zahl der Preispessimisten steigt derweil an. Ein Anteil von 30 Prozent der Stimmen in der täglich ermittelten Lesereinschätzung liegt über dem Durchschnitt.
Für Schwarzmalerei besteht dennoch kein Anlass. Die höheren CO2-Abgaben ab Januar müssten mittlerweile eingepreist sein. Gleichzeitig hat sich an der Großwetterlage im Ölmarkt nichts verändert: Noch immer ist der Ölmarkt sehr gut versorgt. Die Verbraucher können sich also in aller Ruhe nach passenden Angeboten umschauen.
Nach wie vor gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Preise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil