Internationaler Markt

Die Rohölpreise legen leicht zu und stehen heute Morgen bei 76 Dollar je Barrel. Dennoch fällt auf, dass das durchschnittliche Preisniveau seit dem August um etwa fünf Dollar gefallen ist. Bis dahin schwankten die Preise um die Marke von 80 Dollar je Barrel, doch in den letzten Monaten kommen die Ölpreise immer wieder zur 75-Dollar-Marke zurück.

Auch die blutigen Konflikte in Nahost können derzeit wenig daran ändern, dass ein hohes Ölangebot auf eine eher schwache Nachfrage trifft. Zwar meldete China gestern steigende Rohölimporte, aber auch diese Nachricht wurde schnell relativiert. Da gerade eine neue Großraffinerie den Betrieb aufnimmt, müssen die Rohölimporte vorübergehend steigen, um die Raffinerietanks zu füllen. Das ist aber noch kein Zeichen für eine steigende Endnachfrage.

Weltweit klagen die Raffineriebetreiber vielmehr über niedrige Margen. Die Einkaufspreise für Rohöl sind zwar gefallen, aber ihre raffinierten Produkte verloren noch schneller an Wert. Das gilt im Moment für Benzin und Diesel/Heizöl gleichermaßen.

Am Nachmittag veröffentlichte das amerikanische Energieministerium wie üblich seinen Wochenbericht. Hier zeigte sich ein ähnliches Bild. Die Rohölbestände legten im Vergleich zur Vorwoche stark zu, während es bei den Produktlagern nur wenig Veränderung gab.

Betrachtet man das gesamte Jahr, dann liegt die Nachfrage in den USA nach Benzin und Kerosin ziemlich genau auf dem Stand vom Vorjahr, trotz der vergleichsweise robusten Wirtschaftsentwicklung. Bei fossilem Diesel und Heizöl ging die Nachfrage übers Jahr gesehen sogar um drei Prozent zurück. Hier spielen allerdings auch andere Faktoren eine Rolle. In den USA stieg die Produktion von HVO-Kraftstoffen aus Pflanzenöl, dort „Renewable Diesel“ genannt, kräftig an. Ähnlich wie in der EU kann die Ölbranche mit den umstrittenen HVO-Kraftstoffen ihre gesetzlichen Klimaschutzvorgaben erfüllen.

Hier die Zahlen aus dem aktuellen Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und der Umfrage des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Sie zeigen die Veränderung der Lagerbestände im amerikanischen Ölmarkt, also dem mit Abstand wichtigsten Ölmarkt der Welt:

Rohöl: +5,5 Mio. Barrel (DOE) bzw. +1,6 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: -1,1 Mio. Barrel (DOE) bzw. -1,5 Mio. Barrel (API)
Benzin: +0,9 Mio. Barrel (DOE) bzw. -2,0 Mio. Barrel (API)
Rohölförderung: 13,5 Mio. Barrel pro Tag (0,3 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 20,5 Mio. Barrel pro Tag (0,3 Mio. über Vorjahreswert)

An der Gesamtsituation hat sich wenig geändert. Viele Trader warten ohnehin die US-Wahlen in 12 Tagen ab, bevor sie größere Ölpreiswetten eingehen. Je nachdem, wie die Wahlen ausgehen, und wie unruhig die Lage in den USA anschließend wird, könnte nicht nur der Ölmarkt dann vor weitaus größeren Problemen stehen.

Die Ölbörsen starten erst einmal mit leichten Aufschlägen in den Handelstag. Brent-Rohöl kostet im Moment 75,81 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 71,68 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 675,50 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9260 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0795 Dollar.

Nationaler Markt

Auch die Heizölpreise legen heute leicht zu. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt aktuell einen landesweiten Durchschnittspreis von knapp 95 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).

Die Zahl der Bestellungen ist in dieser Woche gestiegen und liegt klar über dem Niveau der letzten Woche. Viele Haushalte sind allerdings schon gut versorgt. Die Analysten von Argusmedia melden, dass die Heizöltanks der Privathaushalte bereits stärker gefüllt sind als in den Jahren zuvor. Dazu hat vor allem die Kaufwelle im September beigetragen, als die Preise auf ein Jahrestief gesunken waren.

Im Moment deuten die Marktindikatoren schon wieder auf ein abflauendes Interesse. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, fiel auf die mittlere Stufe zurück. Auch das mathematische Tiefpreis-System hält sich zurück. Die tägliche Lesereinschätzung zeigt einen durchschnittlich hohen Anteil von Stimmen, die fallende Preise erwarten.

Im Ölmarkt warten im Moment viele Akteure ab. Die Preise bewegen sich nur wenig. Die US-Wahlen und die weitere Entwicklung in Nahost könnten die Ölpreise jedoch schon bald wieder in Bewegung bringen. Wer ruhig schlafen und nicht spekulieren will, sollte sich in der aktuell noch entspannten Marktlage versorgen.

In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Preise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.

Quelle: esyoil