Internationaler Markt
Es gibt sehr viel Öl im Markt. Finanzjongleure reden gleichwohl über Knappheit. Genau das ist es, was OPEC und Freunde mit ihrer Produktionskürzung erreichen wollen. In dieser nachfrageschwachen Zeit gelingt es ihnen, den Preis der zeitnahen Terminkontrakte auf Nordseeöl Brent höher zu treiben als für Kontrakte zur nachfragestärkeren Fahrsaison ab April. Hut ab vor so einer kommunikativen Leistung.
Sorgen vor davongaloppierenden Ölpreisen sind trotz des OPEC-Erfolgs nicht angebracht. Der Umfang der Maßnahmen wird durch die Erhöhung der Ölproduktion kartellunabhängiger Lieferanten ausgeglichen. Außerdem ist eine Produktionskürzung kein Zeichen für einen generellen Ölmangel, im Gegenteil es ist ein Zeichen für zu viel verfügbares Öl. Dieser Umstand kann in der Finanzszene bei entsprechender Interpretation auch eine bärische statt einer bullischen Stimmung erzeugen. Man ist dazu recht flexibel.
In den günstigen Ölnotierungen für Lieferungen im zweiten Quartal spiegelt sich vermutlich mehr Angst vor einer im Jahresverlauf abflauenden Weltkonjunktur als vor einer ungenügenden Versorgung während des Winters wider. Daran ändern selbst tiefe Temperaturen wenig. Derzeit vergeht kaum eine Woche ohne neue Prognosen zum schrumpfenden Wirtschaftswachstum. Die klingen, als bangte man um die Existenz. Dabei ist überhaupt keine Rede von Rezession, sondern nur von weniger Prosperität. Die Überbringer der Information sind mittlerweile genauso psychopathisch wie die Finanzjongleure, die daraus Aktienkurse und Ölpreise machen.
Einen Umstand gibt es allerdings im Marktgeflecht, der das Zeug für einen starken unangenehmen Einfluss hat. Das ist die US-Ölsanktion gegen den Iran. Die aktuell verhinderten Lieferungen sind gut verkraftbar. Es gibt aber noch circa eine Mio. Barrel pro Tag, die über Ausnahmegenehmigungen und Schmuggel in den Markt gelangen. Sollten die Ausnahmen im Mai nicht verlängert werden, kann tatsächliche eine spürbare Versorgungslücke mit erheblich preissteigender Wirkung entstehen. Das würde nicht nur Verbraucher hierzulande, sondern viel mehr US-Konsumenten treffen. Die Iran-Sanktion ist spätestens in dem Zusammenhang ein innenpolitischer Akt, dem selbst ein unberechenbarer Präsident mit Hilfe seiner Berater eine mehrdimensionale Aufmerksamkeit schenken wird. Es gilt also auch hierfür jedwede vorauseilende Panikmache zu vermeiden.
Derzeit bewegen sich die Ölpreise gemessen an der Sorte Brent wenig oberhalb der 60-Dollar-Marke seitwärts. Heute Morgen zeigen sie an den Börsen leichte Abstiegsneigung. Prinzipiell sind sowohl das Preisniveau als auch die Tagesbewegungen plausibel mit der fundamentalen Lage oder dem, was wir darüber zu wissen glauben, vereinbar.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 53,36 Dollar und das Barrel Brent zu 62,29 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 573,75 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8806 Euro. Damit kostet der Euro 1,1353 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise zeigen nur noch leichten Abwärtsdrang innerhalb ihrer Trendkanäle, wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt. Die Abwärtskomponente kommt aus der Auflösung der Preisüberhöhungen während der Logistikprobleme in der wasserarmen Zeit. Die Aufarbeitung ist mittlerweile mit Ausnahme von Bayern recht gut fortgeschritten. In Bayern fehlt nach wie vor Raffineriekapazität. Derzeit trifft eine Seitwärtsbewegung die fundamentale Marktlage besser als die Richtung der Trendkanäle.
Der Binnenmarkt ist sehr lebhaft. Händler kämpfen noch mit der Auslieferung der letzten Bestellflut. Kunden ordern derweil munter Heizöl. Die Zahl der Beobachter schrumpft und mit ihnen die Hoffnung auf günstigere Preise. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Lage entsprechend an. Das eine steht auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem immer noch ordentlichen Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.
Die Heizölpreistrends geben Verbrauchern Hoffnung auf bessere Preise. In den verschiedenen Zeitstufen tritt dreimal Abwärts auf, zweimal in den kurzen und einmal im langen Zeitbereich. Nur die 36- und die 60-Monats-Ansichten zeigen Aufwärtstrends.
Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Kaufen Sie umgehend, wenn Sie Heizöl benötigen, denn die Lieferzeiten sind lang. Wenn Ihr Tank indes hinreichend befüllt ist, sollten Sie die Preisbildung eng verfolgen, um gegebenenfalls einen günstigeren Moment zu erwischen.
Um die Heizölpreisentwicklung optimal ausnutzen zu können, sollten Sie genau wissen, wie viel Platz in Ihrem Tank ist. Unser e-Peilstab hilft Ihnen dabei. Mit ihm können Sie Ihren nächsten Heizölkauf noch besser planen.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil