Internationaler Markt
Die Ölpreise drehen aufwärts. Das ist mehr als eine Feststellung. Für Finanzjongleure ist es ein Weckruf. Sie schließen sich beherzt einer Karawane an, in der Hoffnung mit ihr einen Aufwärtstrend zu erleben. Das kann für sie gut gehen. Es muss aber nicht gut gehen.
Grundlage der Euphorie ist allerhand politisches Geschwätz anlässlich des G20-Gipfels am vergangenen Wochenende. Da wurde mal eben ein Handelsstreit zwischen USA und China entschärft. Berauscht von sich selbst erklärt der unberechenbare US-Präsident die Neuerfindung der Handelsbeziehungen beider Staaten mit den großartigsten Wirtschaftsaussichten. Wahrscheinlich hat er noch gesagt „ever“. Beide Seiten würden von dem Deal profitieren. Was natürlich nicht möglich ist, weil bekanntermaßen „America first“ gilt.
Weiterhin wurde auf dem Gipfel ein Einvernehmen über die Drosselung der Ölproduktion en passant zwischen Wladimir Putin und Mohammed bin Salman erzielt. Angesichts der Durchschlagskraft beider Potentaten fasst die Finanzszene diesen Umstand bereits als einen Beschluss auf. Der muss aber von der OPEC und ihren Freunden im Wochenverlauf noch herbeigeführt werden. Das wird nicht im Vorbeimarsch zu erledigen sein. Vielen Kartellmitgliedern schwillt der Kamm wegen der ständigen Alleingänge der Saudis. Sie geben ihnen die Schuld am jüngsten Ölpreisverfall.
Wie fragil die OPEC derzeit ist, zeigt der Austritt Katars. Er ist eine Misstrauensbekundung gegen Saudi-Arabien. In Öl-Quantitäten spielt der Abschied keine nennenswerte Rolle. Katar gehört zu den kleinen Ölproduzenten im Club.
Spontanität hin, Seriosität her, die Finanzszene plant den Ölpreisanstieg bereits recht genau. Als Ziel werden Preise im Bereich von 70 Dollar für das Barrel Brent angegeben. Mal ist es etwas mehr, mal ist es etwas weniger. Hinsichtlich der Entwicklung im nächsten Jahr ist die Deutungsspanne recht groß. Zwischen noch teurer und zurück Richtung 60 Dollar ist alles zu finden.
Nach dem satten Preissprung zum Wochenstart und einer schwungvollen Bewegung während des Handelstags sehen wir aktuell das gleiche Preisniveau wie vor 27 Stunden. Da scheinen bereits die ersten Spaßbremsen unter den Finanzjongleuren am Werk zu sein.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 53,45 Dollar und das Barrel Brent zu 62,27 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 585,75 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8786 Euro. Damit kostet der Euro 1,1380 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise drehen aufwärts, wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt. Der Umstand ist vollständig auf das internationale Geschehen an den Ölbörsen zurückzuführen. Aus dem Binnenmarkt gibt es nun keine Impulse dazu. Die würden, wenn sie spürbar wären, eher den Anstieg verhindern, da eine Entspannung auf den Wasserstraßen ansteht.
Die Pegel steigen teilweise deutlich, so dass die Schifffahrt wieder mit höheren Frachtlasten möglich ist. Die Wetterlage lässt allerdings noch keine dauerhafte Normalisierung der Lage erkennen. Bisher rollt nur eine Welle höheren Wassers den Rhein hinunter. Auf die Frachtkosten hat das noch keinen Einfluss, da Frachtraum aufgrund der hohen Nachfrage weiterhin knapp ist. Die Versorgungslage entspannt sich aber zügig, weil nun wieder Ware auf die gesamte Infrastruktur verteilt werden kann. Tankwagentransporte sollten daher bald günstiger werden.
Das Heizölgeschäft im Binnenmarkt ist nach wie vor angespannt. Derzeit rollt eine Welle von Zweitbestellungen, die durch den beendeten Preisverfall ausgelöst wurde. Dadurch wird die Tankwagenflotte abermals stark beansprucht. Die Lieferzeiten bleiben hoch. Die Hoffnung auf weiteren Preisrückgang schwindet unter Beobachtern langsam. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Lage entsprechend an. Das eine steht auf höchstem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem immer noch ordentlichen Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.
In einigen Teilen Deutschlands gibt das mathematische Tiefpreis-System weiterhin Kaufsignale. In Kürze dürften sämtliche Signale erloschen sein.
Die Heizölpreistrends geben Verbrauchern weiter Hoffnung auf Besserung. In den verschiedenen Zeitstufen tritt nun nur noch dreimal Aufwärts auf. Daneben gibt es zwei Abwärtstrends, im kurzfristigen und im langfristigen Zeitbereich. Die 6-Monats-Ansicht zeigt einen indifferenten Trend, der das Zeug hat, einmal auf Abwärts zu springen.
Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Kaufen Sie umgehend, wenn Sie Heizöl benötigen, und bleiben Sie dem Markt fern, wenn Sie noch zwei bis drei Monate mit Ihrem Bestand überbrücken können.
Um die Heizölpreisentwicklung optimal ausnutzen zu können, sollten Sie genau wissen, wie viel Platz in Ihrem Tank ist. Unser e-Peilstab hilft Ihnen dabei. Mit ihm können Sie Ihren nächsten Heizölkauf noch besser planen.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil