Internationaler Markt
Die Rohölvorräte der USA nehmen seit Wochen zu und befinden sich mittlerweile auf einem 9-Monats-Hoch. Damit steigt die Sorge vor einer Angebotsschwemme. Die daraus abzuleitende Stimmung am Ölmarkt korreliert mit dem Bild, das die persistenten Handelsattacken der US-Regierung hinterlassen. Ganz so bärisch wie der politische Einfluss wirkt die Bestandssituation aber nicht, da die Produktenvorräte rückläufig sind. Das führt dazu, dass der gesamte US-Bestand auf ein 27-Monats-Tief gefallen ist. Ein übermäßig hoher Benzin- und Diesel-Verbrauch ist nicht der Grund für die Produktenverknappung. Im Gegenteil, er fällt sogar. Ursächlich ist vielmehr eine schwache Raffinerietätigkeit, die in diesen Wochen auch noch durch Wartungsarbeiten auffällig wird.
Die Zahlen der beiden berichtenden Institutionen, US-Energieministerium (DOE) und American Petroleum Institute (API), zur wöchentlichen Veränderung der Bevorratung von Hauptprodukten in den USA sehen wie folgt aus:
Rohöl: +0,5 Mio. Barrel (DOE) bzw. +2,4 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: -1,9 Mio. Barrel (DOE) bzw. -3,2 Mio. Barrel (API)
Benzin: -2,0 Mio. Barrel (DOE) bzw. -3,0 Mio. Barrel (API)
In Summe ermittelte das DOE einen Abbau von 3,4 Mio. Barrel. Das API errechnete ein Minus von 3,8 Mio. Barrel. Die Raffinerieauslastung beträgt nur noch 86,3 Prozent. Das ist der niedrigste saisonale Wert innerhalb von drei Jahren.
Eine mögliche Rohölschwemme führt in den Reihen der OPEC-Plus selbstverständlich zu weiteren Diskussionen über die zugesagte Rücknahme von Produktionseinschränkungen. Die lässt sich verständlicherweise nicht halten. Die permanente Verschiebung der bereits mehrfach getroffenen Zusage in die Zukunft soll aber nicht wie eine trumpeske Entscheidung wirken. Deshalb suchen die Akteure ihr Heil in nachvollziehbaren Kompensationsplänen, die darauf hinauslaufen, nominell eine Produktionserhöhung zu realisieren, deren Nettowert aber null oder geringer ist. Hintergrund ist die Nichteinhaltung der quotierten Produktionsbeschränkungen einiger Mitglieder der Allianz in der Vergangenheit. Deren Mehrproduktion soll nachträglich glattgestellt werden. Trotz wiederholter Zweifel an der Glaubwürdigkeit solcher Ankündigungen versucht es die OPEC-Plus nun mit einem neuen Kompensationsplan.
Die USA haben im Rahmen ihrer verschärften Sanktionen gegen den Iran eine chinesische Raffinerie auf die Sanktionsliste gesetzt, die iranisches Öl im Wert von rund einer Milliarde Dollar verarbeitet haben soll. Der Sinn dieser Maßnahme ist allerdings zweifelhaft, da China und der Iran mittlerweile Handelsstrukturen aufgebaut haben, die weitgehend unabhängig vom internationalen Finanzsystem funktionieren. Es besteht eher die Gefahr, dass die gerade wieder aufgenommenen Atomverhandlungen im Keim erstickt werden.
Die verschiedenen Themen des Ölmarkts werden im Vergleich zu den Prognosen für die zollgeschädigte Weltwirtschaft gerade zu moderat behandelt. So kommt die eigentliche Musik derzeit von der Welthandelsorganisation (WTO). Statt eines erwarteten Anstiegs von drei Prozent rechnet sie mit einem Rückgang von 0,2 Prozent in diesem Jahr. Sollte sich die Lage weiter verschlechtern, könnte das Minus sogar bis zu 1,5 Prozent betragen. Das wird langfristige Auswirkungen auf die Ölpreise haben, die noch nicht bewertbar sind. Dagegen können die aktuellen Tagesschwankungen wahrscheinlich als Peanuts abgehandelt werden.
Gestern legten die Notierungen an Ölbörsen mal wieder sichtbar zu. Das erreichte Niveau halten sie heute Morgen. Auch wenn die Notierungen heute weiter steigen sollten, dürfte das an der grundsätzlich bärischen Stimmung wenig ändern.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 63,03 Dollar und das Barrel Brent zu 66,32 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 622,50 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,8787 Euro. Damit kostet der Euro 1,1380 Dollar.
Nationaler Markt
Seit einigen Tagen bewegen sich die Heizölpreise kaum, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Damit glätten sie die internationalen Vorgaben ein wenig. Eine temporäre Seitwärtsbewegung liegt in diesen Tagen durchaus in der Luft. Die Trendkanäle weisen allerdings in allen für den Kauf relevanten Zeitbereichen mehr oder weniger stark abwärts. Diese Richtung wird möglicherweise bald wieder aufgenommen.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Preisentwicklung ist die Heizölnachfrage im Binnenmarkt wieder deutlich zurückgegangen. Hinsichtlich der Hoffnung auf tiefere Preise sind die Erwartungen indes hoch. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle unentschlossenen Kunden lautet: Die Heizölpreise sind definitiv im kaufbaren Bereich. Wer keinen sicheren Vorrat mehr im Tank hat, sollte beherzt ordern.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil