Internationaler Markt
Die Rohölpreise legten gestern um 2 Dollar zu. Mit aktuell 87 Dollar je Barrel bleibt Brent-Rohöl allerdings noch immer unter den Preisen der letzten Woche.
Der Krieg in Nahost geht morgen bereits in die fünfte Woche. Ein Ende ist nicht in Sicht. Israelische Truppen rücken im Gazastreifen langsam vor. Gleichzeitig schaukelt sich wie befürchtet die Lage an den Grenzen hoch. Die Kämpfe mit der schiitischen Hisbollah im Südlibanon nehmen an Schärfe zu. Heute will der Anführer der stark vom Iran beeinflussten Organisation in einer Rede Stellung beziehen.
Der Ölmarkt nimmt die Lage in Nahost weiterhin nur wie ein Hintergrundrauschen wahr. Die Krise verhindert ein Abrutschen der Preise, aber noch sehen die Trader keine direkten Auswirkungen auf die globale Ölversorgung. Bis dahin bleiben die bisherigen Themen im Fokus: Zinsen, OPEC, Ölnachfrage und China.
Vor allem die widersprüchichen Konjunkturdaten aus China bremsen im Moment die Kauflust der Ölhändler und Spekulanten. Die Lage bleibt unübersichtlich. Starke und schwache Zahlen wechseln sich ab. Hinzu kommt ein allgemeines Misstrauen gegenüber den staatlich kontrollierten Statistikbehörden und ihren Veröffentlichungen.
Die hohe Arbeitslosigkeit, die Krise der Immobilienwirtschaft und die schlechte Stimmung bei den Unternehmen könnten das Wachstum in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt in diesem Jahr Richtung Null drücken. Vereinzelte Daten aus dem chinesischen Ölmarkt deuten allerdings bisher auf einen kräftig steigenden Ölbedarf. Die offensichtliche Konjunkturschwäche in China passt da nicht ins Bild.
In Europa ist die Situation klarer. Hier wird der Ölverbrauch in diesem und voraussichtlich auch im nächsten Jahr fallen. Da sind sich die Analysen einig. Vor allem die industrienahen Absatzmärkte schrumpfen, also Diesel oder Naphtha. Trotzdem bleibt die Versorgungslage gerade bei Diesel angespannt.
Der bisher wichtigste Lieferant ist Russland. Moskau bremst jedoch die Exporte, um die inländische Versorung zu sichern. Die russischen Ölkonzerne verdienen mit ihren Produkten im Ausland weitaus mehr als in im Heimatmarkt und wollen daher möglichst viel exportieren. Auch bei stabilen Rohölpreisen könnten die Tankstellen- und Heizölpreise in Deutschland also zulegen.
Die Händler reagieren auf diese Gemengelage heute mit etwas höheren Ölpreisen. Brent-Rohöl kostet am Morgen 87,27 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 83,02 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 909,50 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9410 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0624 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise folgen den internationalen Vorgaben nach oben. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von 113 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Seit Anfang Oktober sind die Margen im deutschen Heizölmarkt deutlich gestiegen. Während Gasoil, also das Vorprodukt der Raffinerien für Heizöl und Diesel, seither deutlich billiger wurde, haben die Heizölpreise kaum nachgegeben. Im Ergebnis steht Heizöl noch immer in der Nähe des Jahreshochs.
Trotz der hohen Preise bleibt die Nachfrage rege. Die Zahl der Bestellungen liegt jetzt sogar wieder über dem Durchschnitt. Auch das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, legte seit gestern eine Stufe zu. Der Kaufdruck steigt also. Trotzdem gibt es noch immer viele Preisoptimisten. Etwa 70 Prozent der Voten setzen in der täglichen Lesereinschätzung auf fallende Heizölpreise.
Das ist jedoch riskant. Die Lage in Nahost spitze sich Woche für Woche zu. Noch ist unklar, ob die USA die Rolle eines Vermittlers übernehmen können und in welchem Umfang die Hisbollah bzw. der Iran in den Konflikt eingreifen werden. Der Weg bis zu einer tatsächlichen Gefährdung der Ölversorgung ist dann immer noch weit, aber die Risiken sind unübersehbar.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise und der demnächst wieder steigenden CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil