Internationaler Markt
In der zweiten Jahreshälfte wird Öl teurer werden. So wurden Finanzjongleure zwischen März und Juni, als die Ölpreise einbrachen, immer wieder zitiert. Anfang Juli erschien diese Prognose lächerlich. China enttäuschte mit mäßigem Wirtschaftswachstum, Notenbanken nervten mit einem Stakkato der Zinsanhebungen und die Weltkonjunktur wurde krank geredet. Der einzig bullische Impuls kam von der OPEC-Plus in Form von Produktionskürzungen, zu denen Saudi-Arabien und Russland freiwillige Zugaben versprachen. Dass diese eingelöst werden, durfte damals allerdings angezweifelt werden.
Am ersten Juli-Montag öffneten die Ölbörsen mit Notierungen von 75,00 Dollar für das Barrel Brent und 703,50 Dollar für die Tonne Gasöl. Gestern wurde der Monat mit einem Brent-Kurs von 85,43 Dollar und einem Gasöl-Kurs von 877,25 Dollar beendet. Die Preisanstiege betrugen 14 und 25 Prozent. Das ist eine furchteinflößende Bestätigung der Anfang Juli noch skurril wirkenden Preisprognose. Zu allem Überfluss ist im Verlauf des Monats ein spürbarer Konjunkturoptimismus hinzugekommen. Dem bullischen Lauf der Ölpreise steht also kaum noch etwas im Weg.
Man kann die Teuerung zum jetzigen Zeitpunkt aber noch getrost relativieren. Denn bei Brent wurde die Handelsspanne dieses Jahres lediglich durchlaufen, jedoch nicht überschritten. Auf 12-Monats-Sicht bleiben die Notierungen sogar deutlich unter den Höchstwerten. Letztes gilt auch für Gasöl und in diesem Fall sogar, wenn man nur dieses Jahr betrachtet.
Also alles halb so schlimm? Zu dieser Einschätzung kann man auch aufgrund einer aktuellen Preisprognose kommen. Die Leute von Goldman Sachs sehen Rohöl Brent am Jahresende bei 86,00 Dollar pro Barrel. Dort steht die Notierung praktisch schon heute. Folgt man dieser Einschätzung, würden sich die Preise nun im Mittel seitwärts bewegen. Das kann in direkter Linie oder in ausgeprägten Schwingungen erfolgen. Letztes würde die Möglichkeit temporär günstiger Ölpreise eröffnen.
Die konsequente Förderpolitik der OPEC-Plus gepaart mit einer weltweit gierigeren Sicht auf die Konjunkturentwicklung kann den bullischen Lauf der Ölnotierungen aber auch schlechterdings fortsetzen. Die Maßnahmen der OPEC-Plus hielten übrigens erst Einzug in die Ölpreise, als sich die allgemeine Stimmung aufhellte, ein Ende der Zinsschraube in den USA sichtbar wurde und die Rezessionsängste verfolgen. Als die gleichen Ankündigungen Saudi-Arabiens und Russlands wie heute im Juni erging, reagierten die Broker an den Ölbörsen mit vornehmer Zurückhaltung.
In der aktuellen Lage, werden die Ölpreise mehr denn je durch die OPEC-Plus beziehungsweise ihre beiden Führungsländer bewegt. Die Augen sind auf ihre Worte und Taten gerichtet. Die nächsten Äußerungen der Ölallianz sind kommenden Freitag zu erwarten.
Nach einem erneuten Preisanstieg gestern zeigt sich die Ölbörse heute Morgen wieder einmal abwartend bei einer schwachen Tendenz zu nachgebenden Notierungen. Mit der Einmischung der US-Broker am Nachmittag wird die bullische Stimmung vermutlich zurückkehren.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 81,28 steigen und das Barrel Brent zu 84,93 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 883,00 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9101 Euro. Damit kostet der Euro 1,0985 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise steigen heftig, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Zwei spektakuläre Wochen liegen nun hinter uns und man fragt sich, wie lange und wie weit der Lauf noch fortgesetzt wird. Der Blick auf die 1-Jahres-Ansicht offenbart aber, dass die Heizölpreise immer noch recht moderat sind. Der Trend legt zudem eine klare obere Grenze fest. Die ist allerdings flexibel, wie man weiß. Nicht der Trend bestimmt den Lauf, sondern der Lauf der Preise bestimmt den Trend. Vom Weltmarkt kommt immer noch Aufwärtsschub. Die Lage auf den deutschen Wasserstraßen führt indes zu nachgebenden Frachtkosten. Im besten Fall treffen in Kürze zwei gegenläufige Impulse zusammen, die Heizöl widererwartend verbilligen.
Das Bestellaufkommen im Binnenmarkt ist etwas belebter als in der letzten Woche. Die Hoffnung auf günstigere Heizölpreise ist arg gedämpft. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem sehr schwachen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Ihr Tank Platz bietet, sollten Sie Heizöl kaufen, bevor es noch teurer wird.
Ein Update zum Gebäudeenergiegesetz (GEG), besser bekannt als Heizungsgesetz, finden Sie hier: Marktkommentar vom 19. Juli 2023. Mit der gegenüber dem ersten Entwurf erheblich veränderten Gesetzesnovelle liegt dem Parlament nun ein Vorschlag zur Abstimmung vor, der Klimaschutz- und Sozialbelange beim Heizen mit Öl im Gebäudebestand angemessenen würdigt.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil