Internationaler Markt
Die Ölpreise haben einen bullischen Lauf. Seit dem 26. Juni werden sie Woche für Woche teurer. Die für Verbraucher freundliche Phase des Jahres ist Vergangenheit. Nun bewegen sich die Preise wieder im höheren Bereich oberhalb der 80-Dollar-Marke für das Barrel Rohöl der Sorte Brent und nahe an der 900-Dollar-Marke für die Tonne Gasöl. Dort befanden sie sich auch im ersten Quartal dieses Jahres, als man allgemein mit einer prosperierenden Wirtschaftsentwicklung und einer anziehenden Ölnachfrage nach dem Ende der Corona-Störungen rechnete.
Die Hoffnungen wurden zunächst enttäuscht und abermals gestört. Nun war der Kampf der Notenbanken gegen die grassierende Inflation schuld. In Europa hält dieser Kampf an. In den USA scheint er sich hingegen seinem Ende zu nähern. Dort wächst die Wirtschaft erstaunlich gut. In China wächst sie auch, allerdings geringer als man erwartet hatte. Europa macht in der Sache eine schlechte Figur. Der wirtschaftliche Shootingstar der jüngeren Zeit ist indes Indien. Das Land liefert das Wachstum, was China und Europa vermissen lassen.
Die Ölnachfrage bewegt sich mittlerweile auf einem weltweiten Rekordniveau von fast 103 Millionen Barrel pro Tag. Am Nachfrageanstieg hat auch China einen nennenswerten Anteil, obwohl die wirtschaftliche Leistung das nicht unbedingt erwarten lässt.
Der Anstieg der Ölpreise ist nicht allein der positiven globalen Konjunktur geschuldet. Hierfür spielen die OPEC-Plus sowie deren Führungsländer Saudi-Arabien und Russland eine entscheidende Rolle. Sie haben das Angebot in diversen Schritten soweit gekürzt, dass es zu dem von ihnen wollten Effekt kommt. Aktuell geht die Frage um, wann die Kürzungen zurückgefahren werden, um das Versorgungsdefizit am Ölmarkt nicht ausufern zu lassen. Kommenden Freitag wird sich das Joint Ministerial Monitoring Committee (JMMC) der OPEC-Plus auf einer Videokonferenz treffen. Vor dort könnte es einen Hinweis zur Beantwortung dieser Frage geben.
Die Entscheidung über die weitere Angebotspolitik ist aber ausschließlich der Führung vorbehalten. Sie ist in der Lage jederzeit schnell und effizient zu handeln. Es wird erwartet, dass die Saudis nach Absprache mit den übrigen JMMC-Mitgliedern einschließlich Russland, eine Verlängerung ihrer eigenen Zusatzkürzung bis in den September hinein verkünden werden.
Die Auswirkung dieser Entscheidung auf die Preisentwicklung ist noch ungewiss, da die Preise nicht losgelöst von der Nachfrageerwartung bewegt werden. Die Banker von Goldman Sachs spekulieren auf weiter steigende Nachfrage, so dass es in Kombination mit dem gekürzten Angebot zu einem spürbaren Versorgungsdefizit kommen wird. Auf dieser Basis rechnen sie mit einem Preisanstieg für das Barrel Rohöl der Sorte Brent auf 86 Dollar bis Dezember und auf 93 Dollar im zweiten Quartal des kommenden Jahres. Das ist eine durchaus moderate Schätzung, die in diesem Jahr keinen neuen Höchstpreis bringen würde.
Nach einem Anstieg der Ölnotierungen letzten Freitag auf neue Höchstwerte im laufenden Trend zeigt sich die Börse heute Morgen wieder einmal in Lauerstellung. Die Notierungen dümpeln seitwärts. Eine Fortsetzung des Aufwärtstrends im Tagesverlauf oder morgen liegt gleichwohl nahe.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 80,48 Dollar und das Barrel Brent zu 84,73 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 870,50 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9080 Euro. Damit kostet der Euro 1,1013 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise steigen heftig, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Zwei spektakuläre Wochen liegen nun hinter uns und man fragt sich, wie lange und wie weit der Lauf noch fortgesetzt wird. Der Blick auf die 1-Jahres-Ansicht offenbart, dass die Heizölpreise immer noch recht moderat sind. Der Trend legt zudem eine klare obere Grenze fest. Die ist aber leider flexibel, wie man weiß. Nicht der Trend bestimmt den Lauf, sondern der Lauf der Preise bestimmt den Trend. Vom Weltmarkt kommt weiterhin Aufwärtsschub und von den Wasserstraßen kommt Kostendruck. Ihre Pegelstände sind latent knapp. Es gibt derzeit keine Anzeichen, die ein Ende der Preisbewegung erwarten lassen.
Das Bestellaufkommen im Binnenmarkt hat sich wieder normalisiert. Kunden halten sich zurück, obwohl sie nun mehrheitlich steigende Preise erwarten. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem Minderheitswert für die Erwartung für fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Ihr Tank Platz bietet, sollten Sie Heizöl kaufen, bevor es noch teurer wird.
Ein Update zum Gebäudeenergiegesetz (GEG), besser bekannt als Heizungsgesetz, finden Sie hier: Marktkommentar vom 19. Juli 2023. Mit der gegenüber dem ersten Entwurf erheblich veränderten Gesetzesnovelle liegt dem Parlament nun ein Vorschlag zur Abstimmung vor, der Klimaschutz- und Sozialbelange beim Heizen mit Öl im Gebäudebestand angemessenen würdigt.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil