Internationaler Markt
Die internationalen Ölpreise brachen gestern schlagartig ein. Brent-Rohöl kostet heute Morgen nur noch knapp über 73 Dollar je Barrel, also 4 Prozent weniger als ein Tag davor. Die Seitwärtsbewegung rund um die Marke von 75 Dollar geht damit in die achte Woche.
Gestern verschreckte vor allem der starke Zinsschritt der Bank of England die Märkte. Sie hob den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte auf 5 Prozent an. Auch in der Eurozone und in den USA werden weitere Zinsschritte erwartet.
Die Stimmung sank dadurch auch an den Rohstoffmärkten Richtung Null. Daran konnten auch die eigentlich preisstützenden Zahlen zum US-Ölmarkt nichts ändern. Der Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums zeigte gegenüber der Vorwoche einen Lagerabbau bei Rohöl um 3,8 Mio. Barrel und nur leichte Aufbauten bei den Hauptprodukten.
In den letzten Monaten hatten sich die Ölvorräte in den USA deutlich erholt. Die aktuellen Zahlen könnten also ein statistischer Ausrutscher sein, nicht zuletzt weil die Nettoimporte ungewöhnlich niedrig ausfielen. Die Ölnachfrage und die heimische Ölprodukten bleiben dagegen in der Nähe der Vorjahreswerte.
Hier die Veränderungen im amerikanischen Ölmarkt im Vergleich zur Vorwoche. Die Zahlen stammen aus den Wochenberichten des Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes API:
Rohöl: -3,8 Mio. Barrel (DOE) bzw. -1,2 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: +0,4 Mio. Barrel (DOE) bzw. -0,3 Mio. Barrel (API)
Benzin: +0,5 Mio. Barrel (DOE) bzw. +2,9 Mio. Barrel (API)
Ölproduktion in den USA: 12,2 Mio. Barrel pro Tag (0,2 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 20,0 Mio. Barrel pro Tag (0,2 Mio. Barrel über Vorjahresniveau)
Die Ölbranche muss sich derzeit noch mit einem Problem ganz anderer Art auseinandersetzen. Ein County im US-Bundesstaat Oregon hat u.a. Exxonmobil, Chevron und den Beratungskonzern McKinsey auf 50 Milliarden Dollar Schadenersatz verklagt.
Die Konzerne hätten die Öffentlichkeit seit mehreren Jahrzehnten über die Folgen der Verbrennung fossiler Produkte systematisch in die Irre geführt. Die Hitzewelle im Jahr 2021 mit Temperaturen über 46 Grad, die 69 Todesfälle verursacht hatte, und andere Extremwetterkatastrophen seien die Konsequenz gewesen.
Mehrere Dutzend ähnlicher Prozesse laufen bereits in den USA, bisher ohne Erfolg für die Kläger. Doch die Beweise für die systematische Täuschung der Öffentlichkeit, Greenwashing-Kampagnen und die Behinderung universitärer Forschung wurden im Laufe der letzten Jahre immer erdrückender. Parallel dazu kletterten die Gewinne der Ölbranche im letzten Jahr auf ein Rekordhoch.
Heute Morgen startet der Ölhändel jedoch erst einmal mit niedrigeren Ölpreisen. Brent-Rohöl kostet im Moment 73,58 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 68,97 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 706,00 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9154 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0922 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise geben am Morgen nur leicht nach. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt einen landesweiten Durchschnittspreis von 89,5 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Das liegt allerdings nur etwas über 1 Prozent unter dem Handelsstart von gestern. Der Einbruch der Rohöl- und Gasoilpreise um über 4 Prozent wird also noch nicht weitergegeben.
Der deutsche Heizölmarkt wirkt weiterhin träge und entspannt. Die Bestellaktivität ist höchstens durchschnittlich. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, bleibt wie schon die gesamte Woche auf der mittleren Stufe.
Auch der Preisausblick der Verbraucher ist unverändert. Drei Viertel der Voten setzen in der täglichen Lesereinschätzung auf demnächst fallende Heizölpreise – ein durchschnittlicher Anteil.
Was tun? Wie erwartet bleiben die Ölpreise schwach: Durchwachsene Konjunkturaussichten in Europa, den USA und China sowie steigende Zinsen bremsen die Rohstoffpreise weltweit. Sollte Brent-Rohöl Richtung 70 Dollar fallen, werden jedoch die Gegenkräfte wieder aktiv, allen voran das OPEC+ Kartell. Bis dahin könnten sich heute oder in den kommenen Tagen immer wieder günstige Kaufgelegenheiten ergeben.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil