Internationaler Markt
Seit einer Woche sind die neuen Sanktionsinstrumente zur Reduzierung russischer Ölgewinne, EU-Boykott und Preisdeckel für Tankeröl, in Kraft. Bisher haben sie zu keiner Verwerfung der Ölpreise geführt. Auf Basis dieser Tatsache zu konstatieren, dass die Instrumente funktionieren, wäre aber verfrüht. Es sind mannigfaltige Möglichkeiten denkbar, die das angestrebte Ziel konterkarieren und die Sanktionäre selbst schädigen.
Der Preisdeckel ist eine flankierende Maßnahme zum EU-Boykott. Er soll verhindern, dass es zu einem allgemeinen Ölpreisanstieg aufgrund von fehlenden Ölmengen kommt. In einem knapp versorgten Markt ohne nennenswerte Alternativen hat die Ablehnung eines Angebots eine ähnliche Wirkung wie das Fehlen dieses Angebots. In beiden Fälle würde die weiterhin vorhandene Nachfrage an die verbleibenden Anbieter gerichtet. Diese würden die Preise zur Lenkung ihrer begrenzten Ölmengen anheben. Dadurch würden weniger zahlungskräftige Kunden/Länder vom Ölfluss abgeschnitten. Genau das geschah bisher nicht.
Nach allgemeinem Verständnis gelten die chinesische Nachfrageschwäche und Rezessionsängste als Rettung vor dem wahrscheinlichen Ölpreisanstieg. Dass der Preisdeckel nachweislich wohl konstruiert und effektvoll sei, wollte indes niemand ernsthaft behaupten. De facto ist er die offene Hintertür, durch die russisches Öl nach dem Willen der Sanktionäre auf den Weltmarkt gelangen soll, um den Angebotsschock zu verhindern.
Soweit ist das alles blasse Theorie. Über die Praxis entscheidet die Höhe des gedeckelten Preises. Die wurde zum Missvergnügen einiger EU-Mitglieder, die sich besonders von Russland bedroht fühlen, so angesetzt, dass der Marktpreis für russisches Öl annähernd widergespiegelt ist. In anderen Worten, eigentlich hat Russland keinen Nachteil durch die Sanktionen auszustehen. Man könnte den immensen politischen Aufwand, dem auf westlicher Seite hohes Streitpotenzial innewohnt, auch unterlassen und sich effektvolleren Aufgaben widmen. Das war offensichtlich keine gangbare Alternative.
Der Ball des Handelns liegt nun auf östlicher Seite. Natürlich kann Russland in seiner Manie für toxische Stärke jedem Interessenten, der sich auf den Preisdeckel bezieht, den Handel verweigern. Das würde dann zum Angebotsschock führen, der das Land preislich begünstigt und den Westen vor neue politische Herausforderungen stellt. Langfristig interessanter könnte indes die Akzeptanz des unbedeutenden Preisdeckels sein und stattdessen, gemeinsam mit seinen Großkunden China, Indien und Türkei die Entwicklung alternativer Dienstleistungen zu forcieren, die derartige Sanktionen gar nicht mehr ermöglichen. Das würde bedeuten, den Aufbau eigener Tankerflotten und Versicherungsdienste zu beschleunigen, um unabhängig von der Dominanz westlicher Anbieter zu werden, die unter dem Regime des US-Dollar und somit unter US-Einfluss agieren.
Wladimir Putin hat eine Antwort auf den Preisdeckel angekündigt. Gewohnt sind wir die ostentative Stärke, hinter der sich wenig politische Weisheit verbirgt. Vielleicht werden wir überrascht.
Das Geschehen an den Ölbörsen passt zu derartiger Ungewissheit. Heute Morgen geht es so volatil weiter, wie es in der abgelaufenen Woche zu Ende ging. Die Notierungen schwingen mit teils kräftigen Ausschlägen seitwärts. Mit etwas Optimismus kann man sogar einen fortgesetzten Hang nach unten erkennen.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 70,72 Dollar und das Barrel Brent zu 75,69 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 809,05 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9476 Euro. Damit kostet der Euro 1,0549 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise dümpeln seit einigen Tagen seitwärts, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Das ist aber kein Grund, die Hoffnung auf weiteren Abgang ad acta zu legen. Der Markt ist voller Überraschungen, negativer wie positiver. Die Lage lädt zur Spekulation ein. Aktuell ist Heizöl im Durchschnitt noch 42 Prozent teurer als vor einem Jahr. Das ist ein hoher Wert. Angesichts der jüngeren Vergangenheit erscheint er gleichwohl niedrig.
Auch wenn Ölheizer tendenziell geringer von Teuerung betroffen sind als Gas- und Stromheizer, ist die ungleiche staatliche Unterstützung für viele unter ihnen inakzeptabel und verlangt nach Gleichbehandlung. Angesichts der administrativen Schwierigkeiten, die in der Konstruktion von Gas- und Strompreisdeckel steckt, ist nicht davon auszugehen, dass die Politik eine weitere Deckel-Baustelle eröffnen wird. Es soll aber Härtefallregelungen geben, die auch für Ölheizer gelten.
Aufgrund des aktuellen Preisniveaus ist das Bestellaufkommen im Hausbrandgeschäft hoch. Gleiches gilt für die Hoffnungen auf günstigere Heizölpreise. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung für fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Verfolgen Sie die Preisentwicklung eng, um sich gegebenenfalls in einem noch günstigeren Moment eindecken zu können.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil