Internationaler Markt
Die Rohölpreise befinden sich in einem strikten Abwärtstrend. Das gilt nicht nur für ihre Notierungen in Dollar, das gilt auch für die in Euro ausgewiesenen Preise. Dieser Umstand zeigt, dass der Preisrutsch von Rohöl weit stärker ausfällt als die Teuerung der US-Währung gegenüber dem Euro infolge der Inflationsbekämpfung durch die US-Notenbank. Ihr Kampf, dem sich andere Notenbanken anschließen, ist der wesentliche Grund für den gegenwärtigen Preisabgang. Finanzjongleure erwarten durch die damit verbundene Akzeptanz einer globalen Rezession einen enormen Nachfragerückgang beim Rohöl.
Dieser zeigt sich bereits in ihren Terminkontrakten. Gegenwärtig fällige Verträge sind in einem knapp versorgten Markt teurer als in der Zukunft fällige Kontrakte. Die enorme Preisüberhöhung der letzten Monate sinkt momentan. Gleichwohl ist Rohöl derzeit immer noch eine knappe Ware, andernfalls wäre der Preis für die zeitnahe Lieferung geringer als der für zukünftige Lieferungen. Deshalb ist der im Dezember in Kraft tretende EU-Boykott russischen Rohöls ein wirtschaftliches Hasardeurspiel, das die Energiesicherheit in Europa enorm bedroht. Man darf davon mindestens erhebliche Preissteigerungen erwarten.
Sollte das russische Öl nicht auf anderen, erheblich teureren Wegen nach Europa fließen, müssten Ölquellen geschlossen werden. Sie wären dann auf Dauer verloren. Das globale Ölangebot wäre nachhaltig reduziert. Dieser Verlust, der Russland definitiv schwächen würde, mag ein politisches Ziel sein. Die Wirtschaft der boykottierenden Länder wäre allerdings auch erheblich geschwächt. Das dürfte in diesen Ländern tiefere Verwerfungen hervorrufen als im autoritären Russland.
Expliziter Nutznießer dieser Politik wäre das Klima und damit natürlich die Menschheit. Um diesen Nutzen als solchen zu empfinden, bedarf es allerdings einer vollkommen neuen Idee des Wirtschaftens, in der kein grenzenloses Wachstum mehr postuliert ist. Das Thema steht heute allenfalls in Wunschvorstellungen und Phantasien über eine grüne Zukunft auf der politischen Agenda. Die Realität handelt von der Aufrechterhaltung einer üppigen Energiesicherheit als Grundlage des modernen Lebens und von der Erstellung fehlenden Kriegsgeräts.
Um die Auswirkungen des bevorstehenden Ölboykotts zu mildern, wünschen die USA solches Öl aus Russland weiterhin im Angebot, das den Verkäufern so gut wie keine Gewinne erlaubt. Sein Preis muss also gedeckelt sein. Ein derartiges Gedankenkonstrukt ist neu. Niemand hat es bisher ausprobiert. Es gibt erhebliche Zweifel, dass es unter realen Marktbedingungen funktionieren wird. Wladimir Wladimirowitsch Putin hat bereits angekündigt, niemandem mit solchen Forderungen Öl verkaufen zu wollen. Gleichwohl bemühen sich EU und USA darum, Ölboykott und Ölpreisdeckel bis Dezember unter einen Hut zu bringen. Beim Erdgas hat sich die EU gerade von einem ähnlichen Modell verabschiedet.
Naheliegender als preislich gedeckeltes russisches Öl ist seine Umleitung über Indien und China. Dort wird es gegebenenfalls raffiniert und als Benzin, Diesel oder Heizöl nach Europa geschickt. Der Preis dieser Waren wäre unvermeidlich höher als alles bisher Gewohnte, denn neben den längeren Wegen wird eine außerordentlich knappe Infrastruktur benötigt. Dass Raffineriekapazität derzeit mangelhaft zur Verfügung steht, erkennt man unter anderem am Preis für Gasöl. Das ist das Vorprodukt für Heizöl und ähnliche Kraftstoffe. Im Gegensatz zum Rohöl ist sein Preis nur so wenig rückläufig, dass die in Euro notierte Ware einem Seitwärtstrend folgt. Ein Mehrbedarf würde diesen umgehend in einen Aufwärtstrend wandeln.
Nach einem weiteren Preisabgang gestern, zeigen sich die Ölbörsen heute Morgen in bullischer Laune. Die Notierungen steigen wieder einmal.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 78,23 Dollar und das Barrel Brent zu 85,69 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 941,50 Dollar. Der US-Dollar kostet 1,0351 Euro. Damit kostet der Euro 0,9658 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise bewegen sich kaum, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Erneut scheinen sie an den unteren Grenzen ihrer Aufwärtstrends zur Umkehrung bewegt zu werden. Das ist aktuell allerdings nicht das letzte Wort. Rezessionssorgen könnten noch einmal etwas Abgang bewirken, bis der nahende Ölboykott der EU die Aufwärtstrends zementieren wird. Ob der Heizölpreis dann vergleichbare Höhen erreichen wird wie die leitungsgebundenen Energieträger Gas und Strom, steht in den Sternen. Derzeit ist der flüssige Brennstoff trotz anders lautender Ausrufe der Kunden jedenfalls die günstigste Art des Heizens. Hinzu kommt, dass Heizöl aufgrund der Lagerung vor Ort größere Verfügbarkeitssicherheit bietet als andere Energieformen. Eigenständig denkende und handelnde Menschen schätzen die Unabhängigkeit, die darin steckt. Es sei allerdings darauf hingewiesen, dass trotzdem kleine Mengen leitungsgebundenen Stroms zum Betrieb der entsprechenden Heizanlagen benötigt wird. Abhilfe kann hier ein Batteriespeicher schaffen.
Die Heizölbestellungen laufen wieder in hoher Frequenz ein. Dabei sind die Lieferzeiten im Allgemeinen allerdings katastrophal lang. Ware und Logistik stehen nur unzureichend zur Verfügung. Dieser Umstand hat den Markt zu einem Verkäufermarkt werden lassen. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Versuchen Sie zu kaufen, um mit Ihrer Bestellung nicht in eine noch tiefere Versorgungskrise zu geraten.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil