Internationaler Markt
Die Preisentwicklung am Energiemarkt hängt maßgeblich an der Gaskrise in Europa. Diese ist Teil der russischen Kriegsstrategie und das Pendant zu den Sanktionen des Westens. Sie ist auch wesentlicher aber keinesfalls alleiniger Treiber der Inflation im Euroraum. Die Währung war bereits zu Beginn des Ukraine-Kriegs aufgrund der jahrelangen Geldschöpfung der Europäischen Zentralbank (EZB) angeschlagen. Der als Hilfsmaßnahme gegen die Finanzkrise, die EU-Krise und die Corona-Krise gedachte Geldregen, der nicht durch die Produktivkraft der Wirtschaft gedeckt war, ließ den Euro zu einer Weichwährung verkommen. Dieser Umstand gibt dem russischen Herrscher nun die Möglichkeit, den sozialen Frieden in Europa durch willkürliche Energielieferungen empfindlich zu stören oder gar zu zerstören.
Die als Gegenmaßnahme des Westens gedachte Preisdeckelung russischer Öllieferungen will er mit einem ähnlichen Entzug wie beim Gas beantworten. Die rege Ölnachfrage asiatischer Kunden eröffnet ihm die Möglichkeit dazu. Man darf bezweifeln, dass der Einfluss des westlichen Bündnisses hinreichend groß ist, Länder wie China und Indien am Bezug russischen Öls zu hindern.
Derweil bereitet sich die OPEC-Allianz zur Steuerung der Ölpreise (OPEC+) auf die mögliche Wiederauflage eines Atomabkommens mit dem Iran vor. In dem Fall könnten 60 bis 100 Millionen Barrel gebunkertes Rohöl kurzfristig auf den Markt fließen und die Preise tiefer legen. In ihrer gestrigen Sitzung beschlossen die Alliierten eine Reduzierung der Rohöllieferung um 0,1 Millionen Barrel ab Oktober. Es handelt sich um eine einflusslose Menge, allemal weil die realen Lieferungen seit vielen Monaten weit unter den angekündigten Quoten liegen. Die neue Zahl ist also eher eine Annäherung an die Realität als verlässliches Programm. Gleichwohl deutet sie die hohe Sensibilität der Bündnispartner zu Preisgefahren aus ihrer Sicht an.
Begründet wird die Reduzierung übrigens nicht mit der Aussicht auf iranisches Öl, sondern mit globalen Rezessionsgefahren. Die haben OPEC-Offizielle kürzlich noch als übertrieben und von Finanzjongleuren herbeigeredet abgetan. Sehr hoch ist die Aussicht auf das iranische Öl in der Tat nicht, da eine Einigung zu einem Atomvertrag wieder in weite Ferne gerückt ist. Finanzjongleure sehen indes weiterhin die Möglichkeit eines Nachfrageeinbruchs beim Öl. Sie begründen das mit der Inflation und Corona bedingten Lockdowns in China.
An den Ölbörsen zogen die Notierungen gestern zunächst deutlich an. Im Tagesverlauf gaben sie den größten Teil der Gewinne aber wieder ab.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 89,08 Dollar und das Barrel Brent zu 95,56 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 1.131,25 Dollar. Der US-Dollar kostet 1,0023 Euro. Damit kostet der Euro 0,9979 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise bewegen sich kaum, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz bei genauem Hinsehen zu entnehmen ist. Damit ist die Preisbewegung nah an den Vorgaben des internationalen Markts. Das ist in diesen Tagen selten, da der Binnenmarkt mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen hat. Die sind niedrige Pegelstände auf den Wasserstraßen, schlecht verfügbare Ware, zu wenig Heizölfahrer und hohe Kundennachfrage. Trotz der geringen Pegelstände hielten die Frachtkosten auf dem Rhein ihr Niveau in den letzten Tagen immerhin recht stabil.
Heizölpreise werden in dieser Zeit genau wie Gas- und Strompreise zum allgegenwärtigen Thema in den Massenmedien. Dabei gewinnt der jahrelang gegeißelte Energieträger Öl plötzlich an Sympathie, da seine Teuerung weit moderater verläuft als die von Gas und Strom. Heizöl ist übrigens immer noch der am zweithäufigsten anzutreffende Wärmeenergieträger in deutschen Wohngebäuden.
Die Heizölbestellungen treffen rege ein. Bei der Belieferung kann es allerdings zu Terminproblemen kommen, weil Ware aus oben genannten Gründen nicht immer verfügbar ist. Hoffnung auf günstigeres Heizöl gibt es momentan kaum noch. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere ohne Mehrheits- oder Minderheitswert hinsichtlich der Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Sie Heizöl benötigen, sollten Sie präventiv kaufen. Es muss ja keine komplette Füllung des Tanks sein.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil