Internationaler Markt
Wie schon gestern steht Brent-Rohöl auch am heutigen Morgen knapp unter 100 Dollar je Barrel. Gestern ging es sogar zunächst steil abwärts bis unter 95 Dollar. Das war ein Preis, der zuletzt kurz vor dem Ukrainekrieg gesehen wurde. Anhaltende Rezessions- und Zinssorgen sind nach wie vor die wichtigsten Ursachen für die schwachen Ölpreise. Auch der vorsichtige Ölmarktausblick der IEA wirkt noch nach.
Sorgen macht jedoch vor allem die Entwicklung in China. Die Wirtschaftsleistung Chinas stagnierte im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahr. Das hat es in den letzten 30 Jahren nur einmal gegeben. Aktuelle Zahlen zeigen, dass die Auslastung der Raffinerien im Juni um 10% gegenüber dem Vorjahr gesunken ist. Im Binnenmarkt wird wegen der Lockdowns nicht viel nachgefragt und die Exporte dürfen auf Anweisung Pekings kaum erhöht werden. China fällt damit als Lokomotive des globalen Rohölverbrauchs vollständig aus.
Die Ölpreise erholten sich gestern erst am Nachmittag, als die Arbeitslosenzahlen in den USA schlechter als erwartet ausfielen. Das ließ Hoffnung aufkeimen, dass die Zinsen vielleicht doch nicht so steil steigen müssen, um die Konjunktur zu dämpfen.
Nur geringe Erwartungen sind hingegen mit der Goodwill-Tour von Präsident Biden nach Saudi-Arabien verbunden. Trotz der diplomatischen Spannungen zwischen den beiden Ländern will er den Kronprinzen drängen, die Ölproduktion zu erhöhen. Mehr als eine symbolische Geste kann er jedoch nach Meinung fast aller Beobachter nicht erwarten. Noch hält die merkwürdige Allianz zwischen Riad und Moskau.
Die Investmentbanker von Goldman Sachs bleiben trotz der aktuellen Lage bei ihrer bullischen Ölpreisprognose. Die niedrigen Lagerbestände und die geringen freien Förderkapazitäten am Persischen Golf führen sie als wichtigste Gründe dafür an. Allerdings reduzieren sie ihre Preisziele auf 105-120 Dollar für die zweite Jahreshälfte. Andere Analysten bezweifeln, dass die Höhe der Lagerbestände ein wichtiges Kriterium sind. Vor allem in den USA haben sie demnach an Bedeutung verloren, weil die Importabhängigkeit stark zurückgegangen ist.
Heute Morgen startet der Handel ähnlich schwach wie gestern. Viele spekulativ orientierte Akteure haben den Markt in den letzten Monaten verlassen. Die Nordseesorte Brent kostet aktuell 98,88 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 95,24 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasöl notiert bei 1087,75 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9983 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0016 Dollar.
Nationaler Markt
Nach wie vor ignoriert der Heizölmarkt die Schwäche der internationalen Rohölpreise. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen sogar einen steigenden landesweiten Durchschnittspreis von über 150 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung von 3000 Liter.
Der schwache Euro kann diesen Trend nur zu einem kleinen Teil erklären. Auch die höheren Frachtraten der Binnenschiffer auf dem Rhein sind bisher nur eine Randnotiz, die etwa 1 Euro je 100 Liter ausmacht. Das könnte sich allerdings noch ändern, falls die Rheinpegel kritischer werden sollten. Das ist normalerweise erst später im Jahr im Fall, doch der Klimawandel macht das jetzt schon im Juli möglich.
Vor diesem Hintergrund bleibt die Stimmung der Heizölkundschaft im Keller. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht auf der mittleren Stufe. Und noch immer halten nur knapp zwei Drittel der Stimmen in der täglichen Lesereinschätzung einen Fall der Heizölpreise für wahrscheinlich.
Was tun? Die Risiken im internationalen Ölmarkt sind unübersehbar. Andererseits liegen die Margen der Ölbranche im Moment auf Rekordniveau. Wer noch ausreichend Reserven hat, sollte daher günstigere Kaufgelegenheiten abwarten.
Doch generell gilt: Nichts ist billiger als Heizöl, das man nicht verbrennt. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihr Heizverhalten. Das senkt die Kosten und schont Klima und Umwelt.
Quelle: esyoil