Internationaler Markt
Die Preisausschläge an den Ölbörsen nehmen zu. Sie sind Ausdruck wachsender Ungewissheit über die weitere Entwicklung des Ölangebots und seiner Auswirkung auf die Wirtschaft. In den Schwingungen erkennt man Monats-, Wochen- und Tagessequenzen, in denen sich wechselweise die vermeintliche Gewissheit über Ölmangel oder Nachfrageschwund widerspiegeln. Ein Ende dieser Marktphase ist nicht in Sicht.
Mangelphantasien werden insbesondere von Russland lebhaft bedient, indem die Drosselung von Öllieferungen im Umfang von drei Prozent des globalen Ölbedarfs in Aussicht gestellt wird. Sollte dieser Fall eintreten, würde sich der Rohölpreis nach Meinung der Analysten von JP-Morgan annähernd verdoppeln. Würde indes die Nachfrage infolge einer Rezession schrumpfen, halten sie einen Preisrückgang zwischen 15 und 25 Prozent für möglich.
Wladimir Putin kann über Wohl und Wehe seines Staatshaushalts mit den von ihm gesteuerten Energieströmen frei entscheiden. Um das zu verhindern, möchten die USA eine Preisobergrenze für russisches Öl einführen. Die würde, wenn überhaupt, nur wirken, wenn sich neben westlichen Ländern wenigstens China und Indien an dem Vorhaben beteiligten. Es wäre eine Art Gegenmodell zur OPEC-Allianz. Da außer einigen mit den USA verbündeten Demokratien aber kaum ein anderes Land ein Problem mit Russland und seiner Hegemonialpolitik hat, ist das Zustandekommen eines derartigen Bündnisses extrem unwahrscheinlich. Insbesondere China und Indien gewinnen in der gegenwärtigen Lage Wettbewerbsvorteile gegenüber den USA und der EU. Ein gemeinschaftlicher Ölpreis würde sie zunichte machen.
Im Gegensatz zum wilden Auf und Ab der Rohölpreise schwingen die Gasölnotierungen ruhiger. In ihnen steckt mehr Aufwärtsstreben. Ursächlich sind weltweit fehlende Raffineriekapazitäten. Mit anderen Worten, der Mangel bei diesem Ölprodukt, aus dem Heizöl, Diesel und Kerosin gemacht werden, ist ausgeprägter als beim Rohöl. Das Gleiche gilt übrigens für Gasoline-Notierungen, die den Benzinpreisen zugrunde liegen. Gasölnotierungen reagieren zudem stärker als Rohölnotierungen auf negative Meldungen über die Erdgasversorgung aus Russland. Das liegt nicht zuletzt an Substitutionsmöglichkeiten, die Heizöl und Diesel im Fall eines eklatanten Erdgasmangels bieten.
In den Irren und Wirren des aktuellen Energiehandels fanden die Devisenschwankungen bisher wenig Erwähnung. Sie haben längst einen signifikanten Einfluss auf die Teuerung der Ölprodukte, die am Weltmarkt in US-Dollar gehandelt werden. Binnen eines halben Jahres hat der Dollar rund 15 Prozent Wertzuwachs gegenüber dem Euro erfahren.
An den Ölbörsen setzt sich das Grundmuster der täglichen Preisbewegungen auch heute Morgen fort. Rohöl-Papiere zappeln mit wenig Nettoergebnis auf und ab. Gasöl-Kontrakte zappeln auch, aber mit einer leichten Aufwärtstendenz.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 101,81 Dollar und das Barrel Brent zu 105,03 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 1.214,25 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9974 Euro. Damit kostet der Euro 1,0025 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise steigen weiter, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Die Bewegung treibt den kurzfristigen Abwärtstrend mehr und mehr in die Horizontale. Die verheißungsvolle Preisentwicklung in der zweiten Juni-Hälfte und darüber hinaus findet wahrscheinlich keine Fortsetzung. Das heißt allerdings nicht, dass eine weitere Abwärtswelle nun ausgeschlossen wäre.
Im Binnenmarkt gehen die Bestellungen für Heizöl zurückhaltender ein. Der Preisanstieg dämpft den in Vorbereitung auf den Winter entstandenen Kaufanreiz. Der Anteil preislich zuversichtlicher Verbraucher sinkt derweil. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem relativ schwachen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Beobachten Sie die Preisentwicklung eng, um bei kurzfristigen Vergünstigungen handeln zu können.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil