Internationaler Markt
Die realisierte Rohölförderung der OPEC und ihrer Alliierten verfehlte das Planziel im Juni nach Schätzungen von Analysen abermals signifikant. Die Förderzusagen wurden um die Tagesleistung von 2,7 Millionen Barrel unterschritten. Das entspricht 2,7 Prozent der globalen Ölnachfrage. Zwar stieg die Förderung der Allianz gegenüber dem Vormonat. Das reichte aber bei weitem nicht aus, um das über Monate kumulierte Defizit gegenüber den beschlossenen Vorgaben nennenswert zu senken. Gleiches gilt für die beiden größten Produzenten im Bündnis Russland und Saudi-Arabien. Sie steigerten ihre Förderung um 0,1 und 0,5 Millionen Barrel pro Tag gegenüber Mai. Gleichwohl bringt Russland 8,5 Prozent und Saudi-Arabien 1,0 Prozent weniger Rohöl zu Tage als zugesagt wurde. Innerhalb der Allianz ist Russland beileibe nicht der Defizitspitzenreiter. Nigeria weist aktuell ein Minus von 25,6 Prozent auf. Die politisch unsicheren Länder wie Libyen und Venezuela toppen den Wert deutlich in Abhängigkeit vom täglichen Zerstrittenheitsgrad ihrer Gesellschaften.
Hinter alter Produktionsstärke bleiben auch die USA zurück. Aktuell produzieren sie täglich gut eine Million Barrel weniger Rohöl als vor Beginn der Corona-Pandemie. Seit Anfang 2021 steigt die jäh eingebrochene Produktionsmenge zwar stetig. Bis sie den alten Spitzenwert einstellt, wird aber sicher noch ein Jahr vergehen. Dabei herrscht Unsicherheit, ob das Ziel überhaupt noch erreicht werden kann, da die Investitionen in den Ölsektor nur noch unzureichend fließen. Grund ist der Sinneswandel, der sich mittlerweile in der westlichen Welt zur Energieversorgung durchgesetzt hat. Sie soll so schnell wie möglich klimaneutral werden.
Bei der Umsetzung des begrüßenswerten wie notwendigen Ziels werden allerdings die Zeitverläufe für das Hochfahren der Erneuerbaren Energien und das Aufrechterhalten der alten Versorgung missachtet. Wenn bereits heute aufgehört wird, in das Alte zu investieren, werden die produzierten Mengen schneller wegbrechen als sie durch das Neue ersetzt werden können. Das Energiedefizit wird unweigerlich stetig steigen. Als Vorbereitung auf ein energieärmeres Leben ist das akzeptabel. Zur Versorgung einer auf Wirtschaftswachstum ausgerichteten Gesellschaftsform reicht es aber nicht.
Dass Öl hierzulande nach wie vor ein Motor für Wirtschaftswachstum ist, zeigt sich unter anderem an seinen Importzahlen. Gemäß den Daten des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) waren sie in diesem Jahr bis einschließlich April Monat für Monat deutlich höher als ein Jahr zuvor. Im Mittel betrug der Zuwachs 14,6 Prozent. Dabei war und ist Russland der mit Abstand wichtigste Versorger. Während sein Anteil an den Importen im ersten Quartal noch stieg, zeigt sich seit April eine Wende. Der Durchschnittswert von 35 Prozent fiel auf 28 Prozent zurück.
Bei der Preisentwicklung gibt es ein Rennen zwischen mangelhafter Ölversorgung und schwindender Wirtschaftsleistung. Das eine sorgt für Teuerung das andere für Verbilligung. Diese in der Vergangenheit gültige Formel wird heute allerdings nicht mehr von allen Finanzjongleuren geteilt. Die Analysten von Godman Sachs halten die Mangelerscheinung der wegbrechenden Ölversorgung für so stark, dass sie trotz einer als sicher prognostizierten Rezession gut 30 Prozent höhere Rohölpreise vorhersagen.
An den Börsen zeigen die Rohölnotierungen heute Morgen ein anderes Vorzeichen. Sie fallen deutlich. Allerdings stiegen sie Freitag nicht minder deutlich, so dass sie in einer 24-Stunden-Sicht noch knapp im Plus sind. Die Gasölnotierungen schwingen derweil mit erheblichen Ausschlägen seitwärts.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 102,98 Dollar und das Barrel Brent zu 105,44 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 1.141,75 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9876 Euro. Damit kostet der Euro 1,0123 Dollar..
Nationaler Markt
Heizöl wird etwas teurer, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Es ist schwierig, die tägliche Bewegung in einen Trend zu zwängen. In einer etwas längeren Betrachtung verläuft sie stabil seitwärts. Kurzfristig liegt ein instabiler Abwärtstrend vor. Man darf gespannt sein, wie lange er hält.
Im Binnenmarkt gehen die Bestellungen für Heizöl lebhaft ein. Wesentlicher Kaufanreiz ist die Unsicherheit über die Energieversorgung im Winter. Ein gut gefüllter Heizöltank kann die Gefühlslage durchaus verbessern. Einige Verbraucher haben es noch nicht so eilig. Sie setzen weiter auf günstigere Preise. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem ordentlichen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Beobachten Sie die Preisentwicklung eng, um bei kurzfristigen Vergünstigungen handeln zu können.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil