Internationaler Markt
Die Rohölpreise halten sich am heutigen Morgen knapp über 100 Dollar je Barrel. Damit hat Öl seit Mitte Juni etwa 20 Prozent an Wert verloren.
Wie so oft kam die Wende, als die Preisprognosen jedes Maß verloren. Noch vor wenigen Tagen brachte die einflussreiche Investmentbank JPMorgan ein Preisziel von 380 Dollar je Barrel ins Gespräch. Davon redet heute niemand mehr. Dafür findet nun plötzlich die Prognose der Citigroup Gehör, die einen Ölpreis von nur noch 65 Dollar je Barrel bis Ende des Jahres für möglich hält.
Die gestrige Vorabschätzung zu den Lagerbeständen in den USA passt eher zu dieser bärischen Erwartung. Demnach stiegen die Rohölbestände in der letzten Woche um 3,8 Mio. Barrel, während die Produktlager nur geringfügig schrumpften. Heute Nachmittag werden die offiziellen Zahlen des Energieministeriums zeigen, ob diese Zahlen korrekt waren.
Auch außerhalb der USA gibt es aktuell Entwicklungen, die auf die Preise drücken. Wenig beachtet, aber dennoch zentral, sind News aus China. Peking erhöhte gestern die Exportquoten für seine Raffinerien. Damit wird endlich ein Ventil geöffnet, dessen Schließung in den letzten Monaten überhaupt erst den Preisanstieg ausgelöst hatte. Denn China importierte in dieser Zeit große Mengen an Rohöl, nicht zuletzt aus Russland. Die fertigen Produkte wie Diesel oder Benzin durften das Land aber nicht verlassen. Da China der wichtigste Produktexporteur der Welt ist, entstand eine Produktknappheit, die erst die Preise für Diesel und Benzin und dann auch die Rohölpreise nach oben schob.
Gleichzeitig mehren sich in China die Fragezeichen, ob eine Erholung der Wirtschaft nach den monatelangen Lockdowns gelingt. Immer mehr Infektionsherde lodern in dieser Woche auf, von Peking über Xian bis nach Shanghai. Die Zahlen sind noch gering, aber die Gegenmaßnahmen sind bereits drastisch.
Die Rezessionsängste bekommen dadurch neue Nahrung. Zusammen mit der hohen Inflation und steigenden Zinsen drücken sie weltweit nicht nur auf die Rohstoffpreise, sondern auch auf die Aktien- und Anleihenkurse.
Die hohen Risiken im Ölmarkt geraten momentan aus dem Blick. Libyen bringt seine Ölexporte immer noch nicht in Gang. Und noch ist unklar, in welchem Umfang Russland die EU als Großkunden ersetzen kann.
Moskau zündelt bereits wieder im Ölmarkt: Die große CPC-Ölpipeline aus Kasachstan, die auf russische Schwarzmeerhäfen angewiesen ist, soll ihren Betrieb wegen angeblicher Umweltrisiken vorerst einstellen. Das würde etwa 1 Mio. Barrel pro Tag vom Markt nehmen. Das entspricht in dem halben deutschen Ölverbrauch.
In dieser Gemengelage startet der Ölhandel heute ohne klare Richtung. Die Nordseesorte Brent kostet aktuell 100,05 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 97,98 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasöl notiert bei 1046,00 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9798 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0201 Dollar.
Nationaler Markt
Etwas zögerlich wird auch Heizöl heute billiger. Am Morgen zeigt die Heizölpreis-Tendenz einen landesweiten Durchschnittspreis von knapp 136 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung von 3000 Liter.
Das sind 9 Prozent weniger als Mitte Juni. In derselben Zeitspanne hat Gasoil, das Vorprodukt der Raffinerien für Heizöl, 18 Prozent an Wert verloren, also doppelt so stark. Die Margen im Heizölhandel sind also deutlich gestiegen.
Doch die Preisdelle bei Heizöl reicht aus, um die Bestellmengen noch oben schnellen zu lassen. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, hält sich auf der höchstmöglichen Stufe. Auch das mathematische Tiefpreissystem rät erstmals seit dem Mai wieder zum Kauf. Gleichzeitig wächst der Preisoptimismus. Enorme 81 Prozent der Voten rechnen in der täglichen Lesereinschätzung mit weiter nachgebenden Heizölpreisen – ein deutlicher Kontrast zu den Vorwochen.
Was tun? Die Preisrisiken im Ölmarkt bleiben hoch, auch wenn im Moment die Preise fallen. Wer vor einem leeren Tank sitzt, sollte sich bei günstigen Kaufgelegenheiten ein Sicherheitspolster anlegen.
Doch generell gilt: Nichts ist billiger als Heizöl, das man nicht verbrennt. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihr Heizverhalten. Das senkt die Kosten und schont Klima und Umwelt.
Quelle: esyoil