Internationaler Markt
Öl wird am Weltmarkt immer knapper. Im Gegensatz zum Gas droht aber nirgendwo totaler Mangel. Für Geld wird man immer einige Liter Brenn- oder Kraftstoff bekommen. Es ist nur eine Frage des Preises. Dass der angesichts der Fehlmengen nicht deutlich höher ist, liegt an wachsenden Sorgen über eine aufziehende Rezession. Sollte sie Realität werden, würde die Ölnachfrage einbrechen. Angebot und Nachfrage würden sich dann wieder annähern.
Es gibt noch eine andere Möglichkeit der Annäherung von Angebot und Nachfrage im Ölmarkt. Russland liefert wieder mehr Öl. Dass das trotz des Boykotts westlicher Länder geschehen wird, ist nicht abwegig. China erweist sich als furchtloser Abnehmer. Das hat Peking in den letzten Jahren bereits mit dem Bezug iranischen Öls demonstriert. Es wurde trotz der US-Sanktionen relativ üppig importiert. Nun bekommt der Iran durch das russische Öl allerdings Konkurrenz und muss sich nach weiteren Abnehmern umsehen. Da sich die kleine Gruppe westlicher Boykott-Länder freiwillig wirtschaftlich schwächt und damit an Einfluss verlieren wird, ist es nur eine Frage der Zeit, bis weitere Länder dem Beispiel Chinas folgen und sich gegebenenfalls sogar unter seinen Schutz begeben.
Derweil müht man sich in der EU, den drohenden Totalausfall russischen Gases zu ersetzen. Eine prominente Adresse dafür ist Norwegen. Das Land ist auch willig. Es wird seine Produktion bis Ende 2023 steigern. Der Haken an der Angelegenheit ist allerdings, dass Russland bisher fast 60 Prozent des Verbrauchs in der EU deckte, während Norwegen lediglich für fünf Prozent stand. Die angekündigte Produktionssteigerung ist somit nicht viel mehr als eine Solidaritätserklärung.
Wer die Möglichkeit hat, wird als Vorbereitung auf den Winter von Gas auf Öl wechseln. Das gilt besonders für körperschaftliche Verbraucher. Dadurch bekommt der flüssige Energieträger zwar weiteren Preisauftrieb. Der Wechsel stellt aber sicher, überhaupt Energie zur Verfügung zu haben. Das ist beim Gas nicht gewährleistet.
Das Ausfallrisiko von Energierohstoffen ist innerhalb der EU besonders für Deutschland aber auch für Italien sehr hoch. Hierzulande sind fast 60 Prozent des Gases, 50 Prozent der Kohle und 35 Prozent des Öls betroffen, die allesamt aus Russland bezogen werden. Die Ölimporte sind über das erste Quartal dieses Jahres hinaus sogar auf ein Rekordhoch gestiegen. Das steht scheinbar im Widerspruch zu Verlautbarungen des Wirtschafts- und Klimaministers. Er hatte sich allerdings nicht über den konkreten Bezug von Öl geäußert, sondern nur über Abhängigkeiten geredet. Abhängigkeiten lassen sich bei Öl und Kohle aufgrund ihrer Schiffbarkeit tatsächlich deutlich leichter auflösen als bei Gas, wenn man nicht über eine bereits existierende schiffsgängige Gasversorgung verfügt.
Die gibt es in den meisten EU-Ländern mit Seehäfen. Deutschland gehört nicht dazu. Hier hatten sich Wirtschaft und Politik jahrelang auf günstige Importpreise konzentriert und die gebotene Versorgungssicherheit durch Diversifizierung vernachlässigt. Die vollkommene Ökonomisierung ist ein Phänomen, das auch in anderen Bereichen unserer Gesellschaft zu beobachten war und ist. Sie führt im Allgemeinen zu gesellschaftlichen Fehlausrichtungen. Im Bereich der Energiewirtschaft steht mit dem politisch gewollten Wechsel zu einer rein elektrischen Monostruktur (all electric society) bereits die nächste gefährliche Fehlausrichtung auf der Agenda.
An den Ölbörsen befinden sich die Rohölnotierungen unter Aufwärtsdruck, während die Gasölnotierungen, an denen die Heizölpreise ausgerichtet werden, seitwärts wandeln. Heute Morgen deuten beide Kategorien einen leichten Abwärtshang an.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 109,83 Dollar und das Barrel Brent zu 113,20 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 1.214,00 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9622 Euro. Damit kostet der Euro 1,0388 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise zieht es eher seit- als aufwärts, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Damit sind die Aufwärtstrends formal zwar noch intakt. Gleichwohl deutet sich an, dass sie preislich bis auf weiteres nicht mehr zum Zuge kommen. Das ist wachsenden Rezessionsängsten und Sparsamkeitstendenzen zu verdanken, die global erkennbar werden.
Im Binnenmarkt gehen die Bestellungen für Heizöl sehr lebhaft ein. Neben Versorgungsängsten gehören auch die seit Mitte Juni gefallenen Preise zu den Kaufanreizen. Sie werden nicht von allen Verbrauchern als solche wahrgenommen, was sich in der Erwartung noch günstigerer Preise zeigt. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem ordentlichen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Das mathematische Tiefpreis-System zeigt in einigen Regionen Deutschlands Kaufsignale an.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Sie Heizöl benötigen, sollten Sie präventiv kaufen. Es muss ja keine komplette Füllung des Tanks sein.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil