Internationaler Markt
Während die EU und die USA sich weiter mit der Angebotserhöhung nicht russischer Ölproduzenten beschäftigen, lassen die potentesten OPEC-Mitglieder Saudi-Arabien und Vereinigte Arabische Emirate wissen, dass auch sie über keine nennenswerten Reservekapazitäten verfügen. Der Markt ist offenkundig noch schlechter versorgt, als allgemein angenommen wurde. Daraus ergibt sich der Schluss, dass der Boykott russischen Öls einer Drosselung der globalen Förderung gleichkommt.
Die von den genannten Produzenten angegebenen Reservekapazitäten reichen nicht mal aus, um den Ausfall eines so unsicheren Landes wie Libyen zu kompensieren. Dort droht die National Oil Corporation gerade mit einer weiteren Force Majeure Erklärung, die nicht erfolgte Lieferungen straffrei stellt. Grund sind die üblichen politischen Kämpfe eines Landes ohne inneren Zusammenhalt und ohne staatliche Autorität.
Dass Öl knapp ist, lässt sich auch an den Preisen der zeitlich aufeinander folgenden Börsenkontrakte (Futures) ablesen. Mit dem Ende der jeweiligen Laufzeit im Monatstakt wird das darin ausgewiesene Öl zur Lieferung fällig. Ein Future auf Rohöl der Sorte Brent mit Fälligkeit August 2022 ist etwa 17 Prozent teurer als ein Future mit Fälligkeit März 2023. Bei den Gasöl-Futures des gleichen Zeitraums beträgt der Unterschied sogar 22 Prozent.
Die OPEC-Allianz, zu der auch Russland gehört, erhöht zwar Monat für Monat die vor zwei Jahren als Reaktion auf den Corona-bedingten Nachfrageeinbruch gedrosselte Förderung per Beschluss. Die realisierte Erhöhung wird den Beschlussvorlagen aber in keiner Weise gerecht. Das Kartell liefert mittlerweile weit weniger Öl als aufgrund der Quotierung möglich ist. Früher musste die OPEC darum kämpfen, dass die Mitglieder ihre Förderquoten nicht übertreffen, heute erreichen sie sie nicht mehr.
Derweil diskutieren die Staatschefs auf dem G7-Treffen weiter über die Idee, russisches Öl mit einer Preisobergrenze in den Markt zurück zu holen und das, ohne vom EU-Boykott auf dieses Öl abzulassen. Das klingt wie die Suche nach der Quadratur des Kreises und zeigt, dass man sich nach der jahrelang gepflegten Überabhängigkeit von russischen Energielieferungen nun ein weiteres Mal auf einem Irrweg im Umgang mit dem Nachbarn befindet.
Die Ölpreise befinden sich vor dem Hintergrund des knappen Angebots in einer moderaten Höhe. Mit anderen Worten, sie könnten durchaus erheblich teurer sein. Verhindert wird der exorbitante Preisanstieg derzeit von Sorgen über eine tiefe Rezession.
An den Ölbörsen zeigen die Offenbarungen Saudi-Arabiens und der Emirate über ihre Reservekapazitäten Wirkung. Die Notierungen für Rohöl ziehen heute Morgen geradlinig aufwärts.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 111,60 Dollar und das Barrel Brent zu 117,22 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 1.284,75 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9445 Euro. Damit kostet der Euro 1,0585 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise bewegen sich nach wie vor wenig, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Eigentlich schien die Marktlage einen leichten aber stetigen Preisrückgang herzugeben. Der wurde durch die Erklärung der beiden wichtigsten Ölproduzenten am Persischen Golf zu ihren Reservekapazitätenn aber jäh kassiert. Nun besteht eher die Gefahr weiterer stetiger Teuerung.
Das aktuelle Bestellaufkommen für Heizöl ist erheblich gestiegen. Zuletzt war es sehr vom Auf und Ab der Preise und den damit verbundenen Hoffnungen auf günstige Kaufmomente geprägt. Nun scheinen Versorgungsängste als Kaufanreiz wieder zuzunehmen. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem ordentlichen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Sie Heizöl benötigen, sollten Sie präventiv kaufen. Es muss ja keine komplette Füllung des Tanks sein.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil