Internationaler Markt
Nach einem weiteren Tag mit wilden Preisschwankungen landete der Rohölpreis ungefähr dort, wo er gestartet war. Auch heute Morgen bleibt Brent-Rohöl knapp unter 110 Dollar je Barrel.
Die Ölhändler suchen nach Orientierung. Bisher war das Narrativ recht klar: Ein knappes Ölangebot plus Russland-Sanktionen wird die Ölpreise immer weiter nach oben treiben. Doch die Zinswende, vor allem in den USA, bringt nun die Rezessionssorgen ganz oben auf die Agenda. Jede neue Inflationsmeldung wird in den Köpfen in höhere Zinsen, weniger Wachstum und dadurch weniger Ölnachfrage übersetzt.
Die Erwartungen an die globale Ölnachfrage sind ohnehin schon geschrumpft. Anfang des Jahres gingen die Analysen noch von einem Wachstum von 3-4 Prozent aus. Mittlerweile erwartet z.B. die Internationale Energieagentur weniger als 2 Prozent. Sobald sich die Weltwirtschaft weiter abkühlt und die Reaktionen auf die hohen Tankstellenpreise deutlicher sind, werden wohl weitere Korrekturen nach unten fällig.
In dieses Bild passen auch die Lagerbestandsdaten des amerikanischen Branchenverbands API, die gestern einen starken Aufbau der Rohölbestände um 5,6 Mio. Barrel meldeten. Erst der Wochenbericht des Energieministeriums wird jedoch zeigen, ob diese Schätzung realistisch ist. Der für heute Nachmittag angekündigte Bericht wird sich wegen technischer Probleme verspäten und soll erst in der nächsten Woche nachgereicht werden.
Da die EU-Sanktionen die Menge der russischen Ölexporte bislang kaum beeinträchtigen können, ziehen jetzt immer mehr Hedgefonds die Reißleine und stellen ihre Positionen glatt. Viele Fonds sitzen ohnehin auf großen Buchgewinnen. Zum Ende des zweiten Quartals bietet es sich an, die Preiswetten zu versilbern.
Putin zeigte sich gestern erneut siegesgewiss: Statt in die EU werde russisches Öl in die übrige Welt verkauft. Anscheinend bekommt er dabei immer mehr Schützenhilfe durch Indien. Nicht nur fließt immer mehr Öl dorthin, auch bei der rechtlichen Absicherung der russischen Tankertransporte sind indische Akteure im Spiel, wie Reuters heute meldet.
Indien verfolgt damit simple kommerzielle Interessen. Der Krieg in der Ukraine spielt für Delhi kaum eine Rolle. Hinzu kommt die Rivalität mit Pakistan und China. Eine Allianz mit Moskau soll ein Gegengewicht schaffen. Die USA und die EU halten sich zurück.
Heute Morgen bleiben die Trader vorsichtig. Die Nordseesorte Brent kostet aktuell 109,54 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 103,86 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasöl notiert bei 1292,50 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9494 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0532 Dollar.
Nationaler Markt
Heizöl wird heute teurer. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von über 147 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung von 3000 Litern an.
Die Rohölpreise haben sich gegenüber gestern kaum bewegt, aber dafür sind die Rotterdamer Gasoilpreise gestiegen. Selbst der Anstieg des Euros kann die höheren Raffineriemargen nicht entschärfen.
Der erneute Preisanstieg wirkt offenbar abschreckend. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, fiel auf das mittlere Niveau zurück.
Dazu passen die Verschiebungen in der täglichen Lesereinschätzung. Der Preisoptimismus machte nach dem Einbruch bei den Rohölpreisen einen Satz nach oben. Stolze 78% Prozent der Stimmen erwarten jetzt einen Rückgang der Heizölpreise.
Was tun? Trotz der schwachen Rohölpreise gibt es keinen Grund zur Entwarnung. Die Raffinerien halten ihre Margen auf Rekordniveau. Eine nennenswerte Preisentlastung ist nicht in Sicht.
Doch kurzfristig gilt: Nichts ist billiger als Heizöl, das man nicht verbrennt. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihr Heizverhalten. Das senkt die Kosten und schont Klima und Umwelt.
Quelle: esyoil