Internationaler Markt
Bis Jahresende will die EU 90 Prozent der russischen Öleinfuhren per Boykott aussperren. Noch ist von dem Vorhaben allerdings nichts zu spüren. Raffinerien kaufen das zu ächtende Öl in ungewöhnlich hohen Mengen ein. Das ergeben Auswertungen von Tankerbewegungen in den Ölhäfen der EU und ihren Anrainerstaaten. Bemerkenswerte Zuwächse wurden für Bulgarien, Rumänien, Italien und die Türkei registriert. Der russische Anteil an den Öleinfuhren nach Deutschland ist nach Berechnungen des BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) ebenfalls so hoch wie selten zuvor.
Gleichzeitig avanciert Russland zum größten Öllieferanten für China und zum zweitgrößten Ölimporteur für Indien. Vor dort wird ein Teil der Ware Richtung Europa verkauft. Für Putin könnten die Ölgeschäfte kaum besser laufen, weniger aufgrund der Menge, die trotz der genannten Abnahmezuwächse in Summe moderat zurückgegangen ist, sondern aufgrund der exorbitanten Preissteigerungen, die die politische Rhetorik hergerufen hat.
Die Sanktionsrhetorik schlug nicht zuletzt deshalb so gravierend ein, weil sich der Ölmarkt nach den Corona-Verwerfungen in einer sehr angespannten Lage befand. Sie hat sich bis heute nicht zum Besseren gewendet. Sichtbar wird das unter anderem an den globalen Lagerbeständen, die sich von einem Tief zum nächsten bewegen. US-Regierung und Internationale Energie-Agentur (IEA) bemühen sich mit der Freigabe von strategischen Ölreserven um Linderung des Problems. Der Erfolg ist übersichtlich. Hinzu kommt, dass die angezapften Sicherheitsreserven bei Fortdauer des Programms bis Oktober auf ein 40-Jahres-Tief sinken werden. Spätestens dann muss die Notbremse gezogen werden.
Für Abhilfe könnten derzeit nur die OPEC unter Führung von Saudi-Arabien und die USA mit ihrer Schieferölproduktion sorgen. Die OPEC weigerte sich lange, dem Bitten der USA um mehr Öl nachzugeben. Zu schlecht waren die Erfahrungen mit einer derartigen Lockerung in der jüngeren Vergangenheit. Nun deutet sich eine vorsichtige Korrektur dieser Haltung an. Sie ist mit dem Verweis auf einen zügigeren Ausbau der US-Produktion verbunden. Der kommt nur zögerlich voran. Die in der Corona-Krise implodierte Industrie klagt über fehlende staatliche Wiederaufbauhilfe. Diese bleibt aus, weil die Industriepolitik auch jenseits des Atlantiks vom grünem Wachstumsideal durchdrungen ist. Gleiches gilt für private Investoren.
Fossile Energieträger sind für sie leidlich ertragreiche Geschäftsmodelle der Geschichte. Die Zukunft ist regenerativ und höchst profitabel. Dabei wird übersehen, dass sich die Situation beim Energiegehalt umgekehrt darstellt. Zu der fossilen Energiedichte gibt es leider noch keine regenerative Alternative. Deshalb gehören Vorstellungen vom schnellen Ersatz der Klimakiller in die Kategorie Wunschdenken.
Angesichts politischer Wunschvorstellungen und Fehleinschätzungen droht der Weltwirtschaft eine Rezession. Für die in Verantwortung befindlichen Protagonisten wäre das die unbedingt zu verhindernde Katastrophe. Für die Rettung des Klimas wäre sie die einzig bekannte Möglichkeit mit Funktionsgarantie.
An den Börsen löst allein der Gedanke an Rezession Angst und Kursverfall aus. Derzeit gibt es noch Hoffnung, an ihr vorbei zu schlittern. Das wiederum würde die Ölpreise weiter in die Höhe treiben. Dorthin führte sie der gestrige Handelstag in der Tat. Die Akteure annullierten den zuvor erzielten Preiseinbruch. Heute Morgen bewegen sich die Notierungen auf erhöhtem Niveau seitwärts.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 110,82 Dollar und das Barrel Brent zu 114,96 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 1.325,25 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9482 Euro. Damit kostet der Euro 1,0544 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise steigen wieder, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Der Abgang mit Hoffnung auf Fortsetzung währte nur kurz. Ein solcher Moment kann sich allerdings jederzeit wiederholen. Die Preisentwicklung wird sich angesichts der wachsenden Unsicherheit über die wirtschaftliche Lage zunehmend unstet verhalten. Schnelle Anstiege und nicht minder schnelle Einbrüche werden sich in lockerer Folge abwechseln.
Das aktuelle Bestellaufkommen für Heizöl befindet sich auf übersichtlichem Niveau. Es ist sehr vom Auf und Ab der Preise und den damit verbundenen Hoffnungen auf günstige Kaufmomente geprägt. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem ordentlichen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Beobachten Sie die Preisentwicklung eng, um bei kurzfristigen Vergünstigungen handeln zu können.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil