Internationaler Markt
Die Rohölpreise halten sich über 122 Dollar je Barrel. Der Aufwärtsdrang der letzten Tage ist aber erst einmal verschwunden. Die Ursache dafür liegt recht eindeutig in China.
In Schanghai wurden neue Lockdowns angekündigt. In Peking schlossen zahlreiche Veranstaltungsorte, die erst vor kurzem ihre Tore wieder öffnen durften. In ganz China wurden nach offiziellen Angaben 240 neue Coronafälle gemeldet.
Vor allem der Kurswechsel in der Industriemetropole Schanghai drückt auf die Stimmung in den Märkten weltweit. Lediglich drei Infektionen, die auf einen Schönheitssalon im Stadtzentrum zurückverfolgt werden konnten, reichten dafür aus. Die Einwohner der Stadt haben gerade erst zwei Monate Lockdown hinter sich gebracht. Jetzt beginnen erneut endlose Zwangstestserien für Millionen von Menschen mit stundenlangen Wartezeiten.
Die Zwänge der Null-Covid-Politik machen die Wirtschaftsentwicklung in China völlig unvorhersehbar. Von einem fast normalen Wachstum bis zu einem Rückgang der Wirtschaftsleistung ist alles denkbar. Da sich der Parteichef Xi Jinping mittlerweile zu einem unfehlbaren Dauerherrscher befördert hat, ist ein Kurswechsel nur schwer vorstellbar.
Trotzdem halten sich die globalen Ölpreise in der Nähe eines Mehrmonatshochs. Ein weiterer Anstieg gilt sogar als wahrscheinlich. Die Rettung durch amerikanisches Schieferöl ist unwahrscheinlich. Die US-Mengen steigen zwar an, aber in diesem Jahr rechnet die EIA nur mit einem Anstieg von ca. 1,2 Mio. Barrel pro Tag, also etwas mehr als einem Prozent der Weltnachfrage. Auch die OPEC-Staaten wollen, oder können, nicht mehr liefern.
Gleichzeitig schrumpft die russische Ölförderung. In diesem Jahr könnte der Rückgang bei 2-3 Mio. Barrel pro Tag liegen. Ein Teil davon geht auf das Konto der Binnennachfrage, denn die russische Wirtschaft ist im freien Fall. Der andere Teil ist auf die Sanktionen des Westens bzw. auf die Selbstsanktionierung vieler Ölfirmen im Westen zurückzuführen. Mittelfristig werden sich auch die Exportsanktionen bemerkbar machen, da russische Ölfirmen kaum noch Zugang zu High-Tech-Ausrüstung haben. Die meisten westlichen Ölkonzerne ziehen sich aus dem Land zurück.
Das Ölangebot wird also knapp bleiben, während die Nachfrage bislang nicht nachgeben will. Die Konsequenz sind anhaltend hohe Preise. Das zeigt sich auch heute zum Handelsstart. Die Nordseesorte Brent kostet aktuell 122,39 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 120,86 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasöl notiert bei 1362,50 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9405 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0629 Dollar.
Nationaler Markt
Die deutschen Heizölpreise ziehen erneut an. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt einen landesweiten Durchschnittspreis von 147,3 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Dafür zeichnet zum einen der fallende Euro verantwortlich. Noch mehr jedoch der Preisanstieg bei Rotterdamer Gasoil. Das Raffinerieprodukt hat sich einmal mehr vom Rohölpreis abgekoppelt und verteuert Heizöl und Diesel.
Kein Wunder, dass die Zahl der Bestellungen auf einem niedrigen Niveau bleibt. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, verharrt auf einem tiefen Niveau. Passend zu dieser Tristesse schrumpft der Preisoptimismus. Weniger als zwei Drittel der Stimmen können sich laut der täglichen Lesereinschätzung fallende Heizölpreise vorstellen – ein unterdurchschnittlicher Anteil.
Was tun? Die Preisrisiken bleiben hoch, obwohl sich die Heizölpreise, wie auch die Tankstellenpreise, von ihrer Kostenbasis weit entfernt haben. Ein Preisrutsch wird in der aktuellen Versorgungslage erst dann wahrscheinlich, wenn die Nachfrage merklich sinkt.
Dabei gilt: Nichts ist billiger und klimaschonender als eingespartes Heizöl. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und passen Sie Ihr Heizverhalten an, um die Kosten zu senken und die Umwelt zu schonen.
Quelle: esyoil