Internationaler Markt
Die globalen Rohölpreise bewegen sich seit zwei Monaten seitwärts. Die Preisspanne von 105-110 Dollar je Barrel wird immer nur für kurze Zeit verlassen. Auch gestern stieg Brent-Rohöl nach einem schwachen Start mit schnellen Schritten zunächst über 108 Dollar je Barrel. Doch als Anschlusskäufe ausblieben, fiel der Preis bis heute morgen wieder auf 105 Dollar je Barrel zurück.
Der Ukrainekrieg und ein mögliches Ölembargo der EU verhindern einen anhaltenden Preisrutsch. Allerdings hat die EU noch immer große Probleme, ein Embargo überhaupt zu beschließen. Vor allem Ungarn, aber auch fünf weitere EU-Länder stellen sich quer und wollen lange Übergangsfristen sowie üppige finanzielle Kompensationen.
Auch die Zinswende in den USA und Europa sowie ein starker US-Dollar machen Ölkäufe eher unattraktiv. Zu groß sind die Risiken einer Rezession und damit einer schwachen Ölnachfrage. Hohe Inflationsraten machen höhere Zinsen vor allem in den USA fast unausweichlich.
Hinzu kommt die Coronapolitik in China, die schon seit sechs Wochen auf rigide Lockdowns setzt und damit die Wirtschaft allmählich an die Wand fährt. Es ist unklar, wie die Parteispitze aus dieser politischen Sackgasse wieder herauskommen kann. Sie ist auf die Kooperationsbereitschaft der Bevölkerung angewiesen, die im Moment eher schwindet als wächst.
Im Patt zwischen Rezession und Ölembargo suchen die Öltrader noch neuen Anhaltspunkten, wie es im Ölmarkt weitergehen könnte. Neue Daten lieferte gestern der Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums (DOE). Die Freigaben aus den Strategischen Ölreserven machen sich deutlich bemerkbar. Um enorme 8,5 Mio. Barrel legten die gewerblichen Rohölbestände zu. Bei den Hauptprodukten schrumpften die Lager jedoch erneut, vor allem bei Benzin.
Damit setzt sich der Trend der letzten Monate fort: Rohöl gibt es genug, aber es hakt bei der Verarbeitung in den Raffinerien, vor allem an der amerikanischen Ostküste. Benzin, Diesel und Jet Fuel sind knapp. Fast täglich werden an den Tankstellen neue Rekordpreise gemeldet.
Hier der Wochenbericht im Überblick:
Rohöl: +1,6 Mio. Barrel (API) bzw. +8,5 Mio. Barrel (DOE)
Heizöl und Diesel: +0,7 Mio. Barrel (API) bzw. -0,9 Mio. Barrel (DOE)
Benzin: +0,8 Mio. Barrel (API) bzw. -3,6 Mio. Barrel (DOE)
Ölproduktion: 11,8 Mio. Barrel pro Tag (0,8 Mio. über Vorjahreswert)
Nachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 19,4 Mio. Barrel pro Tag (0,3 Mio. über Vorjahreswert)
Der europäische Ölhandel startet heute ohne Elan. Die Trader warten auf neue Marktdaten und auf Updates zum Ölembargo der EU. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht aktuell bei 103,54 US-Dollar je Barrel. Die Nordseesorte Brent kostet 105,54 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasöl notiert bei 1085,00 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9518 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0500 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise fallen am Morgen auf 128 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Die Heizölpreis-Tendenz zeigt einen seitlichen Preisverlauf seit April. Ein starker Dollar verteuert Öl im Euroraum, aber dafür schwächelt seit einigen Wochen Rotterdamer Gasoil, das Vorprodukt von Heizöl.
Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft der Heizölkunden nach Preisanfragen misst, steht heute wieder auf einer hohen Stufe. Das deutet auf eine stabile Nachfrage und eine relativ hohe Zahl von Bestellungen. Der Preisoptimismus ist durchschnittlich: Knapp zwei Drittel der Stimmen setzen in der täglichen Lesereinschätzung auf demnächst fallende Preise.
Was tun? Noch ist kein Ende der Pattsituation im Ölmarkt erkennbar. Die Preise könnten sich weiterhin auf hohem Niveau seitwärts bewegen. Wer nur noch wenig im Tank hat, sollte sich bei einer günstigen Gelegenheit versorgen, aber langfristig über andere Heizlösungen nachdenken. Preiswertes Heizöl wird es wohl so schnell nicht mehr geben.
Doch nichts ist billiger als eingespartes Heizöl: Entwickeln Sie verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen, um Ihre Kosten zu senken und die Umwelt zu schonen.
Quelle: esyoil