Internationaler Markt
Russland wird wohl im Jahresverlauf die Hälfte seiner Ölexporte verlieren. Das ist die Menge, die nach Westen geliefert wird. Allein in der letzten Woche sind die Exporte um mehr als ein Viertel gegenüber der Vorwoche eingebrochen. Einen vollständigen Boykott russischen Öls wird es aber nicht geben, denn ein Teil der nicht abgenommenen Mengen kann nach Asien umgeleitet werden. Bliebe es bei der Schätzung zum Exportrückgang, wäre die russische Ölindustrie gezwungen, ihre Produktion zu drosseln.
In Europa macht sich das fehlende russische Öl, es handelt sich um Rohöl und Ölprodukte, insbesondere bei Diesel und Heizöl bemerkbar. Hilfe ist allerdings schon auf dem Weg. Sie kommt in diesem Fall aus dem Süden der USA. Aus der Ölregion am Golf von Mexiko wird mittlerweile ein nennenswerter Teil des nicht aus Russland bezogenen Diesels geliefert. Und selbst aus dem New Yorker Hafen, wo die Diesellager fast leer sind, werden Tankerladungen nach Europa geschickt. Zur Einordnung: Vor Beginn der Corona-Pandemie bezog die EU etwa 20 Prozent ihres Diesels aus Russland.
Die mit Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine stark gestiegenen Ölpreise kamen recht schnell als Reaktion auf die spekulative Übertreibung zurück. Nun befindet sie sich in einer Phase, in der die Neuordnung der Lieferwege für Rückgang sorgt. Aktuell wird die Preisrichtung durch die Corona-Probleme Chinas gestärkt. Die verhängten Lockdowns dürften einen spürbaren Effekt auf die Ölnachfrage haben. Dennoch sollte man nicht davon ausgehen, dass die gegenwärtige Preisrichtung einer Einbahnstraße folgen wird. Vielmehr ist zu erwarten, dass der China-Effekt eine abwärts gerichtete spekulative Übertreibung auslöst, da er die Finanzjongleure überraschte. Auch diese Übertreibung wird eine Korrektur erfahren.
Für Preisbewegung insbesondere nach unten sind nicht zuletzt Gespräche zwischen der Ukraine und Russland über ein Ende der Kampfhandlungen gut. Bei solchen Anlässen liegt immer die Hoffnung auf eine friedvolle Überraschung in der Luft, wenngleich betont wird, dass man nichts substanziell Positives erwartet.
Der Rest der gegenwärtigen Preisschwankungen wird am Persischen Golf entschieden. Dort liegen derzeit die größten Möglichkeiten, das globale Ölangebot kurzfristig zu steigern. Dort liegt aber auch die Gefahr von plötzlichen Einbrüchen des Angebots aufgrund von Zerstörungen durch Drohnen- und Raketenangriffe der Huthi-Rebellen aus dem Jemen. Sie gelten als eine stellvertretend für den Iran gegen Saudi-Arabien und Anrainerstaaten kämpfende Gruppe.
Gestern Abend gaben die Ölnotierungen an den Börsen aus den genannten Gründen kräftig nach. Heute Morgen haben sie einen kleinen Teil der Verluste annulliert. Mittlerweile dümpeln sie auf dem erreichten Niveau seitwärts.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 105,51 Dollar und das Barrel Brent zu 112,15 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 1.086,00 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9088 Euro. Damit kostet der Euro 1,1002 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise befinden sich auf dem günstigsten Niveau seit drei Wochen, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Es wirkt, als würde die Verwerfung der Preise zügig geglättet. Tatsächlich ist eine Rückkehr zur Normalität aber noch nicht angezeigt. Es gibt nach wie vor Engpässe bei der Inlandsversorgung, die im besten Fall nur Lieferverzögerungen zur Folge haben. Da wir dem Frühjahr entgegen gehen, ist kaum Gravierenderes zu erwarten. Die Nagelprobe kommt vor dem nächsten Winter. Dann wird es um Wärmeenergie ein hoch politisches Geschacher geben. Dem können sich Verbraucher mit etwas Weitsicht beim Heizöl entziehen. Bei den leitungsgebundenen Energieträgern Gas und Strom funktioniert das nicht.
Im Binnenmarkt für Heizöl ist das Bestellaufkommen trotz der extrem hohen Preisen nicht zum Erliegen gekommen. Die zunehmende Hoffnung auf günstigeres Heizöl hält es aber im Zaum. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere einem starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Sie Heizöl benötigen, sollten Sie präventiv kaufen. Es muss ja keine komplette Füllung des Tanks sein.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser. Weitere Informationen.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil