Internationaler Markt
Russland und sein Krieg gegen die Ukraine bekommen nach wie vor die größte Aufmerksamkeit der Finanzjongleure. Sie haben die Energie- und Ölbörsen zu einem bullischen Tummelplatz gemacht. Mit immer neuen Lockdowns in China gibt es mittlerweile eine potente Gegenposition zu den preistreibenden Wetten auf einen Ölboykott. Am Wochenende wurde offiziell, dass die 26-Millionen-Metropole Shanghai „dicht gemacht“ wird. Von dieser und diversen anderen Einschränkungen wird eine spürbare Dämpfung der Ölnachfrage erwartet. Die Ölpreise reagieren mit wilden Schwingungen auf die ambivalente Lage.
Nicht ganz so heiß werden die Drohnenangriffe von Huthi-Rebellen auf saudische Öleinrichtungen sowie die Verhandlungen über die Rückkehr Irans zum Atomabkommen und als Öllieferant gehandelt. Auch hier geht es um den Einbruch oder die Verbesserung der Ölversorgung. In weniger extremen Zeiten wären es Topthemen an den Börsen. Das können sie im Fall von greifbaren Ergebnissen noch werden. Eine gut platzierte Rakete der Huthi-Rebellen könnte einen nennenswerten Teil der saudischen Ölexporte lahmlegen. Mit der Abkehr Teherans von Atomwaffen würde der Markt mehrere Millionen Barrel Öl zusätzlich bekommen.
Über die Tagesereignisse hinaus lohnt es sich, dem Exportland Russland einen tieferen Einblick zu widmen. Wir haben es hier mit dem größten Erdgas-, dem zweitgrößten Öl- und dem drittgrößten Kohlexporteuer weltweit zu tun. Gas und Öl fließen größtenteils nach Europa, während Kohle eher nach Asien geschickt wird.
36 Prozent des geförderten Gases, 46 Prozent des Öls und über 50 Prozent der Kohle wurden im vergangenen Jahr exportiert. Dabei wurden 84 Prozent des Gases durch Pipelines und 16 Prozent als LNG mit Schiffen verschickt. Fast 75 Prozent der gesamten Exportmenge ging nach Europa und hier im Besonderen nach Deutschland, Türkei, Italien, Frankreich und Polen. Beim Öl landete die Hälfte aller Exporte in Europa und hiervon die Hälfte in Deutschland und den Niederlanden. Das wichtigste Einzelabnehmerland war allerdings China. Es zog knapp ein Drittel der Exporte an sich. Die USA kauften Russland vier Prozent seines exportierten Öls ab.
Russland liefert aber nicht nur Energie. Andere exportierte Rohstoffe und Halbfertigprodukte sind Kupfer, Düngemittel, Holz, Getreide, Roheisen, Stahl, Edelsteine, Gold und Silber. Wenn all diese Ressourcen aufgrund von Russlandsanktionen vom Weltmarkt genommen werden, hat das einen schwerwiegenden Mangeleinfluss auf die globale Wirtschaft. Aus einer Helikopterperspektive betrachtet, wird daran deutlich, dass wir sehr nah an den physischen Grenzen des Wirtschaftswachstums operieren. Wir wären klug beraten, diesen Aspekt in die immerwährenden Forderungen nach mehr Wachstum einfließen zu lassen.
An den Ölbörsen geht es heute Morgen ruppig zu. Die bereits angesprochen Preisschwingungen geben ihr Bestes, eine bemerkenswerte Dynamik aufrecht zu erhalten. Tendenziell geht es dabei gerade abwärts.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 109,45 Dollarund das Barrel Brent zu 116,33 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 1165,25 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9122 Euro. Damit kostet der Euro 1,0959 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise befinden sich auf dem günstigsten Niveau seit drei Wochen, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Es wirkt, als würden Aufregung und Verwerfung der Preise langsam geglättet. Aber eine Rückkehr zur Normalität ist noch lange nicht angezeigt. Ganz aktuell gibt es Lieferengpässe bei der Inlandsversorgung, die im besten Fall nur zeitliche Verzögerungen zur Folge haben. Da wir dem Frühjahr entgegen gehen, ist kaum Gravierenderes zu erwarten. Die Nagelprobe kommt vor dem nächsten Winter. Dann wird es um Wärmeenergie ein hoch politisches Geschacher geben.
Im Binnenmarkt für Heizöl ist das Bestellaufkommen trotz der extrem hohen Preisen nicht zum Erliegen gekommen. Die Hoffnung auf tiefere Preise lässt es aber auf keinen Fall überborden. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere einem ordentlichen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Sie Heizöl benötigen, sollten Sie präventiv kaufen. Es muss ja keine komplette Füllung des Tanks sein.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser. Weitere Informationen.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil