Internationaler Markt
Die Rohölpreise legten gestern den Rückwärtsgang ein. Sie fielen in immer schnellerem Tempo um fast 20 Prozent von 130 auf 106 Dollar je Barrel, erholten sich dann aber am Abend auf 112 Dollar je Barrel. Heute am frühen Morgen geht es weiter aufwärts.
Der Preiseinbruch kam nicht unerwartet, denn nach dem steilen Anstieg der Tage zuvor war eine technische Reaktion überfällig. Es fehlte nur der Auslöser. Der kam dann gestern. Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), ein wichtiges OPEC-Mitglied, scheinen auf eine Lockerung der OPEC-Politik zu drängen. Sie wollen also dem Ölmarkt mehr Öl zur Verfügung stellen.
Gleichzeitig kam die Diplomatie im Ukrainekrieg etwas voran. Kiew bot Russland nach Agenturmeldungen an, eine neutrale Position zwischen Russland und der NATO einnehmen zu wollen. Das würde zumindest eine der russischen Forderungen erfüllen.
Der dritte Faktor war die Haltung Berlins im Ukrainekonflikt: Kanzler Scholz sprach sich erneut gegen die direkte oder indirekte Lieferung von Kampfjets an die Ukraine aus. Auch soll weder ein Gas- noch ein Ölembargo gegen Russland verhängt werden. Deshalb sollen auch die wichtigsten russischen Banken nicht aus dem SWIFT-System ausgeschlossen werden, da sie bei der Abwicklung der Energiegeschäfte eine wichtige Rolle spielen.
Die Regierung in Kiew war enttäuscht, denn das bedeutet de facto, dass Moskau weiterhin hohe Einnahmen hat, mit denen der Rubel gestützt und der Staats- und Kriegshaushalt finanziert werden kann. Für die Spekulanten war das jedoch ein Signal, erst einmal Gewinne mitzunehmen. Das galt für den Ölmarkt genauso wie für den Gasmarkt. Auch die Aktienmärkte jubelten.
Im Hintergrund ist der Kreml weiterhin damit beschäftigt, die Versorgung der Ölmärkte zu torpedieren und die Ölpreise hoch zu halten. Zum einen blockieren russische Diplomaten den Abschluss der Atomverhandlungen mit dem Iran. Selbst Teheran zeigte sich gestern über die russischen Sonderwünsche verstimmt. Gleichzeitig sucht Moskau den Schulterschluss mit Saudi-Arabien, um im Ölkartell OPEC+ einen Kurswechsel in der Förderpolitik zu verhindern.
Der Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums (DOE) fand vor diesem dramatischen Hintergrund kaum Beachtung. Er bestätigte den Trend der letzten Monate: Die Lagerbestände fallen, die US-Ölförderung kommt nicht in Gang und die Endnachfrage ist sehr robust. Hier die Zahlen im Überblick:
Rohöl: +2,8 Mio. Barrel (API) bzw. -1,9 Mio. Barrel (DOE)
Heizöl und Diesel: -5,5 Mio. Barrel (API) bzw. -5,2 Mio. Barrel (DOE)
Benzin: -2,0 Mio. Barrel (API) bzw. -1,4 Mio. Barrel (DOE)
Ölproduktion: 11,6 Mio. Barrel pro Tag (0,7 Mio. über Vorjahreswert)
Nachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 21,6 Mio. Barrel pro Tag (2,4 Mio. über Vorjahreswert)
Trotz des gestrigen Preiseinbruchs ist eine Preiswende am Ölmarkt noch nicht in Sicht. Zum Handelsbeginn in Europa steigen die Ölpreise an. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 111,51 US-Dollar je Barrel. Die Nordseesorte Brent kostet 115,28 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasöl notiert bei 1120,00 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9035 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,1060 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise geben am heutigen Morgen leicht nach. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt im Moment einen landesweiten Durchschnittspreis von 193 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Trotz des Rückgangs stehen die Heizölpreise noch immer weit jenseits eines fairen Preisniveaus. Während z.B. das Vorprodukt Gasoil mittlerweile auf den Stand von Anfang März zurückgefallen ist, haben die Heizölpreise kaum reagiert. Mit anderen Worten: Der Heizölmarkt funktioniert nicht.
Nach den ersten Panikkäufen halten sich die Verbraucher jetzt mit Bestellungen etwas zurück. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht dazu passend nur auf der mittleren Stufe.
Doch noch immer herrscht eine pessimistische Grundstimmung. Die Lesereinschätzung zeigt einen Anteil von 61 Prozent der Stimmen, die mit steigenden Preisen rechnen. Das ist im Zeitvergleich ein sehr hoher Wert. Die Preischarts zeigen den Grund der Tristesse: Seit Februar haben sich die Heizölpreise mehr als verdoppelt. Zum Vergleich: Rohöl hat sich “nur” um 30% verteuert.
Was tun? Die Heizölpreise sind stark überhöht und haben sich von den Kosten abgekoppelt. Wer noch Reserven hat, sollte günstigere Zeiten abwarten.
Wenn Sie die Heizölpreisentwicklung optimal ausnutzen wollen, sollten Sie aber in jedem Fall genau wissen, wie viel Platz in Ihrem Tank ist. Der esyoil e-Peilstab plus hilft Ihnen dabei. Mit ihm können Sie Ihren nächsten Heizölkauf noch besser planen.
Doch nichts ist billiger als eingespartes Heizöl: Entwickeln Sie verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen, um Ihre Kosten zu senken und die Umwelt zu schonen.
Quelle: esyoil