Der Rückblick
Das Jahr 2021 endet mit Rohölpreisen knapp unter 80 Dollar je Barrel und Heizölpreisen von 84 Euro für 100 Liter. Wenn man nur auf den Preisverlauf in diesem Jahr blickt, könnte man nicht vermuten, dass die Welt von einer tödlichen Pandemie heimgesucht wird und dass die Weltwirtschaft mit schweren Lieferkettenproblemen und hoher Inflation zu kämpfen hat.
Die hohen Ölpreise sind damit die erste Überraschung im Ölmarkt des Jahres 2021. Um über 50% legte der Preis für Brent-Rohöl zu – der steilste Anstieg seit 12 Jahren. Wie war das in diesem Umfeld möglich?
Die wichtigste Ursache ist in Moskau und Riad zu finden, denn das politisch bunt zusammengewürfelte Ölkartell OPEC+ stellte sich als unerwartet stabil und handlungsfähig heraus. Das Ölangebot blieb auch in Lockdown-Zeiten knapp, so dass die Öllager weltweit immer weiter schrumpften mussten. Das verhinderte einen Preisrutsch auch in nachfrageschwachen Monaten.
Die zweite Ursache ist die relativ erfolgreiche Eindämmung der Pandemie in Ostasien. Die chinesische Wirtschaft, die zweitgrößte der Welt, blieb nach dem Wuhan-Schock im Jahr 2020 erstaunlich stabil. Auch Taiwan, Südkorea und Japan kamen bislang weitaus besser durch die Pandemie als Europa oder die USA. Hier sorgten jedoch Wirtschaftshilfen und Konjunkturprogramme rechtzeitig dafür, dass die Weltwirtschaft und damit die Ölnachfrage recht stabil blieben. Die gute Versorgung mit wirksamen Impfstoffen hielt ab dem Sommer auch die Stimmung über Wasser. Die Aktienmärkte sprangen sogar auf neue Rekordmarken.
Die zweite Überraschung des Jahres 2021 war aus Sicht der Heizölverbraucher, dass sie trotz des Preisanstiegs noch vergleichsweise glimpflich davongekommen sind. Die aktuellen Gas- und Strompreise zeigen, was passieren kann, wenn internationale Energiemärkte tatsächlich einmal außer Kontrolle geraten.
Seit dem Sommer hatten sich die Gaspreise im deutschen Großhandel zeitweise verachtfacht. Zum Jahresende liegen sie noch immer vier Mal höher als vor einem halben Jahr. Das trifft die privaten Haushalte, sobald die alten Lieferverträge auslaufen. Dann müssen sie häufig mit einer Verdopplung ihrer Heizkosten rechnen.
Auch hier war eine politische Verknappung des Gasangebots ausschlaggebend. Gazprom lieferte weitaus weniger Erdgas als erwartet und ließ seine Speicher in Westeuropa schon im Sommer leerlaufen. Der Rest des Winters wird nun zu einem Wettlauf zwischen sinkenden Speicherbeständen und der Versorgung mit LNG-Tankern aus aller Welt, die verflüssiges Erdgas in die Hochpreisregion Europa bringen.
Der Ausblick
Im Jahr 2022 und den Jahren danach sehen Heizölverbraucher ebenso wie die Gaskunden schwierigen Zeiten entgegen. Die Ölversorgung wird knapp bleiben, denn schon in wenigen Monaten dürfte der globale Öldurst neue historische Höchstwerte erreichen. Diese Nachfrage trifft auf eine Ölindustrie, die nur wenig investiert hat, und auf ein Ölkartell, das seine Einnahmen maximieren will.
Hinzu kommen die immer strengeren Vorgaben der Klimapolitik. Es ist mittlerweile politisch unumstritten, dass Ölheizungen und ein Kurs Richtung Klimaneutralität nicht zusammenpassen. Unklar bleibt, wie schnell die neue Bundesregierung mit dem Umbau der Energieversorgung vorankommen wird.
Bei neuen Heizungen kann Öl ohnehin keine Rolle mehr spielen. Beim Bestand mit etwa fünf Millionen Ölheizungen bleiben allerdings noch große Fragezeichen. Der moderate Anstieg der CO2-Abgaben wird wohl bald durch drastischere Maßnahmen abgelöst werden. Die Verbraucher müssen sich daher nolens volens darauf einstellen, dass die Zeiten billigen Heizöls endgültig vorbei sind.
Quelle: esyoil