Internationaler Markt
Steht der Ölpreis bald über 100 oder unter 70 Dollar je Barrel? Die Meinungen auf dem Ölmarkt gehen derzeit weit auseinander. Fest steht nur, dass die Preise in dieser Woche fallen. Im Moment unterschreitet Brent-Rohöl erstmals seit Anfang Oktober die Marke von 80 Dollar je Barrel.
Gestern wurde noch über die Ölpreisschwäche gerätselt, aber nach Agenturberichten ist der Plan Washingtons dafür, nun auch China, Japan und Indien bei der Freigabe Strategischer Ölreserven mit an Bord zu holen. Damit soll ein Gegengewicht zum Ölkartell OPEC+ geschaffen werden, dass sich bislang weigert, dem Markt mehr Öl zur Verfügung zu stellen.
Ob die Aktion der Importländer klappt, ist noch unklar. Das letzte Mal gelang das während des libyschen Bürgerkriegs 2011. Die Teilnahme Chinas wäre allerdings ein wichtiges Signal an die OPEC, den Bogen nicht zu überspannen.
Doch die meisten Analysten sehen in der möglichen Freigabe der Reserven nur eine vorübergehende Lösung. Demnach hat das Ölkartell den Markt fest im Griff. Der russische Ölkonzern Rosneft sieht das ganz ähnlich. Er erwartet einen Ölpreis von 120 Dollar je Barrel, wie gestern mitgeteilt wurde. Das würde an die Zeiten vor 2014 anknüpfen, als Werte über 100 Dollar als normal galten.
Apropos Rosneft: Gestern kaufte der Konzern einen großen Anteil an der größten Raffinerie Ostdeutschlands in Schwedt. Nicht nur beim Gas, auch bei Heizöl und Kraftstoffen kontrolliert Putins Reich jetzt den Versorgungsweg bis in den Heizungskeller.
Die Ölpolitik schob gestern das eigentliche Hauptereignis in den Hintergrund: den Wochenbericht der amerikanischen Energiebehörde. Die Zahlen hätten die Ölpreise in einem neutralen Umfeld vermutlich gestützt. Die Rohölvorräte schrumpften um 2,1 Mio. Barrel. Auch bei den Hauptprodukten gab es leichte Abbauten. Die Lagerbestände bleiben also niedrig. Das zeigt sich besonders bei Benzin, wo die Vorräte auf den tiefsten Stand seit vier Jahren fielen. Gleichzeitig ging die heimische Ölproduktion leicht zurück, während die Nachfrage stabil blieb.
Die Nettoimporte waren zwar 3,5 Mio. Barrel niedriger als in der Woche zuvor, aber das kann die Reaktion nicht ausgelöst haben. Eventuell nahm die Stabilisierung der Ölvorräte am zentralen Pipelinekreuz in Cushing einigen Spekulanten die Lust, weiter auf steigende Preise zu wetten.
Hier die Zahlen des DOE (Energieministerium) und des API (US-Branchenverband) im Überblick:
Rohöl: +0,7 Mio. Barrel (API) bzw. -2,1 Mio. Barrel (DOE)
Heizöl und Diesel: +0,1 Mio. Barrel (API) bzw. -0,8 Mio. Barrel (DOE)
Benzin: -2,8 Mio. Barrel (API) bzw. -0,7 Mio. Barrel (DOE)
Ölproduktion: 11,4 Mio. Barrel pro Tag (0,5 Mio. über Vorjahreswert)
Nachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 20,2 Mio. Barrel pro Tag (0,8 Mio. über Vorjahreswert)
Heute Morgen geht es erst einmal weiter abwärts. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht aktuell bei 77,09 US-Dollar je Barrel. Die Nordseesorte Brent kostet 79,30 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasöl notiert bei 676,00 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,8820 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,1332 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise fallen am Morgen zum ersten Mal seit sechs Wochen unter 85 Euro. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt einen landesweiten Durchschnittswert von 84,75 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Schwache Rohölpreise und ein ausnahmsweise stabiler Euro sorgen für den Preisrutsch.
Für die Bestellaktivität hat das bislang keine großen Folgen. Sie steht seit Wochen auf einem durchschnittlichen, wenn auch konstanten Niveau. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht gleichfalls nur auf der mittleren Stufe. Die fallenden Preise entspannen offenbar den Markt. Andere Interessenten warten vielleicht ab, um noch günstigere Preise zu erwischen.
Dafür spricht auch der hohe Anteil der Preisoptimisten in der tagesaktuellen Lesereinschätzung. Er liegt jetzt bei 82 Prozent. Das mathematische Tiefpreissystem gibt ebenfalls nun ein Kaufsignal aus. Selbst die Preischarts wirken nun etwas gnädiger. Zumindest in der kurzen Perspektive ist ein Abwärtstrend erkennbar, auch wenn sich das Gesamtbild noch nicht verändert hat.
Was tun? Der Fall der Ölpreise stellt eine Kaufgelegenheit dar. Wer für den Winter noch bestellen muss, sollte jetzt oder in den nächsten Tagen ordern, denn die Preisrisiken bleiben bestehen.
Wenn Sie die Heizölpreisentwicklung optimal ausnutzen wollen, sollten Sie aber in jedem Fall genau wissen, wie viel Platz in Ihrem Tank ist. Der esyoil e-Peilstab plus hilft Ihnen dabei. Mit ihm können Sie Ihren nächsten Heizölkauf noch besser planen.
Doch nichts ist billiger als eingespartes Heizöl: Entwickeln Sie verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen, um Ihre Kosten zu senken und die Umwelt zu schonen.
Klarstellung: Es gibt immer wieder Missverständnisse über die Zukunft der Ölheizung. Daher der Hinweis, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten wurde, auch nicht ab 2026. Ab diesem Stichjahr müssen neue Ölheizungen mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Quelle: esyoil