Internationaler Markt
Der stetige Anstieg der Ölpreise ist gestoppt. Dass damit das Preishoch des nachcoronalen Markts hinter uns liegt, sollte besser nicht konstatiert werden, denn vor uns liegen zahlreiche preistreibende Umstände, allen voran der technologische Wandel zur Verhinderung der Erderwärmung.
Der moderate Preisrückgang der vergangenen Tage ist ein Kollateraleffekt einer leichten Entspannung am Gasmarkt. Die knappe Versorgungslage im Ölmarkt ist indes nicht überwunden und es fehlt nach wie vor an einer realistischen Perspektive dafür. Die OPEC-Allianz gibt kein Signal eines lockereren Umgangs mit ihren Ressourcen. Zwar wird die Ölförderung Monat für Monat um die Menge von 0,4 Mio. Barrel pro Tag gesteigert. Das löst aber nicht den Engpass, der sich durch anderweitig weggebrochene Produktion und die erhöhte Nachfrage verfestigt. Allein die USA liegen mit ihrem Ölangebot knapp 2 Mio. Barrel pro Tag hinter dem vorcoronalen Normal. Substanzielle Besserung ist nicht in Sicht.
Wie schlecht die Aussicht auf mehr Öl derzeit ist, machen die Bilanzen der großen Ölkonzerne deutlich. Sie fuhren im letzten Quartal exorbitante Gewinne ein, teilweise die höchsten ihrer Unternehmensgeschichte. Anders als in der Vergangenheit wird das Geld nun aber nicht in neue Ölprojekte investiert. Es wird für Aktienrückkaufprogramme, für Aktionärsdividenden und für die Entwicklung grüner Unternehmensperspektiven ausgegeben. Letztes ist Folge des starken öffentlichen Drucks, dem sich die fossilen Versorger ausgesetzt sehen.
Die mit Nachdruck vorangetriebene Klimaneutralisierung des Energiemarkts stellt trotz der in sie investierten Summen übrigens nur eine Nische von 14 Prozent im Spektrum des globalen Primärenergieaufkommens dar. Damit liegt sie lediglich 1,5 Prozent über dem Wert von 1990. Der Wegfall des fossilen Angebots vollzieht sich derzeit erheblich rasanter als der Zufluss des Erneuerbaren Angebots. Das wird sich alsbald kaum ändern. Damit hat die Teuerung von Energie zwei wesentliche Quellen, Angebotsmangel und hohe Kosten für den Aufbau des neuen Energieregimes.
Etwas Hoffnung auf erneut nachgebende Ölpreise kommt gerade aus China. Die Regierung wird einen Teil der strategischen Benzin- und Dieselreserven freigeben. Die Meldung kann an den Börsen allerdings auch konträr interpretiert werden, nämlich als unangenehmes Zeichen einer nicht durch den Markt lösbaren Versorgungskrise. Nun kann man spekulieren, ob es einen bärischen, einen bullische oder gar keinen Preisimpuls geben wird.
Die Ölnotierungen zeigen heute Morgen keine besondere Regung. Sie dümpeln auffallend ruhig seitwärts.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 82,92 Dollar und das Barrel Brent zu 83,25 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 718,00 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8651 Euro. Damit kostet der Euro 1,1556 Dollar.
Nationaler Markt
Die Preise für 100 Liter Heizöl liegen im Bundesdurchschnitt knapp zwei Euro unter ihrem Jahreshöchstwert, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Die Bewegung dazu kann man kaum fallend nennen. Sie verläuft eher seitwärts. Tendenziell wird sie wahrscheinlich wieder steigen. Etwas anderes lässt die globale Versorgungslage kaum zu. Hinzu kommen die Kostensteigerungen als Maßnahme gegen den Klimawandel, beispielsweise zum Jahresende als CO2-Steuererhöhung.
Bei Beobachtern und Kunden wurde die Hoffnung auf fallende Preise wieder entfacht. Bestellungen kommen indes nur in übersichtlicher Zahl herein. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem klaren Mehrheitswert für die Erwartung an fallende Heizölpreise.
Die Trendkanäle für die Heizölpreisentwicklung geben keinen Grund zur Preiszuversicht. In den fünf kürzeren Zeitbereichen liegen stabile Aufwärtstrends vor. Derzeit bietet nur noch die 10-Jahres-Ansicht dem bullischen Treiben ein wenig Paroli. Einen Trend geben wir hier allerdings nicht mehr an, da er nur den gesamten Bereich überdecken würde. Er wird vermutlich am Jahresende mit der nächsten Stufe der CO2-Steuer als Aufwärts-Trend wiedererscheinen.
Unser Satz für alle Unentschlossenen lautet: Es gibt keinen greifbaren Grund, auf bessere Preise zu spekulieren.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Quelle: esyoil