Internationaler Markt
Die OPEC-Allianz konnte sich gestern nicht dazu durchringen, mehr Öl als in ihrem Produktionsplan steht, fördern zu lassen. Die Entscheidung fiel im Bewusstsein um die knappe Versorgungslage und ihre Wirkung auf die Ölpreise. Die schossen prompt knapp drei Prozent in die Höhe. In der Entscheidung spiegelt sich aber auch die prognostizierte Überversorgung für das kommende Jahr wider.
Im Markt wird diskutiert, ob die Gruppe tatsächlich nicht mehr Öl fördern will oder ob sie es gar nicht kann. Nach Datenlage verfügt sie über umfangreiche Reservekapazitäten. De facto sind einige Länder aber nicht in der Lage, gemäß ihrer Quoten zu liefern. Dazu gehören unter anderen die einstmals starken Produzenten Venezuela, Libyen, Iran.
Die angespannte Lage am Ölmarkt wird durch die noch prekärere Lage am Gasmarkt befördert. In Schiffen transportierbares Flüssiggas, mit dem üblicherweise Ungleichgewichte der Pipelineversorgung ausgeglichen werden, wird derzeit fast vollständig nach Nordasien verkauft, wo nahezu jeder Preis gezahlt wird. Ein Teil dieser Lieferungen fehlt in Europa, das an einem latenten Rückgang der niederländischen und norwegischen Gasproduktion leidet. Hinzu kommt, dass der Gasverbrauch in der EU politisch gewollt weiterhin steigt.
Politisch ist auch die Adressierung Russlands als Verursacher der Probleme zu verstehen. Evidenz dazu gibt es nicht. Nach allgemeiner Marktmeinung erfüllt Gazprom sämtliche Lieferverpflichtungen in Europa. Man lieferte bis Mitte September auf Rekordniveau Erdgas. In Deutschland kam es allerdings nicht in so großen Mengen wie nötig an. Hier wurden Fehlmengen aus Speichern ausgeglichen. Die gesunkenen Füllstände in diesen Versorgungselementen verunsichern die Marktteilnehmer vor dem Winter erheblich. Dass derartige Maßnahmen zur Durchsetzung der Nord Stream 2 Pipeline angewendet werden, hat nach derzeitigem Kenntnisstand eher einen verschwörungstheoretischen als einen aufklärerischen Charakter.
Alles deutet darauf hin, dass die Menschheit, allen voran ihr reicher Teil, schlicht einen zu hohen Energiebedarf hat, der bei Entzug unliebsamer Teile der Versorgung aus dem Gleichgewicht gerät. Zu diesen unliebsamen Teilen zählen alle fossilen Quellen in derzeit noch unterschiedlicher Gewichtung. Ein Verzicht auf diese Quellen zwingt die Menschheit zur Reduzierung des Energieverbrauchs. Die Missachtung dieses Grundsatzes werden wir mit größeren Unannehmlichkeiten als einer simplen Mäßigung eher früher als später bezahlen müssen.
Öl-, Gas- und Strompreise werden in den kommenden Monaten unausweichlich weiter steigen. Das naheliegende Mittel für eine Umkehr der Preisrichtung wäre ein reduziertes Wirtschaftswachstum. Es ist durchaus möglich, dass das durch die Teuerung der Energiepreise selbst verursacht wird.
Nach dem Preissprung gestern dümpeln die Ölnotierungen heute Morgen gemächlich vor sich hin. An den Börsen ist die Verarbeitung des Erlebten angesagt. Nach dieser Denkpause werden die Preise wohl weiter aufwärtsstreben.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 77,95 Dollar und das Barrel Brent zu 81,77 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 703,00 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8621 Euro. Damit kostet der Euro 1,1596 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise zieht es unaufhaltsam aufwärts, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Die gestern erwartete Wundertüte der OPEC-Allianz erwies sich nicht als solche. Sie bestätigte lediglich den strengen Gang der Preise. Er wird im Jahresverlauf mehr oder weniger intensiv fortgesetzt. Am Ende steht dann auch noch die nächste Stufe der CO2-Steuer.
Trotz oder wegen der Preisentwicklung ist das Heizölgeschäft in Deutschland sehr belebt. Heizölbestellungen kommen flott herein. Die Hoffnung auf fallende Preise ist weitgehend verschwunden. Ohnehin ist sie ist in diesem Jahr außerordentlich volatil. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem ungewöhnlich starken Mehrheitswert für die Erwartung an steigende Heizölpreise.
Die Trendkanäle für die Heizölpreisentwicklung geben keinen Grund zur Preiszuversicht. In den vier kürzeren Zeitbereichen liegen stabile Aufwärtstrends vor. Die weiter in die Zukunft gerichteten Zeitbereiche verharren noch in Abwärtstrends. Sie werden allerdings Jahr für Jahr durch die Erhöhung der CO2-Steuer vom reinen Marktgeschehen entkoppelt.
Unser Satz für alle Unentschlossenen lautet: Es gibt keinen greifbaren Grund, auf bessere Preise zu spekulieren.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil