Internationaler Markt
Rund die Hälfte aller US-Förderplattformen liegen auch zwei Wochen nach Hurrikan Ida im Golf von Mexiko still. Während die Wiederinbetriebnahme außerordentlich langsam vorankommt, nimmt nun auch noch ein weiterer Sturm Namens Nicholas Kurs auf die Texanische Küste. Dort könnte er sogar als Hurrikan auf Land treffen und für heftige Überschwemmungen sorgen.
Erneut ist die komplette Ölinfrastruktur entlang seiner Bahn gefährdet, zu Wasser Förderplattformen, an Land Raffinerien und Hafenanlagen. Die kamen beim Durchzug von Ida relativ glimpflich davon. Sollten sie dieses Mal härter getroffen werden, könnten die Rohölpreise nachgeben, da die Abnahme des Rohstoffs behindert wäre.
Aktuell tendieren die Rohölpreise aufwärts. Ursächlich ist nicht allein die schleppende Wiederinbetriebnahme der US-Offshore-Förderung. Die nach heutiger Lesart geplatzte Rückkehr Teherans zum Atomabkommen mit der Folge fortbestehender Sanktionen gegen die iranische Ölindustrie sowie die restriktive Förderpolitik der OPEC-Allianz haben wesentlichen Anteil daran. Unterstützend wirkt zudem ein Telefonat zwischen US-Präsident Biden und Chinas Staatschef Xi Jinping, das als Stimmungsaufheller der bilateralen Beziehungen bewertet wird. Finanzjongleure sehen darin ein positives Zeichen für die Wirtschaft.
Alles in allem wird das Marktgeschehen allerdings von Unsicherheit über die Zukunft der Ölindustrie im Speziellen und über die Bedeutung fossiler Energieträger im Allgemeinen bestimmt. Der Zwang zum Rückzug drückt das Investitionsinteresse dieser Industriezweige erheblich. Perspektivisch wird das Ölangebot allein aufgrund ausbleibender Ersatzinvestitionen zurückgehen. Eine adäquate Substitution durch regenerative Energieträger, wie beispielsweise e-Fuels, ist zumindest heute noch nicht erkennbar. Der einzige Schutz vor dauerhaft steigenden Ölpreisen wäre in dieser Lage eine stetige Bedarfsreduktion. Die passt aber nicht zum vorherrschenden Wachstumsparadigma in Politik und Wirtschaft.
Nach einem kräftigen Anstieg vor dem Wochenende sehen wir die Notierungen an den Ölbörsen heute Morgen weiter steigen. Ob diese Bewegung bereits Ausdruck der erwähnten Investitionsschwäche ist, sei dahingestellt.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 70,02 Dollar und das Barrel Brent zu 73,21 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 613,75 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8489 Euro. Damit kostet der Euro 1,1776 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise steigen weiter aufwärts, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Das hat Konsequenzen für die kurzfristigen Trendkanäle. Sie werden steiler. Die Aussichten für die Heizölpreise im Jahresverlauf und darüber hinaus trüben sich ein. In diesem Jahr kommt der Aufwärtsdrang noch vom Weltmarkt, dessen Versorgung als knapp eingestuft wird. Das folgende Jahr beginnt mit der Addition einer weiteren Stufe der CO2-Steuer.
Der Binnenmarkt für Heizöl ist belebt. Heizölbestellungen kommen flott herein. Die Hoffnung auf fallende Preise sinkt. Sie ist in diesem Jahr zudem sehr volatil. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem ordentlichen Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.
Die Trendkanäle für die Heizölpreisentwicklung geben keinen Grund zur Preiszuversicht. In den drei kürzeren Zeitbereichen liegen Aufwärtstrends vor. Die weiter in die Zukunft gerichteten Zeitbereiche verharren noch in Abwärtstrends. Sie werden allerdings Jahr für Jahr durch die Erhöhung der CO2-Steuer vom reinen Marktgeschehen entkoppelt.
Unser Satz für alle Unentschlossenen lautet: Es ist zunehmend riskant auf bessere Preise zu spekulieren.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil