Internationaler Markt
Die Ölpreise setzten gestern ihre etwas lustlose Seitwärtsbewegung fort und gaben bis zum Abend leicht auf 71 Dollar je Barrel nach. Die Meldung, dass China Rohöl aus den Strategischen Reserven auf den Markt wirft, um die Preise zu drücken, schreckte spekulativ aufgelegte Händler erst einmal ab. Erst am Nachmittag brachte der Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums Schwung in den Handel.
Die Zahlen überraschten zunächst. Die Rohölvorräte sanken nur um 1,5 Mio. Barrel und damit weitaus schwächer als erwartet. Schließlich war die amerikanische Rohölproduktion durch den Hurrikan Ida so stark gefallen, wie es bisher noch kein Sturm vermocht hatte: von 11,5 auf 10,0 Mio. Barrel pro Tag. Allein dadurch fehlten dem Markt in der letzten Woche 10,5 Mio. Barrel Rohöl.
Aber andererseits konnten die Raffinerien wegen des Hurrikans weitaus weniger Rohöl als üblich verarbeiten. Das glich die Bilanz nahezu aus. Dafür sanken die Produktlager umso kräftiger. Bei Heizöl/Diesel waren es 3,1 Mio. Barrel, bei Benzin sogar 7,1 Mio. Barrel.
Entsprechend schwach war auch die Ölnachfrage, besonders bei den Zwischenprodukten. Sie sank in der Hurrikanwoche auf 20,0 Mio. Barrel pro Tag. Damit liegt sie im Vierwochendurchschnitt aber noch immer weit über dem Vorjahreswert.
Hier die Zahlen des DOE (Energieministerium) und des API (US-Branchenverband) im Überblick:
Rohöl: -2,9 Mio. Barrel (API) bzw. -1,5 Mio. Barrel (DOE)
Heizöl und Diesel: -3,7 Mio. Barrel (API) bzw. -3,1 Mio. Barrel (DOE)
Benzin: -6,4 Mio. Barrel (API) bzw. -7,1 Mio. Barrel (DOE)
Ölproduktion: 10,0 Mio. Barrel pro Tag (exakt auf Vorjahreswert)
Nachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 21,5 Mio. Barrel pro Tag (3,4 Mio. über Vorjahreswert)
Der Wirbelsturm Ida und seine Folgen beeinträchtigen nun schon seit zwei Wochen den globalen Ölhandel. Nur ein kleiner Teil der Ausfälle konnte bislang beseitigt werden. Noch immer fehlen dem Markt ca. 1,4 Mio. Barrel pro Tag aus dem Golf von Mexiko. Zum Vergleich: Deutschland verbraucht etwa 2,3 Mio. Barrel pro Tag.
Der größte Akteur im Golf ist der Ölkonzern Shell. Die Niederländer müssen sich seit gestern auf “Force Majeure” berufen. Das ist eine Vertragsklausel, die sie bei “Höherer Gewalt” von ihren Lieferpflichten entbindet. Die Raffinerien an der US-Küste behelfen sich jetzt mit russischem Importöl.
Insgesamt bleibt es damit bei der leicht bullishen Stimmung im Markt. Die Kombination aus Förderausfällen in den USA, OPEC-Diziplin und einer insgesamt robusten Ölnachfrage sorgt dafür, dass sich die Ölpreise stabil über 70 Dollar je Barrel halten.
Das zeigt sich auch heute zu Handelsbeginn. Die Ölpreise machen einen Teil der gestrigen Verluste wieder wett. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 68,71 US-Dollar je Barrel. Die Nordseesorte Brent kostet 72,11 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasöl notiert bei 602,50 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,8454 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,1825 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise halten sich heute trotz der schwächeren Vorgaben der Ölbörsen über der Marke von 70 Euro. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen Durchschnittspreis von 70,40 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Das ist fast derselbe Wert wie vor 24 Stunden.
Das liegt vor allem am stabilen Preis für Gasoil, dem Vorprodukt von Heizöl oder Diesel. Die Folgen des Hurrikans Ida sind bis nach Europa spürbar. Hinzu kommt ein Stromausfall bei der ostdeutschen Raffinerie in Schwedt. Die Anlagen können seit Mittwoch nur langsam wieder angefahren werden. Damit fehlen in der Region für mehrere Tage, vielleicht sogar eine ganze Woche, die Ölprodukte.
Die hohen Heizölpreise können die Bestellaktivität jedoch nicht bremsen. Die Mengen liegen schon seit mehreren Tagen deutlich über dem Durchschnitt. Das Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Zahl der Preisanfragen mit der Zahl der Bestellungen vergleicht, zeigt nach wie vor eine hohe Kaufbereitschaft. Auch der Anteil der Preisoptimisten bleibt in der tagesaktuellen Lesereinschätzung nahezu unverändert bei 70% der Stimmen.
Die Preiskorridore in den Charts stimmen hingegen eher pessimistisch. Der kurzfristige Preistrend ist in der Nähe der oberen Korridorgrenze. Längerfristig bleibt der Aufwärtstrend seit dem letzten Herbst ohnehin intakt und stabil.
Was tun? Der Ratschlag bleibt unverändert. Was heute teuer erscheint, könnte in einigen Monaten geradezu preiswert wirken. Wer nur noch wenig im Tank hat, sollte mit seiner Bestellung nicht zu lange warten.
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Doch nichts ist billiger als eingespartes Heizöl: Entwickeln Sie verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen, um Ihre Kosten zu senken und die Umwelt zu schonen.
Klarstellung: Es gibt immer wieder Missverständnisse über die Zukunft der Ölheizung. Daher der Hinweis, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten wurde, auch nicht ab 2026. Ab diesem Stichjahr müssen neue Ölheizungen mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Quelle: esyoil