Internationaler Markt
Die Preise für Brent-Rohöl setzten gestern ihren steilen Erholungskurs fort und kletterten bis auf 71 Dollar je Barrel. Damit haben sie etwa die Hälfte der Verluste seit dem Jahreshoch im Juli aufgeholt. Damals kostete Rohöl knapp 78 Dollar.
Der abrupte Preisanstieg war ebenso wie der vorangegangene Preiseinbruch vor allem stimmungsgetrieben. Der Anstieg der Delta-Infektionen, einige enttäuschende Konjunkturdaten und eher vage Zinsängste dienten als Auslöser für breite Gewinnmitnahmen. Plötzlich sahen viele Spekulanten ihre Buchgewinne dahinschmelzen. Alle drängten zum Ausgang.
In den letzten beiden Tagen war es umgekehrt. Ölpreise von nur noch 65 Dollar je Barrel sahen plötzlich attraktiv aus und alle griffen zu. Vergessen war die nach wie vor kritische Infektionslage und die Zinspolitik. Die Meldung, dass die USA im Herbst einen Teil ihrer strategischen Ölreserven versilbern wollen, wurde völlig ignoriert.
Einige positive Meldungen reichen nun aus, um den Wind zu drehen: Eine leichte Entspannung bei den Lockdowns in China und die endgültige Zulassung des Biontech-Impfstoffs in den USA. Die Tragweite beider Meldungen ist eigentlich begrenzt.
China hat sich impftechnisch trotz der frühen spektakulären Erfolge in eine Sackgasse manövriert. Die heimischen Impfstoffe sind gegen die Delta-Variante nur begrenzt wirksam. Die geeigneteren Impfstoffe Biontech und Moderna wurden aus politischen Gründen monatelang in den Medien kritisiert, so dass sie nun von der Bevölkerung abgelehnt werden. Bei jedem noch so kleinen Corona-Ausbruch werden daher sofort ganze Großstädte oder Hafenregionen abgeriegelt.
Aber auch aus dem Ölmarkt kamen preistreibende News: Die Unfallserie beim staatlichen mexikanischen Ölkonzern Pemex setzte sich fort. Ein Feuer in einer Erdgasanlage dezimierte die Gasversorgung der wichtigsten Ölregion des Landes, Ku-Maloob-Zaap.
Das Gas wird benötigt, um den Druck in den Ölfeldern aufrecht zu erhalten und das Öl dadurch an die Oberfläche zu drücken. Doch nun sinken die Fördermengen um enorme 440.000 Barrel pro Tag. Das entspricht einem halben Prozent der Weltölversorgung. Zufällig entspricht das auch der Ölmenge, die von der OPEC in diesem Monat zusätzlich auf den Markt gebracht wird. Pemex kann im Moment noch keine Prognose abgeben, ab wann die Förderung wieder normal läuft.
Heute Nachmittag könnte der übliche Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums die Preise bewegen. Der Branchenverband API meldete gestern bereits seine Vorabschätzungen. Demnach fielen die Rohöl- und Produktvorräte, wenn auch schwächer als erwartet.
Zum Handelsstart am Morgen tut sich zunächst wenig. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 67,54 US-Dollar je Barrel. Die Nordseesorte Brent kostet 71,14 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasöl notiert bei 585,25 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,8521 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,1734 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise nähern sich am heutigen Morgen mit knapp 69 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter) dem Jahreshoch. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt, dass nur noch ein Euro fehlt, um den Rekordpreis vom Juli zu erreichen. Allerdings war Rohöl (auch in Euro) damals weitaus teurer als heute. Die Handelsspannen sind also deutlich gestiegen.
Das könnte nicht zuletzt an der Bestellflut der letzten Tage liegen. Die Ordermengen liegen zwar seit gestern nicht mehr auf Rekordniveau, sind aber noch immer weit überdurchschnittlich. Erst lockten die niedrigen Heizölpreise, jetzt drängt die Sorge vor neuen Rekordpreisen. Das Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Zahl der Preisanfragen mit der Zahl der Bestellungen vergleicht, bleibt auf der zweithöchsten Stufe.
Die veränderte Perspektive verdeutlicht auch die aktuelle Lesereinschätzung. Nur noch zwei Drittel der Voten setzen auf fallende Heizölpreise. Vor wenigen Tagen waren es 90 Prozent. Auch die Preischarts ändern sich. Die vagen Hoffnungen auf einen Abwärtstrend haben sich zerschlagen. Kurzfristig deutet sich eine Rückkehr in einen Seitwärtskorridor an. Mittelfristig dominiert noch immer der Aufwärtstrend der Heizölpreise.
Was tun? Die Ölpreise steigen im Moment wieder an. Wer keine Risiken eingehen will, sollte das aktuelle Preisniveau nutzen. Wer noch genügend im Tank hat und spekulieren will, kann auf eine Normalisierung der Margen im deutschen Heizölmarkt warten. Sehr viel niedrigere Heizölpreise sind jedoch nicht in Sicht.
Wenn Sie die Heizölpreisentwicklung optimal ausnutzen wollen, sollten Sie aber in jedem Fall genau wissen, wie viel Platz in Ihrem Tank ist. Der esyoil e-Peilstab plus hilft Ihnen dabei. Mit ihm können Sie Ihren nächsten Heizölkauf noch besser planen.
Doch nichts ist billiger als eingespartes Heizöl: Entwickeln Sie verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen, um Ihre Kosten zu senken und die Umwelt zu schonen.
Klarstellung: Es gibt immer wieder Missverständnisse über die Zukunft der Ölheizung. Daher der Hinweis, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten wurde, auch nicht ab 2026. Ab diesem Stichjahr müssen neue Ölheizungen mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Quelle: esyoil