Internationaler Markt
Am Freitag sah es so aus, als nähmen die Ölpreise wieder einen Aufwärtskurs auf. Dieser Eindruck bestätigt sich heute Morgen nicht. Der entscheidende Impuls für den Richtungswechsel kommt aus dem Suez-Kanal. Dort ist es gelungen, das gestrandete Container-Schiff flott zu machen. Die wichtige Wasserstraße wird somit in Kürze wieder zur Verfügung stehen. Ein Nadelöhr wird sie allerdings noch einige Zeit bleiben, denn als nächstes müssen knapp 400 aufgestaute Schiffe durch den Kanal geschleust werden.
Der Einfluss der Havarie auf die Ölpreise ist angesichts der Nachfrageschwäche in Europa übersichtlich. Der Kontinent wird aufgrund rasant wachsender Corona-Infektionen abermals in den Ruhemodus geschickt. Die Virusverbreitung erzwingt aber auch in anderen Teilen der Erde Einschränkungen des öffentlichen Lebens und komplette Schließungen. Davon ist beispielsweise Indien, drittgrößter Ölverbraucher der Welt, betroffen.
Die Ölindustrie wird länger auf die Rückkehr zu alten Nachfragezahlen warten müssen als prognostiziert, wenn diese überhaupt wieder erreicht werden. Wie sie damit umgeht, wird sich bereits am Donnerstag dieser Woche zeigen, wenn sich die OPEC-Allianz trifft, um ihre Regulierung des Ölangebots anzupassen.
Derweil kämpfen die Investmentbanker von Goldman Sachs um ihre bemerkenswert bullische Ölpreisprognose. Sie wirkt im aktuellen Marktumfeld verloren. Bereits bei ihrer Veröffentlichung erschien sie unseriös und an Eigeninteressen ausgerichtet. Auf die Verbreitung unzutreffender Markteinschätzungen versteht sich die Bank wie kaum eine andere.
Die EU versteht sich nach eigener Einschätzung indes auf die Vermarktung der Energiewende. Als ein zusätzliches Element dieser komplexen Angelegenheit entwickelt man gerade die Taxonomie-Verordnung. Sie enthält die wissenschaftlich ermittelten Kriterien für die Einstufung einer Wirtschaftstätigkeit als ökologisch nachhaltig. Damit soll der Grad der Nachhaltigkeit einer Investition bestimmt werden. Gemäß dieser Taxonomie gilt die Nutzung von Erdgas als klimafreundlich, wenn sie Kohle ersetzt, beispielsweile in Kraftwerken. Nun hagelt es Protest aus Wissenschaft, Finanzindustrie und Umweltverbänden, denn längst wird Erdgas aufgrund seiner Methanemissionen, die 28mal verheerender auf das Klima wirken als CO2, ähnlich negativ bewertet wie Kohle. Vorgeworfen wird der EU, nicht wissenschaftlich, sondern lobbyistisch zu taxieren.
Es wäre zu klären, ob die in Einzeldisziplinen stark gewordene Wissenschaft strukturell überhaupt in der Lage ist, ein derart vielschichtiges Vorhaben wie die globale Energiewende zu leiten. Diese Frage stellt sich für die nicht minder komplexe Preisbildung im Ölmarkt nicht. Die erfolgt durch Versuch und Irrtum an den entsprechenden Börsen in rasanter Geschwindigkeit. Heute Morgen wurde ein nennenswerter Teil des Anstiegs vom Freitag annulliert. Zur Stunde sucht man das passende Niveau.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 60,04 Dollar und das Barrel Brent zu 63,94 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 506,25 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8482 Euro. Damit kostet der Euro 1,1788 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise bewegen sich kaum, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Vermutlich wird dieser Zustand einige Tage anhalten. An den Börsen sucht man gerade die passende Bewertung für eine neue Marktlage. Wieder wachsende Nachfragesorgen und die Kürzungspolitik der OPEC-Allianz sind die wesentlichen Einflüsse.
Im Binnenmarkt für Heizöl geht es gedämpft zu. Bestellungen kommen in übersichtlicher Zahl herein. Die Hoffnung auf günstigere Heizölpreise schwindet. Sie bleibt insgesamt volatil. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem moderaten Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.
Die Trendkanäle für die Heizölpreisentwicklung sind freundlicher als in den letzten Monaten. Der Aufwärtstrend ist nur noch in der 12-Monats-Ansicht stark ausgeprägt. Als sichere Bank auf fallende Preise sollte die Chart-Technik aber in keinem Fall verstanden werden.
Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Verfolgen Sie die Preisentwicklung und nutzen Sie die Gunst eines Moments.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil