Internationaler Markt
Die Ölbörsen sind bullisch wie lange nicht mehr. Rohöl der Sorte Brent notiert mittlerweile über 70 Dollar pro Barrel. Diesen Wert haben Analysten jüngst als Kursziel für den Jahresverlauf ausgerufen. Das Ziel ist somit schon heute Makulatur. In den letzten Tagen wurde die Preisrallye durch die Weigerung der OPEC-Allianz, die Förderquoten zu erhöhen, und durch Raketenangriffe auf US-amerikanische Militäreinrichtungen im Irak und saudische Ölanlagen befeuert.
Nachdem die Corona-Pandemie an den Börsen bereits mit dem Aufkommen von Impfstoffen abgehandelt war, handelten die Ölhändler die absehbare Erholung der Weltwirtschaft, die Geldflut von Politik und Zentralbanken, eine auch vor ihren letzten Beschlüssen restriktive Förderpolitik der OPEC-Allianz, die ausbleibende Rückkehr der US-Schieferölförderung und die wetterbedingten Abschaltungen vieler Öleinrichtungen in den USA. Diese beeindruckende, obgleich nicht vollständige, Aneinanderreihung von bullischen Impulsen bildet das Fundament für den aktuellen Ölpreisanstieg. Er wirkt vollkommen widerspruchsfrei. Realistisch betrachtet ist er das nicht. Aber derzeit haben anders lautende Ansichten keine Konjunktur. Deshalb ist eine Fortsetzung der Rallye sehr wahrscheinlich. Sie passt zu dem Herbeireden von Inflation, das seit einiger Zeit lauter wird.
Die Ölwelt wartet übrigens weiterhin auf die vollständige Wiederherstellung der in der letzten Kältewelle zerstörten Ölanlagen in den USA. Erschwerend zur dezimierten Schieferölproduktion kommt hinzu, dass Rohöllieferungen aus Kanada im zweiten Quartal ebenfalls reduziert werden.
Die Raketenangriffe vom Wochenende galten dem größten Rohölterminal der Welt in Saudi-Arabien. Mit der Aktion kommen Erinnerungen an einen Angriff im September 2019 auf, der zwei Raffinerien traf und für einen kurzen Ausfall eines nennenswerten Teils der saudischen Produktion sorgte. Die Ölpreise schossen damals in die Höhe, beruhigten sich aber recht schnell, nachdem das überschaubare Ausmaß der Schäden bekannt wurde. Als Emittent der Raketen auf Saudi-Arabien geben sich in allen Fällen jemenitische Huthi-Rebellen zu erkennen. Als eigentlicher Aggressor gilt indes der Iran. Er sei auch für die Angriffe auf US-Militärs im Irak verantwortlich. Dieser Umstand lässt die aktuelle Lage sehr explosiv erscheinen. Das Mullah-Regime kämpfe verbissen um die Vorherrschaft in der Region und die Befreiung von US-Sanktionen, so die Interpretation der politischen Beobachter.
Dass die Ölbörse angesichts der Marktbeschreibung nur eine Richtung kennt, wirkt logisch. Zur Stunde zeigt sie sich aber doch anders. Nachdem die Notierungen für Rohöl-Brent noch in der Nacht deutlich über 70 Dollar pro Barrel hinausschossen, geben sie nach. Eine Umkehr ist darin allerdings nicht zu erahnen. Es handelt wohl eher um die Konsolidierung des Kursanstiegs.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 66,70 Dollar und das Barrel Brent zu 70,04 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 555,25 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8405 Euro. Damit kostet der Euro 1,1894 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise steigen deutlich sichtbar, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Sie haben einen neuen Jahreshöchstwert erreicht. Er wird vermutlich nicht der letzte sein. Getrieben werden die Preise von der Partylaune an den Börsen. Die hat gemäß vieler Erklärungen eine fundamentale Basis in Angebot und Nachfrage. Wirklich sicher kann man sich über die Zahlenlage im Ölmarkt aber nie sein. Börsianer sind schließlich keine Wissenschaftler. Und selbst die erliegen angesichts der heutigen Datenflut häufig ihrem Wunschdenken.
Im Binnenmarkt für Heizöl geht es etwas lebhafter zu. Der Preisanstieg aktiviert nun auch einige Präventivkäufer. Insgesamt steht Heizöl unter reger Beobachtung. Das zeigt die Meinungsabgabe zur zukünftigen Preisentwicklung. Inhaltlich ist sie von hoher Wechselhaftigkeit geprägt. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem Minderheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.
Die Trendkanäle für die Heizölpreise strahlen alles andere als preisliche Zuversicht aus. Derartige Freundlichkeit finden wir nur noch in den langfristigen Trends. Diese halten weiter die Abwärtsrichtung.
Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Bleiben Sie eng an unseren Informationen, um die Preisentwicklung einschätzen zu können.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil