Internationaler Markt
Am Ende eines turbulenten Jahres geht es ruhig zu an den Ölbörsen. Überversorgung, Corona-Pandemie, Lockdowns, zerstörte Nachfrage, Impfeuphorie, Hoffnungen und Enttäuschungen sind Geschichte und Gegenwart zugleich. Weil das Ende noch nicht erkennbar ist, gönnen sich Finanzjongleure eine ausgedehnte Weihnachtspause bis Anfang Januar. Der oft wilde Handel einiger Heißsporne in einer dünn besetzen Zeit ist dieses Jahr offensichtlich selbst dünn.
Der Januar wird vermutlich kein schöner Monat für Ölhändler werden. Die Nachfrage ist traditionell schwach. Das Ölangebot wächst, weil OPEC und Alliierte ihre Kürzungen lockern. Ursprünglich war ein Plus von 2 Mio. Barrel pro Tag vorgesehen. Saudi-Arabien konnte die Gemeinschaft gerade noch von der Preisgefahr des Plans überzeugen und einen scheibchenweisen Anstieg über vier Monate mit je 0,5 Mio. Barrel pro Tag durchsetzen. Heute gilt selbst dieser Plan als preisgefährlich, da Libyen und Iran ihre nicht quotierten Fördermöglichkeiten nutzen werden. Bürgerkrieg und US-Sanktionen hatten beide Länder für den Ölmarkt lange handlungs- und verhandlungsunfähig gemacht. Mit ihrem Wiedererstarken durchkreuzen sie nun die mühsam errungene Einigkeit innerhalb der Kürzungsallianz. Dort kollidieren ihre berechtigten Interessen hauptsächlich mit den Förderzielen Russlands und Iraks. Den Zusammenhalt der Allianz auch weiterhin zu organisieren, wird ein wahres Husarenstück sein.
Neben diesem originären Ölimpuls steht den Händlern ein Zurückrollen der Gewinne aus der Impfeuphorie seit November ins Haus. Rohöl wurde in dieser Phase fast 40 Prozent teurer. Nachdem klar ist, dass die Rückkehr zur Normalität trotz Impfung noch ein langer Weg sein wird, wächst die Gefahr, die Erkenntnis mit Kursverlusten zu orchestrieren. Eine ähnliche Wirkung wird von der zu erwartenden Entwicklung der Fall- und Sterbezahlen nach den umstrittenen Weihnachtslockerungen und den daraus folgenden zusätzlichen Lockdowns ausgehen. Wie gesagt, der Januar wird wohl kein schöner Monat für Ölhändler werden.
Aktuell werden die angerissenen Themen noch nicht bepreist. Die Notierungen schaukeln munter auf und ab, ohne bleibende Spuren zu hinterlassen. Heute Morgen zeigt sich an den Ölbörsen ein ähnliches Bild wie gestern, als die Kurse abends dort endeten, wo sie morgens starteten.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 48,17 Dollar und das Barrel Brent zu 51,49 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 427,75 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8160 Euro. Damit kostet der Euro 1,2251 Dollar.
Nationaler Markt
Die deutsche CO2-Steuer ist endgültig eingepreist und die Heizölpreise können sich wieder an den internationalen Börsen ausrichten. Das wird durch die untypisch kleinen Trendkanälen in den kurzen Zeitbereichen der aktuellen Heizölpreis-Tendenz deutlich. Die dreiprozentige Anhebung der Mehrwertsteuer zum Jahreswechsel findet darin auch noch Platz, wenn die Heizölpreise Silvester am unteren Rand der Kanäle logieren.
Der Binnenmarkt für Heizöl war mit der Einpreisung der CO2-Steuer weitgehend eingeschlafen. Bestellungen kamen nur noch schleppend herein. Das ändert sich wieder. Beobachter haben zwar so gut wie keine Chance, in diesen Tagen noch günstiges Heizöl beziehen zu können. Die Hoffnung auf bessere Preise ist aber wiederbelebt. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem bescheidenen Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.
Die Heizölpreistrends sind als solche in diesen Tagen kaum zu erkennen. Der Sondereffekt durch die Einpreisung der CO2-Steuer hat sie entstellt. Nun müssen sie sich neu entwickeln. Einzig die langfristigen Trendkanäle sind noch brauchbar. Sie zeigen abwärts.
Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Ihr Tank es zulässt, vertagen Sie einen Kauf auf Januar. Dann sollte Heizöl etwas günstiger werden.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil