Internationaler Markt
24. Dezember 2020, Jahresrückblicke haben wieder Konjunktur und ich frage mich, welches Ereignis des endenden Jahres ich als das in seiner langfristigen Wirkung bedeutendste verstehe. Was ist geschehen, das unser Denken und Handeln dauerhaft verändern kann?
Für mich ist es nicht die Corona-Pandemie. Trotz aller Dramatik und partieller Tragik gehe ich davon aus, dass wir die Seuche im Lauf der Zeit in den Griff bekommen werden und unser altes Leben zurückerobern können. Für mich ist es auch nicht die Abwahl des unberechenbaren Präsidenten der USA, dessen endgültiger Abgang aus dem Amt meinen Schlaf beruhigen wird. Es ist auch nicht der Brexit mit oder ohne Austrittsvertrag. All diese Ereignisse werden, wie viele andere davor, als Notiz der Geschichte enden. Größeres ist eventuell von der grenzenlosen Geldschöpfung durch Politik und Notenbanken zu erwarten, die das Geld- und Finanzsystem irgendwann aus den Angeln heben wird. Aber auch dieser Umstand wird schlimmstenfalls mit einem neuen Geldsystem enden, das den Gang der Menschheitsgeschichte nicht aufhalten wird.
Aufgehalten wird dieser Gang indes durch die produktive Maßlosigkeit des Menschen. Und damit bin ich bei meinem Ereignis des Jahres. Ein israelisches Wissenschaftsteam hat errechnet, dass die Masse des anthropogenen Materials in diesem Jahr die Biomasse übertrifft. Das heißt, dass Menschen in ihrem Tatendrang Bauwerke, Infrastrukturen und Waren mit einem höheren Materialeinsatz erstellen als die Natur jährlich als Biomasse produziert. Der Mensch ist ab sofort wirkmächtiger als sie Natur. Den Forschern zufolge wiegt allein das produzierte Plastik mehr als alle Land- und Wassertiere zusammen.
Wir sollten uns also nicht über extreme Wettereffekte wundern, wenn beispielsweise in technischen Produktionsprozessen mehr Wasser umgewälzt wird als im natürlichen Wachstum von Flora und Fauna. Es ist heute üblich, Klimaänderung mit dem CO2-Ausstoß von Verbrennungstechnologien in Verbindung zu bringen. Das Phänomen ist wissenschaftlich plausibel erklärt. Dass damit der gesamte Einfluss erfasst ist, der unser Habitat bedroht, darf indes bezweifelt werden. Zweifelhaft ist folglich auch, dass die politisch angestrebte Verbesserung der Situation allein durch Technologieentwicklung erreichbar ist, denn regenerative Energiesysteme und E-Mobilität erhöhen den Materialeinsatz gegenüber herkömmlichen Techniken.
Wären alle Betonhersteller der Welt ein Land, stünden sie mit ihren jährlichen CO2-Emissionen auf Platz drei der Verursacherliste hinter China und den USA. Mit dem Baustoff, den sie jährlich produzieren, könnten sie eine 30 Zentimeter starke Wand von einem Kilometer Höhe rund um den Äquator bauen. Wenn wir das Klima ernsthaft retten wollten, müssten wir uns schleunigst vom Werkstoff Beton verabschieden. Als Alternative wird immer wieder Holz ins Spiel gebracht. Aber die Dimension des Problems ist zu groß, um es mit der Biomasse erschlagen zu können.
Wir Menschen brauchen mehr Material, als uns die Natur geben kann. Dieser Botschaft eine Impfung, einen neuen Präsidenten, ein vereintes oder entzweites Europa oder ein neues Geldsystem entgegenstellen, ändert an der Bedrohung unseres Habitats durch uns selbst nichts. Auch die deutsche Energiewende und der europäische Green Deal werden nicht fruchten, denn beides verschlingt noch mehr Material.
Die Botschaft stellt klar, dass nun eine ganz andere Form von Kreativität gefragt ist, als wir derzeit zulassen. Gesellschaftliche Visionen, die auf schnellere Technologieentwicklung und Wirtschaftswachstum setzen, tragen genauso wenig zum dauerhaften Erhalt unseres Habitats bei wie die programmatische Rückkehr zu alten Zeiten, in denen wir unbeschwerter lebten, weil weniger Menschen auf die Natur einwirkten.
Die Botschaft fordert uns dazu auf, ein stabiles Gleichgewicht von Mensch und Natur herzustellen. So ein Gleichgewicht hat die Menschheit in der jüngeren Geschichte schon einmal erreicht, als sie im Begriff stand, unser Habitat mit Atombomben zu zerstören. Im Bewusstsein dieser Wirkmacht kam sie zur Vernunft, bis heute.
Mineralöl ist übrigens auch Biomasse. Die biogene Produktionsquote ist allerdings unzureichend, um unseren überbordenden Bedarf laufend zu decken. E-Fuels können ein angemessener Ersatz dafür sein, aber nicht in den Mengen, die heute als Mineralöl gehandelt werden. Solche Energiemengen können durch keine Alternative ohne Umweltzerstörung aufgebracht werden.
Nationaler Markt
Der nächste Kommentar zur Entwicklung der Heizölpreise erscheint Montag nach Weihnachten. Aber auch ohne Preise gibt es etwas zu anzumerken, wie dieser Beitrag hoffentlich zeigt.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil