Internationaler Markt
Am Ölmarkt ist die Zeit der Corona-Impfstoffe ausgebrochen. Sie sind Hoffnungsträger für Nachfrage und Normalität. Jede Andeutung von Einsatzbereitschaft treibt die Ölnotierungen höher. So geradlinig wie Finanzjongleure die Zukunft jetzt handeln, wird sie aber nicht verlaufen. Bis die eingefallene Wirtschaftsdynamik zurück auf dem Niveau von 2019 ist, werden auch im besten Fall viele Monate vergehen, Monate mit reduziertem Ölverbrauch in nachfragestarken Staaten.
Im klimabewussten Europa sollte mindestens darüber diskutiert werden, ob die Rückkehr zu alter Wirtschaftsdynamik überhaupt gewollt ist. In der ersten Hälfte dieses Jahres ist der CO2-Ausstoß dank der Corona-Krise nämlich so stark gesunken wie durch kein anderes Ereignis zuvor, stärker als zu Beginn der Geld- und Finanzkrise 2008, stärker als während der Ölkrise 1979 und stärker als im Zweiten Weltkrieg. Man darf gespannt sein, wie das Jahresemissionsergebnis 2020 ausfallen wird. Eines ist indes jetzt schon klar, Verhaltensänderung ist der einflussreichste Hebel zur Klimarettung.
Politisch ist Verhaltensänderung im Vergleich zu Technikänderung eine Randerscheinung. Die europäischen Ziele zur Klimarettung sind im European Green Deal beschrieben, einem Wirtschaftsprogramm zur Transformation der Energiesysteme. Die deutschen Ziele wurden bereits vor zehn Jahren mit der Energiewende definiert. Sie lauten im Einzelnen für das Jahr 2050, Senkung des Primärenergieverbrauchs um 50 Prozent, Senkung des Primärenergieverbrauchs in Gebäuden um 80 Prozent, Senkung des Stromverbrauchs um 25 Prozent jeweils gegenüber 2008, Steigerung der Erneuerbaren Energien am Endenergieverbrauch auf 60 Prozent und am Stromverbrauch auf 80 Prozent.
Das Primat wirtschaftlichen Wachstums gemessen in der Metrik des Bruttoinlandsprodukts führt unter anderem dazu, dass der Strombedarf bis 2050 nicht sinken, sondern um über 60 Prozent steigen wird. Kohle, Öl und Gas sollen durch Strom aus Wind- und Sonnenkraftwerken und durch Wasserstoff ersetzt werden. Dabei wird der Wasserstoff ebenfalls mit Strom aus Wind- und Sonnenkraftwerken erzeugt. Diese Kraftwerke sollen vornehmlich auf heimischen Boden- und Wasserflächen installiert werden. Immerhin, langsam setzt sich auch in Berlin die Erkenntnis durch, dass die Sonne in Wüstenregionen dieser Erde doppelt soviel Ertrag bringt wie hier und dass mit dem dort erzeugten Wasserstoff direkt flüssige Energieträger (e-Fuels) hergestellt werden können, die Benzin, Diesel und Heizöl vollständig ersetzen. Transport, Lagerung und Verkauf dieser klimaneutralen Flüssigkeiten erfolgt mit den bestehenden Infrastrukturen für Mineralöl.
Der Drang zum Aufbau entsprechender Strukturen ist in den klassischen Ölländern rund um den persischen Golf und in Nordafrika vergleichsweise gering, da die Förderung von Erdöl billiger ist und für seine Verwendung noch sehr lange ein globaler Markt existieren wird. Um das zu ändern, bedarf es starker europäischer Unterstützung. Wie das gehen kann, zeigt ein groß angelegtes Gemeinschaftsprojekt zur e-Fuel-Herstellung zwischen Marokko und Deutschland. Bis derartige Projekte der Produktion von mineralischen Ölmengen nur ansatzweise ebenbürtig werden, werden sich OPEC und Freunde über Produktionsräson streiten, nicht wegen des Klimas, sondern wegen der Ölpreise, die latent einsturzgefährdet sind. Ende November geht der Streit darüber auf einer Vollversammlung in die nächste Runde. Es wird zunehmend schwieriger, die Allianz der Kürzungswilligen zusammenzuhalten.
In diesen Tagen ist die Lage der Allianz ausnahmsweise entspannter. An den Ölbörsen hat sie die Unterstützung der impfstoffbegeisterten Finanzszene. Die jubelt vieles in die Höhe, was bisher nicht ging. So auch heute Morgen. Die Ölnotierungen steigen kräftig.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 43,28 Dollar und das Barrel Brent zu 46,01 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 371,50 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8422 Euro. Damit kostet der Euro 1,1870 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise tendieren aufwärts, wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt. Der Drang nach oben kommt von den internationalen Börsen. Dort lässt man der Erwartung auf Corona-Impfstoffe freien Lauf. Dieser Lauf kann sich bis zum realen Start der Impfungen fortsetzen. Danach dürfte das Mengenproblem sichtbar werden und eine Korrektur veranlassen.
Der Binnenmarkt für Heizöl ist nach wie vor belebt. Kunden platzieren munter die zweite oder dritte Order in diesem Jahr, um vor dem Jahresende einen vollen Tank zu haben. Die Dezemberlieferungen sind mittlerweile weitgehend ausgebucht. Die Noch-Beobachter zeigen ihre Unsicherheit bezüglich günstigerer Heizölpreise durch täglich wechselnde Einschätzungen. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem moderaten Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.
Die Heizölpreistrends haben einen Teil ihrer allgemeinen Freundlichkeit mit dem Aufwärtstrend im kurzfristigen Bereich verloren. Die anderen Zeitbereiche stellen nach wie vor Abwärtsaussichten dar. Wichtiger als die Trendentwicklung ist in diesen Tagen das Wissen um einen erheblichen Preisanstieg durch die Einführung der CO2-Steuer als reines Tagesereignis. Es wird zu einem nicht trendkonformen Sondereffekt kommen.
Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Angesichts der bevorstehenden Steuerhöhung ist ein Kauf immer sinnvoll, wenn die Lieferung noch in diesem Jahr erfolgt.
Spartipp: Wir weisen darauf hin, dass fossile Energieträger ab dem 1.1.2021 mit einem CO2-Aufschlag belegt werden. Für Heizöl beträgt er gut 8 Cent pro Liter. Darüber hinaus wird die Mehrwertsteuer wieder auf 19 Prozent angehoben. Insgesamt ist eine Preiserhöhung von 9 Cent pro Liter zu erwarten. Für eine 3.000 Liter Bestellung ergibt sich ein Mehrpreis von 270 Euro. Planen Sie also Ihren Heizölkauf vorausschauend und behalten Sie die Lieferfristen im Blick! Für Lieferungen bis zum 31. Dezember 2020 entfallen CO2-Aufschlag und Mehrwertsteuererhöhung
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil