Internationaler Markt
Verkehrte Welten: Im März und April fielen die Rohölpreise wie ein Stein, aber Heizöl blieb vergleichsweise teuer. Jetzt ist es umgekehrt: Die Heizölpreise sind auf dem niedrigsten Stand seit über vier Jahren, aber Rohöl steht wieder auf dem Niveau vom März.
Erstmals seit dem offiziellen Beginn der weltweiten Pandemie springt Brent-Rohöl über 45 Dollar. Damit brechen die Ölpreise nach oben aus, denn seit Ende Juni blieben sie zunächst bei nur geringen Schwankungen knapp über 40 Dollar. Lange blieb unklar, ob der Ausbruch nach oben oder nach unten erfolgt.
Den Ausschlag gab vielleicht der schwache Dollar, der Öl für alle anderen Währungsräume merklich verbilligt hat. Hinzu kommen die starken Aktienmärkte, die vom billigen Geld und positiven Konjunkturmeldungen profitieren. Die scheinbar höheren Risiken in Nahost nach der verheerenden Explosion in Beirut sowie die Meldungen über Impfmittel gegen Coronaviren geben den Ölpreisen im Moment einen weiteren Push nach oben.
Gestern half zudem der wöchentliche Lagerbericht des US-Energieministeriums (DOE). Er vermeldete den zweiten starken Abbau der Rohölvorräte in Folge. Sie schrumpften in der letzten Woche um 7,4 Mio. Barrel. Das ist zwar etwas weniger als die Daten vom Branchenverband API einen Tag zuvor vermuten ließen, aber die Größenordnung stimmt.
Zudem belasteten höhere Importe und schwächere Exporte den Markt: In der Berichtswoche flossen 9 Mio. Barrel mehr als in der Vorwoche in den amerikanischen Markt. So gesehen, ist der Lagerabbau umso überraschender. Verantwortlich dafür sind nicht zuletzt die Raffinerien, die mehr als erwartet produzierten. Das baute die Rohölvorräte ab, während die Produktlager in etwa stabil blieben.
Die heimische Rohölförderung in den USA sank leicht auf 11,0 Mio. Barrel pro Tag und liegt nun geschätzt 1,3 Mio. unter dem Vorjahr. Vielleicht sogar noch stärker, denn belastbare Zahlen für den Mai zeigen einen historisch einmaligen Einbruch um 2,0 Mio. Barrel pro Tag. Damit wirkt die These, dass die Schieferölfirmen wieder Tritt gefasst haben, unsicherer denn je, zumal auch die Bohrtätigkeit in den letzten Wochen entgegen den Erwartungen stagnierte.
Hier die Zahlen des US-Energieministeriums (DOE) und des US-Branchenverbandes (API) im Überblick:
Rohöl: -8,6 Mio. Barrel (API) bzw. -7,4 Mio. Barrel (DOE)
Heizöl und Diesel: +3,8 Mio. Barrel (API) bzw. +1,6 Mio. Barrel (DOE)
Benzin: -1,7 Mio. Barrel (API) bzw. +0,4 Mio. Barrel (DOE)
Ölproduktion: 11,0 Mio. Barrel pro Tag (1,3 Mio. unter Vorjahr)
Nachfrage: 13,5% unter Vorjahr
Die Endnachfrage ist offenbar noch immer weit vom Vorjahresstand entfernt, wie die Zahlen zeigen. Die News aus dem Ölmarkt allein werden die Ölpreise also nicht Richtung 50 Dollar hieven können. Aber für den Moment überwiegt bei den Tradern eine optimistische Grundhaltung.
Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht heute Morgen bei 42,39 US-Dollar je Barrel. Die Nordseesorte Brent kostet 45,49 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasöl notiert bei 379,25 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,8406 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,1894 Dollar.
Nationaler Markt
Heizöl bleibt auch heute Morgen in der Nähe des Jahrestiefs. Der Durchschnittspreis liegt zwischen 40 bis 41 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Erneut entschärft der starke Euro den Anstieg bei den Rohölpreisen.
Da der Heizölmarkt eher ruhig ist, wirkt die Versorgungslage landesweit entspannt. Die Knappheitspreise und die extremen Händlermargen vom Frühjahr sind weit weg. München ist jetzt sogar zeitweise billiger als der Landesdurchschnitt. Das schien vor wenigen Monaten noch undenkbar.
Die extrem niedrigen Heizölpreise sorgen jedoch dafür, dass der Markt nicht einschläft. Die Kaufbereitschaft der Kunden, die eine Bestellung erwägen, ist hoch. Das Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Zahl der Käufe und Preisanfragen ins Verhältnis setzt, steht auf der zweithöchsten Stufe.
Dazu passt der geschrumpfte Preisoptimismus, der wohl auf die steigenden Rohölpreise zurückzuführen ist. Nur noch drei Viertel der Stimmen in der täglichen Umfrage erwarten einen erneuten Preiseinbruch beim Heizöl. In der letzten Woche waren es über 90 Prozent. Die Preiskorridore in den Charts wirken hingegen ungerührt. Sie zeigen nach wie vor in allen Zeitperspektiven nach unten.
Was tun? Die Heizölpreise profitieren im Moment vom starken Euro und der Entspannung im deutschen Heizölmarkt. Beides könnte schon im nächsten Monat schwinden, wenn der Herbst allmählich in Sicht kommt. Wer also ohnehin bald bestellen muss, findet jetzt ein günstiges Umfeld. Wer spekulieren will, kann zwar auf die nach wie vor schwache Verfassung im weltweiten Ölmarkt setzen. Aber der Spielraum nach unten wirkt begrenzt.
Wenn Sie die Heizölpreisentwicklung optimal ausnutzen wollen, sollten Sie aber in jedem Fall genau wissen, wie viel Platz in Ihrem Tank ist. Der esyoil e-Peilstab plus hilft Ihnen dabei. Mit ihm können Sie Ihren nächsten Heizölkauf noch besser planen.
Doch nichts ist billiger als eingespartes Heizöl: Entwickeln Sie verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen, um Ihre Kosten zu senken und die Umwelt zu schonen.
Übrigens: Es gibt immer wieder Missverständnisse darüber, was das Klimapaket der Bundesregierung für Ölheizungen bedeutet. Die Folgen sind weniger einschneidend als oft dargestellt: Bestehende Ölheizungen können ohne Einschränkungen weiterlaufen. Ab dem Jahr 2026 sollen lediglich neue Ölheizungen (auch Ersatzgeräte) regenerativ ergänzt werden, also etwa mit Solarwärme für Brauchwasser. Aber auch hier gibt es viele Ausnahmen, wenn z.B. kein Gas- oder Fernwärmeanschluss vorhanden ist oder wenn die Kosten unverhältnismäßig hoch wären.
Quelle: esyoil