Internationaler Markt
Die Ölpreise bewegen sich seit Mitte Juni seitwärts. Nach den Verwerfungen der letzten Monate, Preiskrieg der Ölproduzenten, Corona-Schock, negativer Ölpreis in den USA, Geldflut der Zentralbanken und Ölpreiserholung, scheint nun Ruhe in die Preisbildung einzukehren. Es gibt derzeit wenig Anlass, höhere Notierungen zu erwarten. Wenn es in den nächsten Monaten überhaupt zu einer starken Preisbewegung kommen sollte, würde diese eher in die negative Richtung führen. Auslöser kann eine zweite Corona-Welle oder ein zweiter von Saudi-Arabien ausgerufener Preiskrieg sein.
Der preislich ausgereizte Anstieg wird an der Reaktion auf die jüngsten Bestandsdaten der USA deutlich. Sie weisen einen erheblichen Rückgang insgesamt und speziell für Rohöl auf. Ein starker Preisanstieg wäre daher naheliegend. Er blieb aus. Argument des Tages war der mit den Daten bekanntgegebene Nachfragerückgang. Argument über den Tag hinaus ist die generelle Sorge über den Fortgang der Pandemie und zur wirtschaftlichen Erholung. So rechnet man beispielsweise nicht damit, dass die kraftstoffintensive Fliegerei vor Ablauf von zwei bis drei Jahren zum alten Nachfrageniveau zurückkehrt. Die Skepsis geht so weit, dass langfristige Prognosen zum maximalen Ölbedarf der Menschheit nennenswert reduziert werden.
Die Zahlen zur wöchentlichen Veränderung der US-Lagerbestände geben die zuständigen Institutionen DOE (Department of Energy) und API (American Petroleum Institute) wie folgt an:
Rohöl: -7,2 Mio. Barrel (DOE) bzw. -8,2 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: -0,6 Mio. Barrel (DOE) bzw. -2,6 Mio. Barrel (API)
Benzin: +1,2 Mio. Barrel (DOE) bzw. -2,5 Mio. Barrel (API)
In Summe ergibt sich ein Abbau von 6,6 (DOE) bzw. 13,3 (API) Mio. Barrel. Die Auslastung der Raffinerien ist gestiegen. Man sieht dem Wert von 76 Prozent aber weiterhin die Krise an. Ordentliche Auslastungen liegen oberhalb von 90 Prozent.
Saudi-Arabien ist mit dem Kürzungsverhalten einiger Kombattanten der Allianz zur Stabilisierung der Ölpreise unzufrieden. Sie wurden dem Vernehmen nach mit der Drohung, ihren Kunden deutlich günstigeres Öl aus eigenen Beständen anzubieten, konfrontiert. De facto handelt es sich um eine Preiskriegsdrohung. Die angesprochenen Länder, Irak, Nigeria, Angola, sind notorische Quotenbrecher in der Allianz. Diese hat die insgesamt plangerechte Reduzierung der Produktion einer Übererfüllung der Zusagen durch Saudi-Arabien, Kuwait und Vereinigte Arabische Emirate zu verdanken.
Unter den diversen Einflüssen, die die Ölpreise bewegen, wird die Nachfrage die größte Aufmerksamkeit bekommen. An ihr hängt die Stimmung der Finanzjongleure. In ihr steckt die ganze menschliche Unsicherheit zur allgemeinen Lage der Welt. Heute Morgen sehen wir eine leidlich bewegte Ölbörse mit Preisen auf dem gestrigen Niveau.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 40,15 Dollar und das Barrel Brent zu 42,41 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 360,75 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8873 Euro. Damit kostet der Euro 1,1271 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise geben nach, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Sie befinden sich entgegen der Entwicklung am Weltmarkt weiterhin in der Nähe der langfristigen Tiefpreise. Daran dürfte sich alsbald wenig ändern, denn die Belieferungslage in Deutschland wird immer entspannter. Der Wettbewerb unter den Anbietern sorgt wieder für knapp kalkulierte Heizölpreise. Das war zur Hochzeit der Nachfrage, als die Weltmarktpreise daniederlagen, nicht der Fall.
Im Binnenmarkt werden noch alte Aufträge ausgefahren. Neue Aufträge kommen mittlerweile gemächlich herein. Die Hoffnung auf günstigeres Heizöl wird von Kunden derweil sehr hoch gehalten. Das Interesse an Heizöl ist allgemein deutlich gesunken. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.
Die Heizölpreistrends geben sich noch als Mutmacher für die Spekulation auf fallende Preise. In allen Zeitbereichen werden Abwärtsaussichten dargestellt, kurzfristig allerdings mit deutlich reduziertem Gefälle.
Das Tiefpreis-System zeigt in einigen Regionen Deutschlands Kaufsignale.
Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Greifen Sie zu, die Heizölpreise sind klare Kaufpreise.
Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil