Internationaler Markt
Die Weltwirtschaft ist schwer demoliert. Notenbanken und Politik haben sie auf die Intensivstation gelegt. Nun ringt man mit nie geübten Maßnahmen darum, sie am Leben zu halten. Ob sie je wieder aus eigenen Kräften funktionieren wird oder ob sie vollständig sozialisiert werden muss, wissen wir derzeit nicht. Zum Trost: Sollte diese Wirtschaft sterben, wird es eine neue geben. Vielleicht wird die sogar gerechter.
Die allgemeine Bebilderung trifft auch auf die Ölwirtschaft zu. Die ist übrigens schon seit Generationen überwiegend staatlich organisiert. Die bekannten und unbekannten freien Unternehmen bewegen kaum ein Viertel der geförderten Volumina. Die Intensivstation bleibt auch diesem Markt nicht erspart. Ausdruck findet die große Verunsicherung in den Preisnotierungen. Die jagen zwischen Absturz und Erholung erratisch hin und her.
Nach den negativen Preisen am Montag und Dienstag folgten am Mittwoch und Donnerstag positive Notierungen, die bis 150 Prozent über die Preistiefs hinaufschossen. Spekulativ ist noch mehr drin. Das Verlustrisiko ist aber unermesslich hoch. Vermutlich werden wir in einem Monat wieder negative Preise sehen, weil Finanzjongleure, die auf den schnellen Dollar spekulieren, den dann zur Lieferung von Öl anstehenden Kontrakt loswerden müssen. Die an den Kontrakt gebundene Ware wollen sie auf keinen Fall übernehmen. Das können sie mangels Tankraum gar nicht.
Diese Umstände gelten für US-Rohöl der Sorte WTI (West Texas Intermediate). Europäisches Öl der Sorte Brent stürzte noch nicht unter null. Im Verlauf der Woche wurde sein bereits stark geschundener Wert aber fast halbiert. Derzeit wirkt er erholt. Ein ähnlicher Absturz wie in den USA kann gleichwohl nicht ausgeschlossen werden. Wir wissen schließlich nicht, was uns im Laufe dieser Krise noch droht.
OPEC und ihre Alliierten zur Rettung des Ölpreises melden sich derweil relativ schüchtern zu Wort, um den Beginn ihrer jüngst beschlossenen Förderkürzungen anzukündigen. Derlei Kommunikation wirkt wie das Pfeifen im Walde, denn welche Menge auch immer derzeit weggekürzt wird, sie ist zu gering, um die Nachfragezerstörung ausgleichen zu können. Auf Markterholung wird kein vernünftiger Finanzjongleur spekulieren.
Die Hoffnung der Finanzszene richtet sich an Notenbanken und Politik aus. Geldschöpfung und staatliche Hilfen sind die Spekulationen des Augenblicks. Die, die einst vollständig befreite Märkte einforderten, setzen heute als letzte Hoffnung auf ihre Übernahme durch die Institutionen. Ihr Hoffnungsträger ist der ungeliebte und unberechenbare Präsident der USA. Dieser Vertreter des neoliberalen Kapitalismus will die US-Ölschieferindustrie retten. Die ist eigentlich schon tot, besiegt von Russland, Saudi-Arabien und Corona. Es war nicht Unvermögen, es war ganz viel Pech.
Heute, am Freitagmorgen, schwingen die Ölbörsen mit seitwärts bewegten Notierungen aus. Sie haben in dieser Woche Unfassbares erlebt. Etwas Durchatmen sollte allen Teilnehmern gegönnt werden. Ihre Leidenszeit ist damit in keiner Weise beendet. Die wilde Fahrt wird weitergehen.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 16,77 Dollar und das Barrel Brent zu 21,79 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 216,50 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9317 Euro. Damit kostet der Euro 1,0733 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise arbeiten sich abwärts, wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt. Der Trend ist nach wie vor intakt. Er beruht nicht nur auf Finanzspekulationen, er hat ein längerfristiges physisches Fundament. Dass er den Preissturz am internationalen Markt nicht eins zu eins wiedergibt, liegt an der enormen Auftragsflut und der begrenzten Logistikkapazität im Binnenmarkt. Hier erzeugt Verbrauchernachfrage Angebotsknappheit. Wenn die ohnehin gut gefüllten Kundentanks gänzlich befüllt sind, wird der Heizölpreis deutlich günstiger sein. Die Tiefs vom Januar 2016 sollten dann unterschritten werden.
Längst nicht alle Beobachter der Heizölpreise werden in diesen Tagen zu Kunden. Die Überzeugung, dass Heizöl noch günstiger wird, ist nicht erloschen. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf höchstem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem ordentlichen Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.
Die Heizölpreistrends sind Mutmacher für die Spekulation auf fallende Preise. In fast allen Zeitbereichen werden Abwärtsaussichten dargestellt. Einzig in der kurzfristigen Ansicht zeigt der Einfluss des knappen Angebots im Binnenmarkt einen wechselbereiten Trend.
Das Tiefpreis-System zeigt in fast allen Regionen der Republik Kaufsignale.
Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Die Heizölpreise sind klare Kaufpreise. Allerdings kann der Preisverfall weitergehen. Es bleibt eine Marktlage für Spekulanten.
Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil